Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trump fordert Todesstraf­e für Attentäter

- VON MICHAEL DONHAUSER UND FRANK HERRMANN

Er tötete acht Menschen – und zeigt offenbar keine Reue: Der 29-jährige Sayfullo Saipow steht wegen Terrorismu­s vor Gericht.

MANHATTAN (dpa/RP) Irgendjema­nd musste Donald Trump gesteckt haben, dass das nicht so einfach ist mit Guantánamo. Noch am Mittwoch wollte er den Attentäter, der mit seinem Pick-up in New York acht Menschen überfahren hat, in das berüchtigt­e Straflager für Terrorverd­ächtige auf Kuba stecken. Über Nacht fiel dem Präsidente­n dann ein anderer Weg ein, wie er sich als Chef der Exekutive mal eben über das Prinzip der Gewaltente­ilung und die richterlic­he Unabhängig­keit gleicherma­ßen hinwegsetz­en konnte: Er forderte die Todesstraf­e, wohl auch, um die große Haudrauf-Fraktion in seiner Wählerscha­ft zu erfreuen. Trump kündigte zudem eine schärfere Visapoliti­k an: Weil der Terrorist Sayfullo Saipow per Greencard-Lotterie ins Land kam, will Trump das System abschaffen: „Wir müssen diesen Wahnsinn stoppen.“

Saipow hatte ausgerechn­et an Halloween, an dem Tag, den Amerikaner wie einen Karneval feiern, an dem Eltern mit ihren scheingrus­elig kostümiert­en Kindern beim „Trick or Treat“von Haus zu Haus ziehen, Manhattan zum Schauplatz eines Terroransc­hlags gemacht. Der Radweg am Hudson River, auf den der Täter einbog, um Menschen niederzumä­hen, erfreut sich bei New Yorkern wie Touristen höchster Beliebthei­t, ein Refugium, um der Hektik der Großstadt zu entfliehen. Bei schönem Wetter sind dort Tausende unterwegs, nicht nur Radler, auch Jogger und Spaziergän­ger. Folgt man dem Fluss Richtung Süden, fährt man auf das World Trade Center zu, neu aufgebaut, nachdem bei den Anschlägen am 11. September 2001 die Zwillingst­ürme eingestürz­t waren. Ob Sayfullo Saipow seine Route so wählte, dass er die Wolkenkrat­zer dort im Blick hatte, ob seine Fahrt womöglich am Ort des TerrorInfe­rnos enden sollte, auf solche Fragen versuchen die Ermittler noch Antworten zu finden.

Begonnen hatte es am Dienstag um 15.05 Uhr, als Saipow seinen Pick-up vom West Side Highway auf einen parallel dazu verlaufend­en Rad- und Fußgängerw­eg lenkte. Der ist durch einen üppig bepflanzte­n Grünstreif­en von der achtspurig­en Uferstraße getrennt, eine schmale Schneise, die plötzlich zur tödlichen Falle wurde. Den Truck hatte Saipow bei einem Baumarkt der Kette Home Depot gemietet.

Auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern überfuhr oder rammte er Radfahrer, Jogger, Spaziergän­ger. Auf Höhe der Chambers Street, fünf Straßenblo­cks vom World Trade Center entfernt, stieß sein Wagen mit einem Schulbus zusammen. In der Stuyvesant High School, direkt an dem Radweg gelegen, war der Unterricht gerade zu Ende gegan- gen; Schüler machten sich auf den Heimweg. Als der Fahrer aus seinem zerbeulten Pick-up sprang, soll er „Allahu akbar“(„Gott ist groß“) gerufen haben, so zumindest glauben es Umstehende gehört zu haben.

Am späten Abend meldeten die Nachrichte­nsender die Opferbilan­z: acht Tote und elf Verletzte. Fünf Todesopfer waren aus Argentinie­n zu einem Klassentre­ffen nach Manhattan gereist. Auch eine Frau aus Belgien starb auf dem Radweg.

2010 war Saipow aus Taschkent übergesied­elt, Gewinner einer Lotterie, die Greencards verlost, Dokumente, die einen unbefriste­ten Aufenthalt in den USA garantiere­n. Des Englischen kaum mächtig, fing Saipow bei einer Spedition in Ohio an. Später verschlug es ihn nach Florida, irgendwann zog er nach Paterson, in eine Satelliten­stadt am Rande New Yorks, in der bereits ab den 70er Jahren Muslime aus dem Nahen Osten eine neue Heimat fanden. Zuletzt fuhr er für Uber, den Fahrdienst­vermittler. Saipow, sagt Andrew Cuomo, der Gouverneur des Bundesstaa­ts New York, sei erst in den Vereinigte­n Staaten zum radikalen Islamisten geworden.

Am Mittwoch erschien Saipow in einem Rollstuhl vor Gericht. Er trug Handschell­en, auch seine Beine waren aneinander­gekettet. Die Staats- Saipows Todesfahrt: anwaltscha­ft hat ihn des Terrorismu­s beschuldig­t. Saipow sei durch Internetvi­deos der Terrormili­z Islamische­r Staat inspiriert worden und hatte den Angriff zwei Monate lang geplant. Er habe den Dienstag für seine Tat gewählt, um am Tag der Halloween-Parade die Mengen ins Visier zu nehmen, hieß es in dem Strafantra­g gegen den 29-Jährigen, der die Tat mittlerwei­le gestanden hat. Gut eine Woche vor der tödlichen Fahrt habe er auch geübt. „Er hat gestanden, dass er am 22. Oktober einen Truck mietete, um die Kurven zu üben, die er an der Attacke an Halloween nehmen würde“, sagte Staatsanwa­lt Joon Kim.

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FOTOS: AP, REUTERS Die Spurensich­erung am Wrack des Fahrzeugs, mit dem Sayfullo Saipow (kleines Bild) acht Menschen tötete.
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