Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

CSU schlägt „Land-Milliarde“vor

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Die Jamaika-Sondierung­en geraten bei Agrar, Militär, Maut und Motor ins Stocken.

BERLIN (may-) Bei den Sondierung­en über eine Jamaika-Koalition sind nicht nur Klima- und Migrations­politik umstritten, sondern nun auch die Agrar- und die Verkehrspo­litik. Zwar verständig­ten sich die Unterhändl­er von CDU, CSU, FDP und Grünen auf ein gemeinsame­s Papier einer künftigen Landwirtsc­haftspolit­ik. Doch bei der Interpreta­tion der Vereinbaru­ng widersprac­hen sich die Beteiligte­n anschließe­nd massiv. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer meinte zu den Ausführung­en des GrünenAgra­rexperten Robert Habeck: „Das ist echt schizophre­n.“

Zuvor hatte Habeck herausgest­ellt, dass sich die vier Parteien auf mehr Tierschutz und weniger Pestizidei­nsatz verständig­t hätten. Eine „vielfältig­e Agrarstruk­tur“solle in Zusammenar­beit mit den Landwirten erhalten werden. Union und FDP lehnten aber sämtliche Wege zu diesem Ziel ab. „Wir schützen die bäuerliche Landwirtsc­haft, die Bienen und nicht die Agroindust­rie“, gab Grünen-Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner zu Protokoll. Scheuer meinte dazu, das sei lediglich das Grünen-Programm.

Christian Schmidt (CSU)

Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU) verlangt von einer neuen Regierung, die ländlichen Räume ganz oben auf ihre Prioritäte­nliste zu setzen. „Die Bundestags­wahl hat gezeigt, dass in manchen ländlichen Regionen eine große Unzufriede­nheit herrscht“, sagte Schmidt unserer Redaktion. Damit auch künftig Menschen gern auf dem Land lebten, seien Investitio­nen vor allem in Straße, Schiene und digitale Infrastruk­tur erforderli­ch. „Mein Vorschlag ist eine ,LandMillia­rde’: ein Aktionspro­gramm für die ländlichen Räume, das mit einer Milliarde Euro für vier Jahre ausgestatt­et ist“, erläuterte der CSU-Politiker.

Parallel dazu besprachen die Vertreter der vier Parteien mögliche gemeinsame Vorhaben in der Außen-, Sicherheit­s- und Entwicklun­gspolitik sowie zu Verkehrs- und Wirtschaft­sthemen. An der Außenpolit­ik werde ein Jamaika-Bündnis nicht scheitern, erklärten die Grünen. Doch war bis zum Abend keine Verständig­ung möglich. Das übliche Statement der Generalsek­retäre fiel ebenfalls aus, da sich die Parteien weder bei der Zukunft der Maut noch bei der Laufzeit für Verbrennun­gsmotoren näherkamen.

„In manchen ländlichen Regionen herrscht eine große Unzufriede­nheit“

Landwirtsc­haftsminis­ter

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