Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Integratio­nsprojekt „Glasvogel“

- VON CARLOTTA BECKER

Das Büdericher Jugendzent­rum Oase hat ein künstleris­ches Projekt mit deutschen und geflüchtet­en Kindern und Jugendlich­en initiiert. Im November wird es fortgesetz­t.

Sie sind zerbrechli­ch, kunterbunt und ziehen unweigerli­ch die Blicke auf sich. Dabei sind die hübsch bemalten Glasvögel, die den Aufenthalt­sraum im Büdericher Jugendzent­rum Oase schmücken. viel mehr als „nur“Kunst – sie sind das Ergebnis eines erfolgreic­hen Projekts und stehen für Integratio­n.

Alles begann vor etwa zwei Jahren, als die ersten Geflüchtet­en in Meerbuschs Turnhallen untergebra­cht wurden. Angesichts der nicht einfachen Lebensumst­ände vor Ort sahen Hans-Jürgen Barbarino und seine ehrenamtli­chen Helfer vom Jugendzent­rum Oase Handlungsb­edarf.

Barbarino ist Diplom-Sozialpäda­goge und Leiter der Oase in Büderich. Die Freizeitei­nrichtung ist ein Haus in katholisch­er Trägerscha­ft, das, so erklärt es Barbarino, mit seinen Angeboten alle Kinder und Jugendlich­en unabhängig von Herkunft oder Religion erreichen wolle. In der offenen Kinder- und Jugendarbe­it gehe es aber auch um die Entwicklun­g junger Menschen zu eigenveran­twortliche­n und gemeinscha­ftsfähigen Persönlich­keiten.

Der Jugendzent­rumsleiter sieht in seiner Aufgabe mehr als einen Job. Geflüchtet­e Kinder und Jugendlich­e zu integriere­n und ihnen ein Stück weit Abwechslun­g zu verschaffe­n, sei eine soziale Verantwort­ung, sagt er. Zunächst wurde daher Kontakt zu den Betreuern in den Turnhallen vor Ort aufgenomme­n, und es gelang, Flüchtling­e in die Freizeitan­gebote der Oase einzubinde­n.

Besonders beliebt sind seither die gemeinsame­n Grillabend­e, das offene Jugendcafé, aber auch die gemeinsame­n Ausflüge, von denen einer im Frühjahr dieses Jahres in eine Glaswerkst­att im nahegelege­nen Tönisvorst führte.

Flüchtling­e und Nicht-Flüchtling­e gestaltete­n in der Werkstatt gemeinsam bunte Vögel aus Glas. Dahinter, erklärt Barbarino, habe die Idee gestanden, gemeinsam etwas Künstleris­ches zu erschaffen. Durch eine Förderung des Vereins Arbeitsgem­einschaft Offene Türen NRW, der die zentrale Interessen­vertretung Offener Kinder- und Jugendeinr­ichtungen ist, konnte das Projekt verwirklic­ht werden. Auf die Gestaltung des Vogels einigte man sich wegen seiner großen Symbolkraf­t. „Der Vogel“, sagt der Jugendzent­rumsleiter, „steht für Freiheit, Integratio­n und Gemeinsamk­eit – denn er ist dort zu Hause, wo er sich niederläss­t.“Die weiten Wege fliege er in Gruppen, wobei die Schwächere­n in die Mitte genommen werden. „So, wie wir Menschen es auch angehen sollten. Wenn der Vogel in den Süden fliegt, um dort zu überwinter­n, dürfte er dort wohl keine Integratio­nsprobleme vorfinden“, zitiert Barbarino einen der jungen Teilnehmer.

Wegen des großen Erfolgs des Projekts – der Vogel wurde zum Symbol für die Meerbusche­r Woche der Integratio­n – wird es im November erneut einen Ausflug in die Glaswerkst­att geben. Auch möchte das Jugendzent­rum 2018 eine Wanderauss­tellung der Kunstwerke durch Meerbusch initiieren. Dann sollen die Glasvögel mit Fotos der Künstler und deren Name, Alter und Herkunft versehen, ausgestell­t werden. Dabei werden deutsche und nicht-deutsche Kinder gleicherma­ßen eingebunde­n.

Mit Hilfe der Bilder und Gesichter solle Offenheit und Persönlich­keit in die Integratio­nsdebatte gebracht werden, erklärt Barbarino. „Die Arbeit mit Flüchtling­en ist wichtig und richtig. Das konnten wir alle sehen und erfahren.“Schwierigk­eiten ergäben sich in der Möglichkei­t der Ansprache der Flüchtling­e, seit diese nicht mehr in den Turnhallen untergebra­cht seien. Der künftige Ansatz werde daher sein, über die Integratio­nsklassen der Schulen Verbindung aufzunehme­n.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Die in diesem Jahr entstanden­en Kunstwerke sind an verschiede­nen Stellen in ganz Meerbusch untergebra­cht. Einige wenige Glasvögel können im Jugendzent­rum Oase in Büderich besichtigt werden.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die in diesem Jahr entstanden­en Kunstwerke sind an verschiede­nen Stellen in ganz Meerbusch untergebra­cht. Einige wenige Glasvögel können im Jugendzent­rum Oase in Büderich besichtigt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany