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KULTURTIPPS
Hochbegabte Pianisten in neuer Konzertreihe Elektrisierende Musik mit Trio Zimmermann Robert Forster schreibt seine Memoiren
Klassik Irgendwann ist es immer das erste Mal: dass sie hinaus in die Manege müssen, in die freie Wildbahn. Sie haben einen Wettbewerb gewonnen, doch jetzt wartet das ganz große Publikum auf sie. In Düsseldorf gibt es für junge Pianisten jetzt eine neue Konzertreihe: In „Talente entdecken“im Museum Kunstpalast zeigen angehende Tastenhelden ihr Können. In Kooperation mit den Heinersdorff-Konzerten lässt das Museum an vier Abenden Gewinner internationaler Klavierwettbewerbe im Robert-Schumann-Saal auftreten. Den Auftakt macht am Donnerstag, 19. Oktober, um 20 Uhr, Shuan Hern Lee, Gewinner seiner Altersklasse der „Robert Schumann Competition“Düsseldorf 2017, mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Robert Schumann. Der Eintritt kostet 22 Euro, ermäßigt acht Euro. Infos zur Reihe unter www.heinersdorff-konzerte.de. w.g. Klassik Zu den einschneidendsten Momenten der Filmgeschichte zählt die Adrenalin-Injektion, die Uma Thurman in „Pulp Fiction“nach einem Kollaps mit Herzstillstand verabreicht bekommt. Bei dieser Szene gucken selbst hartgesottene Cineasten weg. Der Komponist Arnold Schönberg hat die Prozedur am eigenen Leib erlebt. Im August 1946 erlitt er, längst unter üblen finanziellen Bedingungen in den USA lebend, einen schweren Herzinfarkt; nur eine Adrenalin-Spritze ins Herz konnte ihn zurückholen.
Tage zuvor hatte er mit der Komposition seines Streichtrios op. 45 begonnen. Die Nahtod-Erfahrung floss unmittelbar in den Kompositionsprozess ein. Thomas Mann schrieb später, Schönberg habe ihm alle Details des Stücks geschildert: „Er behauptete, er habe darin seine Krankheit und ärztliche Behandlung samt Krankenpfleger dargestellt.“Sogar humoristische Momente gibt es in dem Stück; von einigen Akkorden darf man annehmen, dass sie die Spritze ins Herz darstellen.
Diese Musik kann man jenseits ihrer biografischen Aspekte, also ihres geheimen Programms, auch als absolute Musik hören, doch keiner sollte sich von der Tatsache schrecken lassen, dass es sich hier um Zwölftonmusik handelt. Man kann Biographie Erst auf Seite 34 dieses Buches fällt zum ersten Mal der Name Grant. Und von den Go-Betweens ist sogar erst auf Seite 40 die Rede. Doch schon vom ersten Satz an ist „Grant & Ich“(Heyne Hardcore), die Geschichte der „außergewöhnlichen Freundschaft“zwischen Autor Robert Forster und seinem kongenialen Kumpel Grant McLennan, ein großes Lesevergnügen. Robert Forster berichtet anekdotenreich und mit einem hohen Maß an Empathie von der gemeinsamen Studentenzeit und den Lehr- und Wanderjahren ihrer gemeinsamen Gitarrenpop-Gruppe, den großartigen Go-Betweens. Und gleichwohl auch (bisweilen erfolgreichere) Weggefährten wie The Smiths, Edwyn Collins, R.E.M. oder Nick Cave ihren Platz finden, ist es insbesondere im ersten Abschnitt der Bandhistorie in den 1980er Jahren oft eine Geschichte des Scheiterns. Aber die sind, das weiß man ja, oft die besten. ahu diese Musik fabelhaft hören, es gibt sogar Walzerepisoden, die eine Art Nostalgie des Lebensrückblicks im Angesichts des Todes symbolisieren. Geradezu handgreiflich wird die erregende Intensität der Musik in der neuen CD mit dem Trio Zimmermann (mit dem Geiger Frank Peter Zimmermann, dem Bratscher Antoine Tamestit und dem Cellisten Christian Poltéra), dessen Spiel et- was Elektrisierendes hat: eine ungewöhnliche Reaktionsschnelligkeit, eine hohe Musikalität, die das Expressive aus den Linien schält, und eine fast unheimliche Brillanz des Spiels, die jeden Ton gleichwohl in den Dienst des Werks stellt. Diese Perfektion des Musizierens adelt auch die Wiedergabe der beiden Hindemith-Quartette, die an technischer Komplexität fast nicht zu übertreffen sind. Selbst haarsträubend schwierige Passagen geraten atemberaubend genau. So grandios gespielt, verliert selbst schwierige Musik jeden Schrecken (erschienen bei BIS). Wolfram Goertz