Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mutter beim Stillen angepöbelt

- VON NICOLE KAMPE

In einem Café im Vorraum eines Bio-Supermarkt­es wollte Saskia Holzapfel ihre damals drei Monate alte Tochter füttern. Von zwei Frauen ist sie verbal angegriffe­n worden. Hilfe bekam die Mutter keine.

Sie wollte noch ein paar Einkäufe erledigen, ganz schnell, in einem BioSuperma­rkt in Unterbilk, während ihre Mutter mit dem Großen auf dem Spielplatz tobte. „Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt drei Monate alt“, sagt Saskia Holzapfel, das war im Juni. Bei den ersten Regalen quengelte das Baby schon, an der Kasse schließlic­h schrie Saskia Holzapfels Tochter. „Sie hatte Hunger“, sagt die 29-Jährige, noch keinen richtigen Rhythmus. Die Einkäufe warf Holzapfel in den Wagen und steuerte mit ihrer Tochter im Tragetuch die kleine Bäckerei an, die sich im Vorderraum des BioMarktes befindet.

„Ich bin durchaus eine Frau, die überall stillen kann“, sagt die 29Jährige, ein Säugling will spätestens alle zwei Stunden gefüttert werden. „Ich will mich ja nicht zu Hause einsperren.“Trotzdem achtet die Mutter immer darauf, diskret zu sein. So wie an jenem Tag im Juni im Supermarkt, als sie keinen Gast in der Bäckerei entdeckte und sich auf eine Bank setzt.

Noch bevor sie aber ihre Tochter an die Brust gelegt hatte, „wurde ich von einer Frau angefaucht“, erzählt Saksia Holzapfel. Wieso sie keinen Schnuller dabei hätte oder eine Flasche, „dann hackte auch noch die Tochter der Frau auf mich ein“, sagt Holzapfel, dabei hätten die beiden mit dem Rücken zu ihr gesessen, nicht mal in der Bäckerei. Schließlic­h wandte sich eine der Frauen an eine Supermarkt-Mitarbeite­rin, ein langes Gespräch folgte, das Saskia Holzapfel nicht hören konnte, weil sie noch immer ihre Tochter stillte und noch immer von der anderen Frau beschimpft wurde. Nach einer viertel Stunde etwa kehrte die Frau zurück und richtete von der MarktMitar­beiterin aus, Stillen sei nicht erwünscht.

Holzapfel wickelte ihre Tochter in das Tragetuch, packte die Einkäufe zusammen, verließ den Bio-Markt und fragte sich, warum ihr niemand geholfen hat. „Die Verkäuferi­n in der Bäckerei hat alles mitbekomme­n, die Mitarbeite­r an der Supermarkt­kasse hätten sich äußern können“, sagt Holzapfel. Ausreichen­d Gelegenhei­ten habe es in ihren Augen gegeben. „Das hat mich nicht nur für mich geärgert, sondern auch für andere Mütter“, sagt die Carlstädte­rin, die eigentlich nie schlechte Erfahrunge­n gemacht hat, wenn sie ihr Kind mit der Brust füttern wollte. Nach dem Vorfall sei sie dennoch gehemmt gewesen, „obwohl ich wusste, dass diese Frauen im Unrecht waren“.

Das wollte die zweifache Mutter nicht auf sich sitzenlass­en und schilderte in einer Mail an den BioMarkt am 4. Juli die Ereignisse. Eine Antwort bekam sie aus der Zentrale in München zwar noch am selben Tag. Die Kollegin sei scheinbar überforder­t gewesen, man wolle mit der Regionalle­itung sprechen und sich dann wieder melden. Bis September passierte nichts. Am 29. September schließlic­h schrieb Saskia Holzapfel wieder eine Mail, ein paar Tage später wurde ihr wieder versproche­n, dass sich jemand meldet. Und wieder hat Saskia Holzapfel vergeblich gewartet.

Schließlic­h bot man der jungen Mutter im Oktober an, sie bei einem Stück Kuchen zu einem Gespräch einzuladen. „Wir verbieten selbstvers­tändlich nicht das Stillen in den Bistros und hatten in 20 Jahren noch nie eine Beschwerde“, sagt Manuel Zalles-Reiber von der Basic AG. Auch an dem Tag im Juni sei kein solches Verbot ausgesproc­hen worden.

An Saskia Holzapfel ist das aber anders herangertr­agen worden, sagt sie. Ob die 29-Jährige das Gesprächsa­ngebot tatsächlic­h annimmt – nach so langer Zeit – das weiß die junge Mutter noch nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany