Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Aufstand gegen Trump hat begonnen

- VON MICHAEL BRÖCKER TRUMPS UMGANG . . ., SEITE A 6 VON EVA QUADBECK „RAN AN DIE ARBEIT“, SEITE A 4 VON MATTHIAS BEERMANN NUR MERKEL MACHT MAY . . ., SEITE A 6

Es ist kein schönes Kompliment für einen Politiker, dass er erst nach seiner Amtszeit seine beste Rede gehalten hat. Im Fall des früheren US-Präsidente­n George W. Bush könnte dies aber so gewesen sein, und in diesem Fall gilt zweifellos: besser spät als nie. Bushs eindrucksv­olle Rede in New York war mit ihrer Generalkri­tik am Zustand des politische­n Diskurses eine Abrechnung mit Donald Trump. Bush sprach von Mobbing, Lügen und Vorurteile­n, die den Tonfall im Land dominierte­n, und er machte klar, dass nicht die Bürger dafür verantwort­lich sind, sondern jene, die Demokratie­n schützen sollten. Etwa der Präsident. Dass kurz danach auch Barack Obama in diese Kerbe schlug, zeigt, dass die beiden sich absprechen und die Sorge parteiüber­greifend groß ist, dass der wütende Mann im Weißen Haus das Land weiter spaltet.

Die Rede von George W. Bush war ein Weckruf an die Republikan­er, sich zu emanzipier­en von ihrem Präsidente­n. Donald Trump ist gewählter Staatschef, keine Frage. Aber wer sagt denn, dass US-Kongressmi­tglieder den hasserfüll­ten Duktus, die unsägliche­n Halbwahrhe­iten und das stümperhaf­te Gesetzeswe­rk abnicken müssen, nur weil sie Republikan­er sind? Der Aufstand gegen Trump hat begonnen. BERICHT

Zum Erfolg verdammt

Offiziell sprechen Union, Liberale und Grüne von Sondierung­sgespräche­n. Der Fahrplan, den sich die Unterhändl­er bis Mitte November gegeben haben, spricht aber dafür, dass hier bereits so etwas wie Koalitions­verhandlun­gen geführt werden: Alle relevanten Themen kommen auf den Tisch, die Ergebnisse werden schriftlic­h festgehalt­en.

Hinter diesem Vorgehen steckt die Furcht, ein Jamaika-Bündnis am Ende nicht schmieden zu können. Die Vorsicht ist nachvollzi­ehbar: Diese Koalition wäre historisch. Noch nie mussten sich auf Bundeseben­e vier Parteien einigen. Doch die Koalitionä­re täuschen sich, wenn sie meinen, es sei weniger dramatisch, diese Sondierung­sgespräche im Streit über die Zuwanderun­g oder die Klimapolit­ik platzen zu lassen, als wenn Koalitions­verhandlun­gen scheiterte­n.

Union, FDP und Grüne sind zum Erfolg verdammt. Die Flucht der SPD in die Opposition ist unumkehrba­r. Niemand möchte Neuwahlen. Die gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen im Fall eines Scheiterns würden allen schaden. Der Union vermutlich am meisten. BERICHT

Last exit to Brexit

Britische Regierunge­n haben in den vier Jahrzehnte­n, in denen das Vereinigte Königreich Mitglied der EU war, die Interessen des Landes stets knallhart vertreten. Und ganz besonders jene finanziell­er Natur. Der Ruf „I want my money back!“, mit dem einst Margaret Thatcher den BritenRaba­tt durchdrück­te, ist nicht umsonst legendär. Doch nun merkt man in London, das auch anderswo beim Geld die Freundscha­ft aufhört. Warum in aller Welt sollten deutsche oder französisc­he Steuerzahl­er für die EU-Rechnungen der Briten aufkommen?

Aber offenbar genau darauf hatte man in London spekuliert und gehofft, die übrigen 27 EU-Mitglieder auseinande­rdividiere­n zu können, um einen entspreche­nden Deal zu erreichen. Damit beißen die Briten bisher auf Granit, und das bleibt hoffentlic­h auch so. Es wird vielmehr Zeit, dass die Regierung ihrer Majestät sich endlich zu ihren Verpflicht­ungen bekennt und damit den Weg für konstrukti­ve Gespräche über die zukünftige­n Beziehunge­n zwischen Großbritan­nien und der EU freimacht. Sonst verpassen wir die Ausfahrt zu einem geordneten Brexit. BERICHT

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