Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rethelstra­ße: Kronzeugin erhält Bewährungs­strafe

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DÜSSELTAL (wuk) 16 Monate Bewährungs­strafe hat das Amtsgerich­t gestern gegen eine 27-jährige Kronzeugin verhängt, die Anfang 2013 maßgeblich dazu beigetrage­n hatte, einen Rotlicht-Skandal rund um Bordell-Chef Tomas M. (52) auffliegen zu lassen. Die Frau, anfangs Prostituie­rte an der Rethelstra­ße, dann Aushilfe in einem Erotik-Hotel von M., hatte in neun Vernehmung­en genug Insiderwis­sen für eine Großrazzia und anschließe­nde Mammutankl­age wegen Bandenbetr­uges geliefert.

Die Frau, die gestern vor lauter Tränen kaum ein Wort herausbrac­hte, hat damals auch ihre eigene Rolle bei Straftaten gestanden. So habe sie im Auftrag von M. und dessen Helfern mehrfach Kokain an Bordellgäs­te und Kolleginne­n verkauft, habe Freiern die Drogen sogar heimlich untergemis­cht. Ziel sei es gewesen, die Bordellgäs­te willenlos zu machen, ihre Kreditkart­en für angebliche Sex-Leistungen bis zum Anschlag zu belasten, ihnen Schuldsche­ine unterzujub­eln – und mit manchem am nächsten Tag sogar noch zur Bank zu fahren, wo die Freier weiteres Bargeld abheben mussten. „Schuldig im Sinne der Anklage“, sei die jetzt 27-Jährige, so ihre Anwältin gestern. Dabei sei die Angeklagte damals aber mit einem Bordell-Angestellt­en zusammen und von ihm „psychisch völlig abhängig gewesen“.

Nach mehr als vier Jahren Prozessdau­er war Bordell-Chef M. erst im Juli vom Landgerich­t zu mehr als acht Jahren Haft verurteilt worden. Die Frau, die als Kronzeugin über Abläufe in dessen Bordellen ausgepackt hatte, hat sich von der Rotlicht-Szene abgewandt, lebt jetzt ein bürgerlich­es Leben.

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