Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Herzerwärmender Jugendfilm
David Kross spielt die Hauptrolle in der Romanverfilmung „Simpel“.
(dpa) Schauspieler David Kross ist Herausforderungen gewöhnt. Seit seiner Hauptrolle in „Der Vorleser“neben Schauspielstar Kate Winslet kennt man ihn sogar in Hollywood. Doch die Rolle des geistig behinder- ten Barnabas, genannt Simpel, nach dem gleichnamigen Roman der französischen Autorin Marie-Aude Murail, war auch für den 27-Jährigen, der in Bargteheide bei Hamburg aufwuchs, etwas Besonderes.
Der 22 Jahre alte Simpel ist wegen Geburtskomplikationen geistig auf dem Stand eines dreijährigen Kindes geblieben. Zusammen mit seinem älteren Bruder Ben (Frederick Lau), der sich liebevoll um ihn kümmert und seiner Mutter (Anneke Kim Sarnau) lebt er in einem Dorf in Norddeutschland direkt hinterm Deich. Die Idylle wird zerstört, als die Mutter stirbt und Simpel in ein Heim eingewiesen werden soll. Die einzige Person, die das verhindern kann, ist der Vater (Devid Striesow), zu dem die beiden keinen Kontakt mehr haben. Es beginnt eine Odyssee in die Großstadt Hamburg.
Mit viel Empathie und ohne falsches Pathos erzählt Regisseur Markus Goller die ungewöhnliche Geschichte der ungleichen Brüder. Bei David Kross ist Simpel ein herzensguter Mensch, der den Augenblick genießt und bei einem Ausflug ins Watt mit Unterhose und Moonboots „mit den Ureinwohnern“tanzen will. Als seine Mutter stirbt, wünscht er ihr am Totenbett „Gute Verreisung“und verspricht ihr, auf seinen Bruder aufzupassen. Sein großer Bruder Ben schwankt dagegen zwischen Verständnis und Verantwortungsbewusstsein – der Zuschauer spürt aber auch, wie ihn diese Aufgabe fast an den Rand der Verzweiflung führt.
Am Ende des turbulenten Großstadtabenteuers steht Ben vor der wohl wichtigsten Entscheidung seines Lebens: Schaffen sie beide es, einander loszulassen, damit jeder sein eigenes Leben führen kann?
Deutschland 2017, 113 Min., FSK ab 6, von Markus Goller, mit David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle, Devid Striesow