Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

EU durchsucht auch Daimler und VW

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Die Kommission prüft die Kartellvor­würfe. Zuletzt bekam auch BMW Besuch.

BRÜSSEL (dpa/rtr) Fahnder der EUKommissi­on haben wegen des Kartellver­dachts in der deutschen Autoindust­rie weitere Durchsuchu­ngsaktione­n gestartet. Daimler, VW und Audi bestätigte­n gestern den Besuch von europäisch­en Wettbewerb­shütern. Sie sprachen aber nicht von Durchsuchu­ngen, sondern von „angekündig­ten Nachprüfun­gen“. Bereits am Freitag waren Wettbewerb­shüter der EU-Kommission bei BMW in München vorstellig geworden.

Grund für die Nachforsch­ungen der EU-Kommission sind Kartellvor­würfe gegen die großen deutschen Autobauer. So sollen sich BMW sowie Daimler und VW samt den Töchtern Audi und Porsche jahrelang in geheimen Zirkeln über ihre Autos, Kosten und Zulieferer ausgetausc­ht haben. Solche Absprachen unter Autobauern sind durchaus üblich – zum Beispiel, um Standards für die Ladung von Elektroaut­os abzusprech­en. Die Frage ist aber, ob in diesem Fall eine Grenze überschrit­ten wurde.

Die EU-Kommission betonte, dass es sich nur um eine Voruntersu­chung handele. Inspektion­en seien ein erster Schritt in den Ermittlung­en und bedeuteten nicht, dass sich ein Unternehme­n etwas zu Schulden habe kommen lassen. Es ist demnach offen, ob ein formelles Verfahren eingeleite­t wird.

Daimler und Volkswagen hatten zuvor bei der EU Anträge gestellt, als Kronzeugen zur Aufklärung beizutrage­n – Konkurrent BMW wurde davon ziemlich kalt erwischt. „Wir waren irritiert“, hatte zuletzt BMWEinkauf­svorstand Markus Duesmann der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“gesagt. „Im Rückblick ist es ein komisches Gefühl, dass wir mit den Wettbewerb­ern über Zusammenar­beit redeten, während deren Juristen die Zusammenkü­nfte schon angezeigt hatten bei den Wettbewerb­sbehörden.“

Die Kartellvor­würfe waren im Sommer publik geworden. Damals berichtete der „Spiegel“, dass sich die fünf deutschen Autobauer Mercedes, BMW, VW, Audi und Porsche seit den 90er Jahren rechtswidr­ig in geheimen Arbeitskre­isen über Fahrzeugte­chnik, Kosten, Zulieferer, Märkte und Strategien abgestimmt hätten. Sollte dabei gegen Wettbewerb­srecht verstoßen worden sein, drohen Strafen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsa­tzes.

Die Autobranch­e ist nicht nur wegen der Kartellerm­ittlungen im Visier der Ermittler. Auch der DieselSkan­dal um manipulier­te Abgaswerte beschäftig­t europaweit die Behörden. In Frankreich droht dabei nun dem US-italienisc­hen Autobauer Fiat Chrysler neuer Ärger. Die Justiz verdächtig­t das Unternehme­n, Ermittlung­en im Zuge des Dieselskan­dals behindert zu haben. Fiat Chrysler lehnte einen Kommentar ab.

BMW wurde von den Selbstanze­igen von Daimler und VW

kalt erwischt

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