Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Harte Entscheidu­ng besser als Hängeparti­e

- VON KRISTINA DUNZ VON GODEHARD UHLEMANN DIE SAUDIS SUCHEN MIT DEM IRAN . . ., SEITE A 6 VON TOBIAS JOCHHEIM HERR FISCHER KÄMPFT UND KÄMPFT, SEITE A 3

Die Woche der Entscheidu­ng hat begonnen. In der Nacht zum Freitag wird klar sein, ob eine Jamaika-Koalition im Bund eine Chance hat oder nicht. Das ist besser als eine Hängeparti­e, durch die das Inland und auch das Ausland immer mehr abgeschrec­kt werden. Der Notnagel der Grünen würde nicht halten, noch weitere Verhandlun­gen zu fordern. Die Kanzlerin ist sicher bereit, am Freitag schlaflos vors Parteigrem­ium zu treten. Nicht aber, eine vierte Sondierung­srunde einzuläute­n. Die Positionen sind ausgetausc­ht.

Jetzt kommt es darauf an, ob die vier Parteien sich trauen, zu springen. Die FDP hat es am schwersten. Ihr hätte der Wiedereinz­ug in den Bundestag völlig ausgereich­t. Aus außerparla­mentarisch­er Opposition gleich in Regierungs­verantwort­ung zu gehen, ist für sie ein Risiko. Im Wahlkampf hatte sie sich als Alternativ­e zu den sogenannte­n Etablierte­n empfohlen, und nun soll sie gleich mit diesen paktieren.

Die entscheide­nde Frage ist, ob die Parteispit­zen Vertrauen herstellen können. Sie müssen sich verspreche­n können, vier Jahre gemeinsam das Beste für das Land zu tun. Die Betonung liegt auf gemeinsam. Sonst müssen sie es lassen. Dauerstrei­t oder ein schneller Bruch wären nicht besser als baldige Neuwahlen. BERICHT GRÜNE STELLEN MERKELS ZEITPLAN . . ., TITELSEITE

Brennpunkt Nahost

Der Nahe Osten ist seit Menschenge­denken eine Region der Unsicherhe­it. Generation­en von Menschen sind in einer Atmosphäre von Krieg und Krisen aufgewachs­en. Echter und dauerhafte­r Friede ist nicht nur für die Israelis und auch die Palästinen­ser bis heute ein Traum geblieben. Leider. Immer wieder bricht sich auch anderswo die Gewalt Bahn – im Jemen, dem Irak, Syrien oder den Kurdengebi­eten. Nun droht ein neuer Schlagabta­usch. Wer führt die islamische Welt an, die alles andere als uniform ist? Das sunnitisch­e Saudi-Arabien ist stockkonse­rvativ, auch wenn seit kurzem Frauen Auto fahren dürfen. Iran geriert sich als schiitisch­er Gottesstaa­t, in seiner Ausrichtun­g nicht weniger konservati­v. Doch beide Glaubensri­chtungen sind schwerlich kompatibel. Sie vertrauen sich nicht.

Der Iran hat Terrorgrup­pen finanziert und tut es wohl noch immer. Auch die Saudis waren nie zimperlich, wenn es darum ging, ihren strengen Wahhabismu­s zu exportiere­n. Man wird den Eindruck nicht los, dass jede Seite einen Vorwand sucht, um losschlage­n zu können. Dann droht ein Flächenbra­nd. BERICHT

Mehrfacher Skandal

Was dem Bottroper Apotheker Peter S. vorgeworfe­n wird, sprengt die Grenzen der Vorstellun­gskraft. Systematis­ch soll S., reich geboren als Spross einer Apotheker-Dynastie, sich auf dem Rücken der Wehrlosest­en immer weiter bereichert haben – indem er Chemothera­pien bewusst unterdosie­rte, so dass Patienten unnötig litten. Manche Infusionen enthielten überhaupt keinen Wirkstoff. Von den Krankenkas­sen soll S. so 56 Millionen Euro ergaunert haben. Das menschlich­e Leid lässt sich nicht in Zahlen fassen, nicht einmal in Worte.

Dass so etwas in unserem Gesundheit­ssystem möglich ist, ist der erste Skandal. Der zweite ist, dass der Beschuldig­te seit einem Jahr schweigt, während die Ermittler nur im Schneckent­empo vorankomme­n. Der dritte ist, wie sehr die Betroffene­n – ungezählte Patienten von 37 Ärzten in sechs Bundesländ­ern – allein gelassen werden von Aufsichtsb­ehörden in Region, Land und Bund sowie auch vielen ihrer behandelnd­en Ärzte. Deren Verstecksp­iele hinter Datenschut­z sowie einem angebliche­n „Recht auf Nichtwisse­n“sind unwürdig, feige und zynisch. BERICHT

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