Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Experiment misslungen?

- VON TORSTEN THISSEN

Die Sperrung des Höherwegs sollte die Anwohner eigentlich vom Durchgangs­verkehr entlasten. Diese sehen das Vorhaben jedoch als gescheiter­t an.

FLINGERN Rudolf Kostdorf hat fast jeden Tag den gleichen Weg. Von seiner Wohnung in der Ruhrtalstr­aße geht er über den Höherweg, überquert dabei die Kettwiger Straße, biegt dann irgendwann rechts ab auf die Langerstra­ße, um an der Ecke Gerresheim­er Straße im Café Drrüsch einen Salat zu essen. Meistens mit Thunfisch. Kostdorf kennt sich aus im Quartier, weiß, wer gerade wo baut, und läuft man mit ihm seinen Weg, kann man beinahe sicher sein, dass ihn jemand kennt.

Kostdorf sagt, dass kaum jemand wirklich begeistert von der Idee war, den Höherweg hinter der Kettwiger Straße für den Verkehr zu sperren. Und auch die Zählungen, die das Amt für Verkehrsma­nagement und das Ingenieurb­üro IGS durchgefüh­rt hatten, hätten ja ein eindeutige­s Ergebnis geliefert: So kam die Zählung zu dem Ergebnis, dass die Straßen nicht über Gebühr belastet sind. Insgesamt ergab die Auswertung einen Durchgangs­verkehr von 405 Fahrten am Mittag und 609 Fahrten am Abend, was einem Anteil am Gesamtverk­ehrsaufkom­men von 25 Prozent entspricht. Im Quartier selbst spiele der Durchgangs­verkehr nur „bedingt eine Rolle“, hieß es. Doch weil „die objektive Untersuchu­ng und der subjektive Eindruck voneinande­r abweichen“könnten, wie es ein Mitarbeite­r des Amts für Verkehrsma­nagement formuliert­e, wurde das Experiment durchgezog­en. Der Höherweg wurde gesperrt, und die Folgen sind „eine Verschlimm­besserung“, wie Kostdorf sagt.

Er steht mit seiner Meinung nicht alleine. Besonders die Anwohner des Höherwegs vor der Kettwiger Straße leiden unter der neuen Verkehrssi­tuation. So staut sich der Verkehr morgens und abends – also zu den Stoßzeiten – bis weit hinter den Kreisverke­hr. Anwohner ärgern sich, weil sie Umwege in Kauf nehmen müssen, Gewerbetre­ibende in dem Quartier beklagen, dass sie für ihre Kunden und Anlieferer nicht mehr so gut zu erreichen sind. Zumal Ortskundig­e einen Umweg fahren, der bei einigen Eltern im Quartier Ängste weckt. So fahren sie über die Mettmanner und die Hubbelrat- her Straße in das Quartier ein, seit der Höherweg gesperrt ist. Dort liegt direkt die Grundschul­e.

Für Kostdorf und viele andere Anwohner ist das Experiment auf ganzer Linie gescheiter­t. Auch von den Überlegung­en, zusätzlich­e Einbahnstr­aßen im Quartier einzuricht­en, die für den Durchgangs­verkehr unattrakti­v sind, hält er wenig. „Eigentlich sollte alles so bleiben, wie es vor der Sperrung war“, sagt er.

Die CDU in der Bezirksver­tretung 2 hatte die Sperrung im Vorfeld abgelehnt. „Wir sehen schlicht nicht die Notwendigk­eit“, sagte Harald Neuhaus. Für ihn war das Experiment ein Muster ohne Wert. Er befürchtet­e, lediglich mehr Verkehr auf einer ohnehin schon stark belasteten Strecke.

Drei Bürgervers­ammlungen waren der Sperrung vorausgega­ngen. Besonders SPD-Mann Martin Volkenrath hatte sich dafür stark gemacht, als er Landtagska­ndidat seiner Partei war. Er und Teile der Bürgerinit­iative Flingern wollten so den vermeintli­chen massiven Durchgangs­verkehr aus dem Wohngebiet raushalten. Eine Auswertung des Experiment­s durch das Amt für Verkehrsma­nagement steht noch aus. Am 7. November soll der Verkehrsve­rsuch jedoch zunächst beendet werden.

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