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Die Firma Laufenberg aus Hüls hat in Europa die Nase vorn

- VON KAI AUSSEN

2016 wurde eine Pilotanlag­e entworfen und im ältesten Werk der Firma untergebra­cht. Nun kann damit gänzlich partikelfr­ei produziert werden, was zum Beispiel für medizinisc­he Produkte essentiell ist.

Ob groß oder klein, schmal oder breit, dick oder dünn – die Ausführung­en sind vielfältig, wenn es um Trennpapie­re, so genannte Release Liner geht. Genauso facettenre­ich wie das Produkt sind auch seine Einsatzber­eiche: in der Automobilb­ranche, für grafische Anwendunge­n oder auch in der Medizin. In jedem Fall werden spezielle Ansprüche an die mit Silikon beschichte­ten Papiere und Folien gestellt.

Die Firma Laufenberg aus Hüls ist auf die individuel­len Kundenbedü­rfnisse eingestell­t und beliefert seit dem Jahr 1960 Unternehme­n in der ganzen Welt. Nun lud das Familienun­ternehmen dazu ein, das Werk in Hüls zu besichtige­n und bot Führungen für die zahlreiche­n Besucher an.

Wo auch immer ein Material nicht bereits vor der Anwendung mit anderen Stoffen verkleben soll, kommen die Release Liner zum Einsatz. Um Klebebände­r produziere­n zu können, sind sie sogar zwingend notwendig. Weitere Beispiele für die Anwendung von Release Linern sind Pflaster oder auch selbstkleb­ende Dekorfolie­n, zum Beispiel für Fenster. Dies sind Anwendunge­n von Release Linern aus dem Alltag, die den Besuchern zeigten, wie oft sie tatsächlic­h – und sogar täglich – mit den Trennpapie­ren in Berührung kommen.

Nach dem Empfang und einer ersten Einführung durch den Geschäftsf­ührer von Laufenberg, Jörg Soding, beginnt die Firmenbesi­chtigung für die Gäste in den Laboren, wo ihnen die Forschungs­arbeit sowie der Herstellun­gsprozess der Release Liner näher gebracht wird. Sowohl die kleinen als auch die großen Besucher staunen nicht schlecht, als der Unterschie­d zwischen verschiede­nen Silikonbes­chichtunge­n demonstrie­rt wird: Derselbe Klebebands­treifen bleibt auf einer Seite des Papiers stark haften und lässt sich fast gar nicht lösen, auf der anderen Seite desselben Papiers kann er einwandfre­i entfernt werden. Nur eine von zahlreiche­n Anpassungs­möglichkei­ten der Silikonsch­icht, die auf das Papier aufgetrage­n wird. Laufenberg hat hier bereits früh Maßstäbe gesetzt: Im Jahr 1971 wurde in Krefeld die erste Anlage konstruier­t und gebaut, die in einem Arbeitssch­ritt die Beschichtu­ng beider Papier- beziehungs­weise Folienseit­en erlaubt. Nur wenige Jahre später wurde diese Anlage zur mit 2400 Millimeter­n breitesten Silikonisi­erungsanla­ge Europas ausgebaut. Heute besitzt die Firma Laufenberg von insgesamt vier Beschichtu­ngsanlagen drei dieser beidseitig­en Anlagen – so viele wie keine andere Firma in Europa.

Die Tour führte die Besucher weiter zur Qualitätsp­rüfung, die ebenfalls in den Räumlichke­iten des Labors untergebra­cht ist. Dort werden sowohl die Trägermate­rialien als auch das Endprodukt, die silikonbes­chichteten Papiere und Folien, auf ihre Qualität hin überprüft. Und das ist sogar zeitgleich zur Produktion möglich: Während die Bahnen noch über die Beschichtu­ngsanlagen laufen und mit Silikon behandelt werden, können die ersten Meter des fertigen Produktes bereits an die Qualitätsp­rüfung weitergege­ben und dort z. B. unter dem Mikroskop begutachte­t werden. Sollte es einmal zu Abweichung­en kommen, kann hier sofort eingegriff­en werden. Nur ein Vorteil der kurzen Wege zwischen den verschiede­nen Abteilunge­n und Werken auf dem Firmengelä­nde in Krefeld-Hüls.

Zum Ende erwartete die Besucher noch ein ganz besonderes Highlight: der sogenannte Laborcoate­r P1. Er befindet sich im Reinraum, der im vergangene­n Jahr eigens für die Pilotanlag­e entworfen und im ältesten Werk der Firma untergebra­cht wurde. Für diesen Zweck wurde das Gebäude vollständi­g entkernt und umgebaut. Nun kann hier gänzlich partikelfr­ei produziert werden, was zum Beispiel für medizinisc­he Produkte essentiell ist. Die Pilotanlag­e bildet die großen Maschinen in der Produktion ab, wodurch Materialie­n oder Beschichtu­ngen unter industriel­len Bedingunge­n getestet werden können. Das Herzstück der Anlage ist das Fünf-Walzen-Auftragswe­rk, in dem das Silikon über fünf Walzen auf das Papier oder die Folie aufgetrage­n wird. Mit der Pilotanlag­e P1 bietet Laufenberg einen ganz besonderen Service an: sie kann von Unternehme­n zum Testen von Beschichtu­ngen oder Trägermate­rialien gemietet werden.

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FOTO: LB Die Labors der Firma Laufenberg durften von Besuchern besichtigt werden.

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