Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Klaus Kinkel soll Schiedsrichter-Streit schlichten
FRANKFURT/M. (sid) Klaus Kinkel übernimmt: Der SchiedsrichterStreit beim Deutschen FußballBund (DFB) landet bei der neuen Ethikkommission. Das unabhängige Gremium des früheren Außenund Justizministers Kinkel (80) muss entscheiden, wie mit den schwerwiegenden Vorwürfen von Manuel Gräfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug umgegangen wird – und welche Konsequenzen gegebenenfalls gezogen werden.
„Wir sind zuversichtlich, dass der für das gesamte deutsche Schiedsrichterwesen belastende Vorgang von dieser unabhängigen Instanz ergebnisoffen aufgearbeitet werden kann“, sagte der zuständige DFBVizepräsident Ronny Zimmermann am Freitag. Kinkel prüft den Fall nach SID-Informationen bereits.
Im Kern werden Fandel und Krug fehlende Transparenz, Vetternwirtschaft und schlechter Führungsstil vorgeworfen, auch von Mobbing ist die Rede. Die beiden Funktionäre
Als Klaus Toppmöller noch zu den Großen der deutschen Trainerszene zählte, ließ er zu Mannschaftsbesprechungen einen leibhaftigen Adler in die Kabine schleppen. Heute lebt er als rüstiger Rentner im Eifelstädtchen Rivenich und spielt gern mit seinen vier Enkeln. Aber das ist eine andere Geschichte.
Sein Amtsbruder Christoph Daum, der um ein (Achtung: Witz) Haar (!) mal Bundestrainer geworden wäre, schickte die Spieler von Bayer Leverkusen barfuß über Glasscherben. Es sollte ihnen beweisen, was sie so alles können, wenn sie es nur wollen. Und es hatte deshalb etwas mit Psychologie zu tun – Fußball-Psychologie, die immer ein bisschen nach Volkshochschule klingt. bekleiden hohe Positionen im Schiedsrichterwesen. Fandel ist Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, Krug als DFB-Projektmanager unter anderem verantwortlich für den Videobeweis.
Der erfahrene Unparteiische Gräfe (225 Bundesliga-Einsätze) hatte öffentlich von einem krankenden System unter Fandel und Krug berichtet, in dem Beeinflussung und Manipulation von Untergebenen an der Tagesordnung stünden. Der vierstündige „Friedensgipfel“am zwang, ist nur ein Beispiel. Rationalisten betrachten diesen Opportunismus im durchkommerzialisierten Sport vergleichsweise kühl. Fußballromantiker reagieren deutlich emotionaler.
Herrlich hat aus der Vergangenheit gelernt. Bei seiner Vorstellung in der BayArena betonte er, dass die Vorderseite des Trikots – das Vereinswappen – wichtiger sei als der Name des Spielers auf dem Rücken. Der Star ist das Kollektiv. Im Kontext seiner Vergangenheit klingt das nur auf den ersten Blick heuchlerisch. Die Wahrheit ist: Herrlich ist jetzt 45 und nicht mehr 23. Die Frage, ob er heute noch einmal so handeln würde, verneint er.
Das kleine rheinische Derby heute (15.30 Uhr) bietet auch ohne Ausflüge in die Vergangenheit reichlich Gründe, sich darauf zu freuen. Für Bayer 04 auf Platz zwölf (neun Punkte) geht es darum, die eklatante Auswärtsschwäche zu beheben und die Punktausbeute aufzupolieren. Mit einem Sieg wäre Bayer wieder näher dran an den internationalen Plätzen – von denen Gladbach als Fünfter einen innehat.
Der frühere Außenminister soll sich mit den Vorwürfen gegen Herbert Fandel und Hellmut Krug auseinandersetzen.
Dienstag in Frankfurt am Main hatte keine Einigung gebracht – im Gegenteil wurden Gräfes Vorwürfe von Schiedsrichter-Sprecher Felix Brych offensichtlich in weiten Teilen untermauert.
Die Ethikkommission wird nun alle Beteiligten befragen müssen. Der Schiedsrichter-Streit wird dabei zum ersten in der Öffentlichkeit verfolgten Fall des Gremiums, das im vergangenen Jahr auch als Konsequenz des Sommermärchen-Skandals ins Leben gerufen wurde. „Wir
Jürgen Klinsmann wollte weit höher hinaus. Deshalb dekorierte er den Spielerbereich bei Bayern München mit Buddha-Figuren. Sie waren daher bald den fernöstlichen Weisheiten so nah, dass sie irdischen Aufgaben auf den Rasenfeldern der Welt eher zurückhaltend begegneten. In Barcelona ließen sie sich 2009 im Europacup mit 4:0 von besagtem Feld schießen.
Thomas Tuchel brachte 2015 einen Koffer voller Ernährungspläne mit zu seinem neuen Arbeitgeber Borussia Dortmund. Monatelang wetteiferten Klubangestellte und der Fußballlehrer in der Kunst, täglich weniger Pfunde auf die Waage zu bringen, bis am Ende aus den Pfunden nur noch ein paar Gramm wurden. Das war wahrscheinlich der tiefere Grund für sein Scheitern werden in ethischen Fragen von herausragenden Fachleuten beraten“, hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel damals gesagt.
Bestätigt wurden Gräfes Vorwürfe gestern vom früheren Unparteiischen Babak Rafati, der 2011 versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. „Ich habe es ja selbst erlebt – und ich habe es am Ende überlebt. Damals wurde das als Einzelschicksal abgestempelt. Jetzt bestätigen andere Betroffene, dass es nicht so ist“, sagte Rafati bei Sport1.
Zähneputzen gegen die Krise
in Dortmund. Weniger Gewicht konnte ohne (Achtung: schon wieder Witz) schwer(!)wiegende Folgen nicht mehr zugemutet werden.
Die deutsche Nationalmannschaft vertraut seit Jahren einem Honorar-Trainer, der die Spieler in Yoga unterrichtet. Das hat wahrscheinlich noch mit den Nachwirkungen der Klinsmann-Ära in den seligen Zeiten des deutschen Sommermärchens zu tun. Aber es soll, zuverlässigen Quellen zufolge, weitgehend ohne Buddha-Figuren, Räucherstäbchen und die Hitparade der esoterischen Musik auskommen.
Zu den erklärten Gesundheitsaposteln des Fußballs gehört auch Martin Schmidt. Der Trainer des VfL Wolfsburg stammt aus der Schweiz, war schon ein begabter Extrem-Skifahrer und waghalsiger Bergwande- rer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das ein wenig künstliche Umfeld im VW-Konzern zumindest schwer gesund zu machen. Künftig müssen sich seine Spieler nach Training, Spiel und überhaupt großen Anstrengungen die Zähne putzen – weil Anstrengung zu erhöhter Säureproduktion führt. Es lassen sich herrliche Szenen ausmalen. Während von den gegnerischen Trainerbänken bei Spielunterbrechungen Trinkflaschen aufs Feld fliegen, reichen die Wolfsburger Betreuer Zahnbürsten. Vielleicht sogar elektrische – völlig frei von Abgasen oder Pfusch-Software. Für Pfusch und Abgase sind andere Forschungsabteilungen des Hauses zuständig. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de