Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Düsseldorf­er ziehen „Blaue Kölner“groß

- VON SONJA SCHMITZ

Das Gartenamt legt einen Gen-Pool seltener Bäume an, Bürger erhielten gegen eine Spende einen Baum der regionalen Apfelsorte.

STOCKUM Helga Schadlu hat ein Herz für Bäume, aber auch eins für Kölner. Sie lässt sie sogar in ihren kleinen Garten in Unterbilk. „Sehr aufmerksam“, fand das ein Bekannter aus Köln, als sie ihm davon vergnügt berichtete. Die Rede ist nämlich nicht von fröhlichen Rheinanlie­gern südlich der Landeshaup­tstadt, sondern von einem Obstbaum. Mit der Aufnahme des Blauen Kölners vollbringt Helga Schadlu eine gute Tat.

So wie 30 weitere Düsseldorf­er, die in den vergangene­n Tagen vom Gartenamt einen jungen Baum dieser regionalen Apfelsorte bekommen haben, leistet die pensionier­te Ärztin einen Beitrag dazu, dass die vom Aussterben bedrohte Sorte überdauert. Die Bürger unterstütz­en damit ein Projekt des Gartenamts. Das hatte sich nach dem Pfingststu­rm Ela vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, einen Gen-Pool mit Klonen der schönsten und seltensten Bäume in Düsseldorf anzulegen. Damals waren 30.000 Bäume in der Stadt zerstört worden. Ein Ereignis, dass eine Welle von Unterstütz­ung für die Pflanzung neuer Bäume mobilisier­te.

Helga Schadlu konnte sich gestern in der Baumschule des Gartenamts nahe der Esprit-Arena ihre Blauen Kölner aussuchen. „Die alten regionalen Sorten sind robuster gegenüber Krankheite­n“, sagt Jörg Langenhors­t, Leiter des Hauptbetri­ebshofs des Gartenamts. Gezogen wurden die etwa 100 Blauen Kölner von zwei Bäumen, die beim Hexhof in Hubbelrath stehen. „Mittlerwei­le haben wir eigene Mutterpfla­nzen in der Baumschule, der Nachschub ist deshalb kein Problem.“Beim nächsten Arbeitskre­istreffen plant Gartenamts­leiterin Doris Törkel ihrem Kölner Kollegen auch ein Bäumchen zu übergeben.

Die Sorte geht auf den Züchter Diedrich Uhlhorn aus Grevenbroi­ch zurück, der im 19. Jahrhunder­t auch den Berlepsch-Apfel auf den Markt gebracht hat. Die Blauen Kölner zeichnen sich durch eine rotbläulic­he Färbung der Schale aus. Geschmackl­ich sind sie süßer als heutzutage üblich. Weil Uhlhorn die Baumsorte hauptsächl­ich an die Kölner Kundschaft verkaufen wollte, gab er ihr – nicht dumm – den Städtename­n mit.

„Ich hätte den Baum auch genommen, wenn es ein roter Mainzer gewesen wäre“, sagt Uwe Kaczich. Gespendet für neue Bäume hätte er sowieso. Aber in seinem großen Obstgarten in Eller findet sich natürlich auch noch ein schönes Plätzchen für die Blauen Kölner. Dabei geht es Kaczich gar nicht in erster Linie um die Ernte: „Wir sind berufstäti­g und kommen oft gar nicht dazu, das komplette Obst zu ern- ten.“Er liebt die Obstbäume, weil sich bei ihnen die Abläufe der Natur von der Blüte bis zur Frucht auf eindrucksv­olle Weise widerspieg­eln. In diesem Jahr seien allerdings schon viele der Äpfel frühzeitig vom Baum gefallen. „Wir haben kein gutes Apfeljahr“, erklärt Langenhors­t. Für ihn nicht überrasche­nd: Der Ertrag der Bäume schwankt im zweijährig­en Rhythmus. Daher könnten die Düsseldorf­er mit ihren Blauen Kölnern im kommenden Jahr Glück haben. Möglicherw­eise tragen sie dann zwei bis drei Früchte, sagt Langhorst voraus. Helga Schadlu hat die Sorte bislang noch nicht probiert: „Ich lass mich überrasche­n.“

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RP-FOTO: JANA BAUCH Gärtnermei­ster Detlef Hüsges zeigt Helga Schadlu die jungen Apfelbäume der Sorte Blauer Kölner in der Baumschule des Gartenamte­s.

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