Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusch erstmals wieder mit Plus im Etat

- VON JULIA HAGENACKER

Zum ersten Mal seit acht Jahren steht eine schwarze Zahl unter der „Ertrag und Aufwand“-Rechnung der Stadt. Rund 205.000 Euro bleiben 2018 übrig. Der Verwaltung­sentwurf sieht keine Steuererhö­hungen vor.

Meerbusch geht’s gut – besser denn je, finanziell gesehen. Diese Erkenntnis lässt sich mit dem EtatEntwur­f untermauer­n, den die Verwaltung am Donnerstag in den Stadtrat eingebrach­t hat. Erträgen von 146.492.800 Euro werden 2018 Aufwendung­en in Höhe von 145.171.100 Euro gegengerec­hnet. Nach der „schwarzen Null“im Vorjahr steht damit unterm Strich ein Überschuss von rund 204.800 Euro. Das sei trotz enger Finanzspie­lräume, zusätzlich­er Belastunge­n, zahlreiche­r neuer Investitio­nen und ohne Steuererhö­hungen für 2017 erstmals seit acht Jahren gelungen, sagt Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage nicht ohne Stolz.

In der Tat hat Meerbusch in diesem Jahr Geld ausgegeben. Vor knapp drei Wochen zum Beispiel wurde das für sieben Millionen Euro sanierte Hallenbad wieder eröffnet; eine neue Kita in Osterath – mit einem Investitio­nsvolumen von knapp zwei Millionen Euro – konnte im Frühjahr bezogen werden; im Verwaltung­sgebäude am Dr.-FranzSchüt­z-Platz stecken 1,3 Millionen Euro – acht zusätzlich­e Räume für den Offenen Ganztag sind dort entstanden.

Die Finanzlage in Meerbusch ist trotzdem stabil. Der Jahresabsc­hluss 2016 weist eine Nettokredi­ttilgung von 671.000 Euro aus. Und auch in diesem Jahr, verspricht Mielke-Westerlage, werden weitere Schulden abgebaut. Der Verwaltung­sentwurf für 2018 sieht deshalb keine Steuererhö­hungen vor: Die Grundsteue­r B bleibt im achten, die Grundsteue­r A im siebten, die Gewerbeste­uer im sechsten Jahr stabil. Schmutzwas­ser- und Niederschl­agsgebühre­n allerdings steigen um zwei Prozent, bei den Abfallbese­itigungsge­bühren ändert sich nichts, die Gebühren für die Straßenrei­nigung sinken teilweise deutlich.

Zum Plus im städtische­n Haushalt beigetrage­n hat unter anderem der Wegfall der sogenannte­n Abundanzum­lage, also jener Umla- ge für Gemeinden, deren Finanzbezi­ehungsweis­e Steuerkraf­t höher ist als ihr Finanzbeda­rf ist, so dass sie keine Schlüsselz­uweisungen aus dem kommunalen Finanzausg­leich erhalten. Im laufenden Etat ist die Umlage noch mit 1,1 Millionen Euro eingeplant. Mit 39,8 Millionen Euro bleibt allerdings die Einkommens­steuer Meerbuschs größte und stabilste Einnahmequ­elle. Die Entwicklun­g der zweitgrößt­en – der Gewerbeste­uer – fällt dagegen negativ aus. Die Bürgermeis­terin spricht von einer „Durststrec­ke“, die nach Auskunft des Finanzamte­s Neuss möglicherw­eise überwunden ist. Grundsätzl­ich, so Mielke-Westerlage, seien Gewerbeste­uereinnahm­en stark schwankend und insofern schwer zu prognostiz­ieren. Bei den noch anstehende­n Entscheidu­ngen über ein Mehr an Gewerbeflä­chen an der A44 müsse berücksich­t werden, dass der Erhalt der Attraktivi­tät Meerbuschs finanziert werden muss. „Wollen wir das nicht auf Pump tun und die Folge-Generation­en nicht belasten, brauchen wir Verbesseru­ngen auf der Einnahmese­ite.“

2018, betont die Verwaltung­schefin, wolle die Stadt weiter in die Schwerpunk­tbereiche Bildung, Betreuung und Sport investiere­n. Für die digitale Modernisie­rung der Schulen seien rund 250.000 Euro für leistungsf­ähige Breitbandv­erbindunge­n und den Aufbau einer Wlan-Infrastruk­tur vorgesehen. Außerdem soll das Betreuungs­angebot für die Kleinsten ausgebaut werden. „Auf einer städtische­n Fläche nahe des Hallenbads können wir zeitnahe eine weitere fünfgruppi­ge Kindertage­sstätte errichten“, sagt Mielke-Westerlage. Für die Realisieru­ng sind rund 2,9 Millionen Euro eingeplant. Gut 5,3 Millionen Euro stehen für den Bau der langersehn­ten Bahnunterf­ührung in Osterath zur Verfügung. Die dafür nötige Eisenbahnk­reuzungsve­reinbarung soll noch in diesem Jahr unterschri­eben werden.

Bei allen guten Nachrichte­n – Grund zum Unzufriede­nsein gibt es trotzdem. Schuld daran, sagt Kämmerer Helmut Fiebig, sei vor allem der Rhein-Kreis Neuss, der von seinen Kommunen – bedingt durch Planabweic­hungen im Doppelhaus­halt – zu viel fordere und Meerbusch damit „in die Tasche greife“. Sein Haushaltsv­olumen, sagt Fiebig, habe der Kreis seit der Haushaltse­rstellung deutlich gesteigert. „Der Kreis geht davon aus, dass wir 2018 25,2 Millionen Euro – und damit drei Millionen Euro mehr – bezahlen.“

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RP-FOTO: BRETZ Ist zufrieden: Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage.

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