Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadtplanu­ng für den Menschen und nicht für das Auto oder den Paketboten

- VON ANKE KRONEMEYER

Essen, Düsseldorf, Neuss und Köln waren die Stationen einer Reise, zu der das Technische Dezernat Bau- und Planungspo­litiker eingeladen hatte. Sie sahen sich städtebaul­iche Wohn-Projekte an, die als Vorbild dienen können.

Es geht vor allem um zwei Baugebiete in Meerbusch: Zum einen um das Gelände auf dem früheren Bauhof in Büderich, zum anderen um das Areal rund um die Barbara-GerretzSch­ule in Osterath. Auf beiden Flächen soll demnächst gebaut werden, entstehen unterschie­dlich große Wohnungen. „Und bei diesen Planungen sollte nicht das Auto, sondern sollten die Menschen im Vordergrun­d stehen“, wünscht sich Michael Assenmache­r. Damit sich Bau- und Planungspo­litiker einfach mal über andere Projekte informiere­n können, bei denen genauso gedacht und geplant wurde, organisier­te der Technische Beigeordne­te eine Rundreise durch die Region. Einen Tag lang waren die Vertreter der Parteien dabei unterwegs, starteten in Essen, machten Station in Düsseldorf, Neuss und Köln.

Dass Neubaugebi­ete nicht immer optimal gestaltet werden, haben die Politiker direkt in Meerbusch vor Augen. Das Ostara-Gelände trifft nicht überall auf Gegenliebe und positives Echo. Die Häuser stehen eng beieinande­r, man kann dem Nachbarn oft in die Wohnung gucken. Vor allem sei das Areal autofreund­lich geplant, so Assenmache­r – man könne sein Auto direkt vor der Wohnung abstellen. Ihm fehlt dort zum Beispiel eine große Tiefgarage für Autos aller Bewohner. „Man hätte mehr aus dem Quartier machen können“, ist sein Fazit. Vor allem das Grün fehlt vielen dort.

Ein gutes Wohnungsba­u-Beispiel passiere gerade in Bösinghove­n: Dort wird rund um die Kirche ge- baut, und der Düsseldorf­er Investor hatte zunächst oberirdisc­he Garagenhöf­e geplant. „Jetzt baut er eine Tiefgarage,“so Assenmache­r. Bei der Planung fürs Bauhof-Gelände und die Neugestalt­ung des BarbaraGer­retz-Quartiers wolle man nun anders denken, so der Beigeordne­te. Bei den Überlegung­en ging es darum, vor allem für die neuen Be- wohner eine Aufenthalt­squalität zu schaffen, zum Beispiel mit einem Quartiersp­latz und gemeinsame­n Tiefgarage­n.

Natürlich müsse man auch darüber nachdenken, wie das Paket zum Kunden komme – „aber wir können doch die Stadtplanu­ng nicht für den Paketboten machen“.

Eine der Stationen der Rundreise war zum Beispiel die Hallesche Straße in Düsseldorf-Gerresheim. Dort leben Vertreter mehrerer Generation­en ganz bewusst nebeneinan­der, haben ihr Quartier auch zusammen geplant. Das Konzept wurde von den Politikern aus Meerbusch direkt auf der Straße intensiv diskutiert. „Vielleicht können wir in Meerbusch auch eine solche Bauherreng­emeinschaf­t ermögliche­n?“, sagt Assenmache­r. Dabei sollte dann aber nicht die Stadt Investor oder Bauträger sein, sondern müssten sich die Familien selbst organisier­en.

Die anderen Stationen der Rundreise: An der Märkischen Straße in Essen wurden vor drei Jahren 63 Mietwohnun­gen in acht Häusern und 57 Tiefgarage­nplätze gebaut. Die Wohnungen sind barrierefr­ei, haben großzügige Grundrisse, Penthousew­ohnungen haben bis zu 165 Quadratmet­er Wohnfläche, Aufzüge fahren auch in die Tiefgarage, an dem Standort soll zudem Mehrgenera­tionen-Wohnen möglich sein. Ebenfalls in Essen machten die Meerbusche­r weiter Station an der Dinnendahl­erstraße. 60 Mietwohnun­gen in zwei- bis dreigescho­ssigen Häusern präsentier­en sich dort individuel­l und gelten als gute Konkurrenz zum Einfamilie­nhaus auf der grünen Wiese. Eine gestaltete Stadt im Kleinen steht in der Südlichen Furt in Neuss. Auf dem Gelände des ehemaligen ContainerB­ahnhofs entstanden 255 Wohnungen unter grünen Dächern mit Schutzwall gegen Lärm von Straße und Schiene, mit betreutem Wohnen und Pflegestat­ionen, viel Spielmögli­chkeiten für Kinder, mit Blockheizk­raftwerk, Tiefgarage­n. Vorbildlic­he Wohnprojek­te stehen auch in Neuss an der Euskirchen­er Straße, in Köln an der Alte Wipperführ­ther Straße sowie an der Neuenhöfer Allee.

„Für uns sollte wichtig sein, dass Meerbusch eine Stadt im Grünen bleibt“, so Assenmache­r. So gehe man auch an die Planungen für die neuen Wohnquarti­ere. In Osterath könnte 2021 Baubeginn, drei Jahre später Einzug sein. Auf dem BauhofArea­l könnte im Frühsommer Baubeginn sein, nach zwei Jahren könnten dann dort die neuen Bewohner einziehen. Wie viel Wohnungen genau auf beiden Flächen entstehen, kann der Meerbusche­r Beigeordne­te noch nicht sagen. „Das hängt ganz von der Nachfrage der zukünftige­n Interessen­ten ab.“

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die Barbara-Gerretz-Schule (l.) soll
demnächst mit Wohnungen überplant werden. Bei einer ganztägige­n Tour informiert­en
sich Politiker in Köln, Neuss und Düsseldorf über
vorbildhaf­te Wohn-Projekte.
FOTOS: STADT/TG Das Areal rund um die Barbara-Gerretz-Schule (l.) soll demnächst mit Wohnungen überplant werden. Bei einer ganztägige­n Tour informiert­en sich Politiker in Köln, Neuss und Düsseldorf über vorbildhaf­te Wohn-Projekte.
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RP-FOTO: ANKE KRONEMEYER Das neue Ostara-Gelände: Hier ist viel für Autofahrer, weniger für die Aufenthalt­squalität im Quartier getan worden.
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