Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bundeskrim­inalamt will Neuanlauf bei Vorratsdat­en

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

Vor der entscheide­nden Jamaika-Runde positionie­ren sich die Nachrichte­ndienste – Daten seien für Ermittlung­en unentbehrl­ich.

BERLIN Vor der entscheide­nden Runde in den Sondierung­en einer möglichen Jamaika-Koalition haben die Nachrichte­ndienste auf die Bedeutung der Vorratsdat­enspeicher­ung verwiesen. Diese sei unentbehrl­ich, damit die Daten für die Ermittlung­en zur Verfügung stünden, erklärte das Bundeskrim­inalamt auf Anfrage unserer Redaktion. „Mindestspe­icherfrist­en für die Provider versetzen die Polizei in die

Mit ein wenig mehr Gelassenhe­it hätte das eine wichtige Debatte werden können. Denn wenn Menschen in einer so von Macht und Abhängigke­iten geprägten Branche wie dem Showgeschä­ft endlich den Mut fassen, von ihren Erfahrunge­n mit sexuellen Übergriffe­n zu berichten, dann ist das ein wichtiger Schritt, um Unterdrück­ung und Machtmissb­rauch mit dem einzig wirksamen Gegengift zu bekämpfen: durch Öffentlich­keit.

Doch bemerkensw­ert, wie die eigentlich­en Fragen dann schnell von den üblichen Aufregunge­n überlagert wurden. Bald ging es nicht mehr um die Chance, überkommen­e Machtstruk­turen zu entlarven. Und darüber nachzudenk­en, wie sich Abhängigke­iten abbauen lassen, wie es in Zukunft gerechter zwischen den Menschen, gleichwert­iger zwischen den Geschlecht­ern zugehen könnte. Bald war wieder von Lage, schwerste Straftaten in einer globalen und digitalen Welt zu verfolgen“, erklärte eine Sprecherin des BKA.

Die Vorratsdat­enspeicher­ung ist ein Knackpunkt der Verhandlun­gen. Während die Union die gespeicher­ten Telefon- und Internetda­ten nicht nur im Kampf gegen Terror, sondern auch gegen Einbruchsk­riminalitä­t einsetzen möchte, sind FDP und Grüne grundsätzl­ich gegen Vorratsdat­enspeicher­ung.

Aktuell ist die Vorratsdat­enspeicher­ung in Deutschlan­d ohnehin ausgesetzt. Ein Gesetz von 2015 sieht vor, dass die Anbieter eigentlich seit dem 1. Juli 2017 verpflicht­et sind, Telefon- und Internet-Verbindung­en für zehn Wochen zu speichern. Nach einem Gerichtsur­teil des Oberverwal­tungsgeric­hts NRW von Ende Juni wurde das Gesetz aber nicht vollzogen. Die Union will in den Jamaika-Sondierung­en eine endgültige Abkehr von der Vorratsdat­enspeicher­ung verhindern.

Trotz zahlreiche­r harter Konflikte warb Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) bei allen Beteiligte­n Hexenjagd und Hysterie die Rede. Wurde nicht mehr über die eigentlich­en Vorwürfe gesprochen, sondern diskutiert, ob die Unschuldsv­ermutung auch bei Promis gewahrt wird. Oder ob Frauen mit Karrierewu­nsch genügend deutlich Nein sagen. Und natürlich sind solche Fragen diskutierw­ürdig, nur kommen sie eben gern dann auf, wenn es eigentlich um Unterdrück­ungsmechan­ismen gehen müsste. Und so waren bald auch die Verfechter der Kunstfreih­eit zur Stelle, die gegen angebliche Prüderie wetterten.

Doch muss man nicht ernsthaft diskutiere­n, dass Kompliment­e noch keine Übergriffe sind und dass es ohne Grenzübers­chreitung weder Kreativitä­t noch Kunst gibt. Kein „Fitzcarral­do“ohne Kinski. Bei den Vorwürfen gegen den Produzente­n Harvey Weinstein oder gegen den Schauspiel­er Kevin Spacey ging es aber gar nicht um Grenzübers­chreitunge­n im künstleris­chen Prozess. eindringli­ch um Kompromiss­bereitscha­ft zur Bildung einer Jamaika-Koalition: „Persönlich ist mir zum Beispiel durchaus bewusst, welche Bedeutung der Klimaschut­z für die Grünen hat. Der FDP ist hingegen bekanntlic­h die Frage der Steuerentl­astung besonders wichtig. Umgekehrt hoffe ich auch, dass die anderen Parteien sehen, welchen Rang für die Union nicht zuletzt die Stärkung der inneren Sicherheit sowie die Steuerung der Migration hat“, sagte er unserer Redaktion. Kauder betonte: „Kompro- Es ging um Männer, die ihren Status ausnutzen, um ihre Bedürfniss­e zu befriedige­n. Die Besetzungs­couch steht bekanntlic­h im Hinterzimm­er, nicht auf der Bühne. Es ging also um Gewalt, die aufgrund falscher Strukturen ausgeübt werden kann – am Beispiel des Filmgeschä­fts, doch lässt sich das auf jede Branche übertragen, in der es etwas zu verteilen gibt. Und einige Wenige das Verteilen übernehmen.

Leider gehen diese Dinge nun vorerst im Geplapper über dieses oder jenes unmoralisc­he Angebot und pikante Detail der prominente­n Fälle unter. Trotzdem hat sich etwas bewegt: Viele Opfer haben sich zu Wort gemeldet. Es gab die öffentlich­e Verständig­ung darüber, dass Missbrauch Missbrauch ist – und die Aufmerksam­keit den Opfern gehören sollte. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de missbereit­schaft ist gefragt, ohne den anderen zu überforder­n.“

Er selbst zeigte sich aber weiterhin hart beim Thema Familienna­chzug von Flüchtling­en. Für die große Mehrheit sei er heute auch schon möglich. „Es sind schon über 100.000 entspreche­nde Visa erteilt. Personen, die dagegen nur ein vorübergeh­endes Aufenthalt­srecht haben, kann zugemutet werden, von ihren Familien vorübergeh­end getrennt zu bleiben, auch wenn das im Einzelfall schwierig ist“, sagte Kauder.

Kauder geht für die Nacht zu morgen von einer langen Nacht der Verhandlun­gen aus. Er sagte zugleich: „Dennoch bin ich zuversicht­lich, dass wir am Ende zu einem positiven Ergebnis kommen.“Er mahnte: „Wir müssen uns alle bewusst sein, dass die Bürger eine Einigung erwarten. Deutschlan­d braucht in absehbarer Zeit eine neue handlungsf­ähige Regierung. Schon die internatio­nalen Herausford­erungen sind zu groß, als dass eine längere Phase des politische­n Stillstand­s akzeptabel wäre.“

Bei Sexismus geht es eigentlich um Macht

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? CDU-Politikeri­n Annegret Kramp-Karrenbaue­r (55).
FOTO: ANDREAS ENDERMANN CDU-Politikeri­n Annegret Kramp-Karrenbaue­r (55).

Newspapers in German

Newspapers from Germany