Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Grundstück – Ist Sektenarzt Hopp ein Sozialbetrüger?
Der ehemalige Arzt der Sekte Colonia Dignidad soll in Chile Grund besitzen. Hier lebt er von Sozialhilfe
Der heute in Krefeld lebende ehemalige Sektenarzt der Colonia Dignidad, Hartmut Hopp, hat bei seinem Antrag auf Grundsicherung im Alter beim Sozialamt Krefeld ein über 10.000 Hektar großes Grundstück in Chile nicht als Eigentum angegeben. Dies berichtet das ARDMagazin „FAKT“und beruft sich auf entsprechende Grundbuchauszüge und Sozialanträge.Der Wert des Grundstücks soll von einem chilenischen Gutachter auf über eine Million Euro geschätzt werden. Hopp wurde in Chile wegen Beihilfe zu Kindesmissbrauch zu fünf Jahren Haft verurteilt, entzog sich aber der Inhaftierung durch die Flucht nach Krefeld.
Der Fachanwalt für Sozialrecht, Dirk Feiertag, hat den Sachverhalt geprüft: „Hier steht ganz klar der Verdacht des Sozialbetrugs im Raum. Wer ein Grundstück im Wert von mehreren hunderttausend Euro nicht angibt und Sozialleistungen bezieht, bezieht diese wahrscheinlich zu unrecht.“Das Auswärtige Amt und das Sozialamt Krefeld stehen nun unter heftiger Kritik.Der Anwalt von Opfern der Colonia Dignidad, Winfried Hempel, habe das Auswärtige Amt bereits 2016 über diesen Sachverhalt informiert. Das Auswärtige Amt verwies auf Anfrage von „FAKT“auf das Sozialamt Krefeld. Für Opferanwalt Winfried Hempel ist dies besonders unverständlich, da der damalige Außenminister Steinmeier offen schwere Verfehlungen im Zusammenhang des Auswärtigen Amts mit der Colonia Dignidad eingeräumt hatte: „Das ganze Thema ist ein Skandal. Es liegt ganz offen auf der Hand, dass es hier um Sozialbetrug geht. Ich habe das der Deutschen Botschaft und dem Auswärtigen Amt schon vor Jahren gesagt, dass es nicht angeht, dass Herr Hopp hier vor der Sozialhilfe den armen Mann spielt, während er in Chile Ländereien auf seinen Namen hat.“
Das Krefelder Sozialamt machte gegenüber der ARD und unserer Redaktion Datenschutzgründe geltend und sagte nichts zum Stand der Dinge in Sachen Hopp. Offen bleibt somit die Frage, ob Krefeld vom Auswärtigen Amt über den Grundstücksbesitz Hopps in vollem Umfang informiert war.Üblicherweise ist es bei Anträgen auf Sozialhilfe so, dass die Antragsteller sich verpflichten, die Angaben zu ihren Lebens- und Vermögensumständen vollständig und wahrheitsgemäß machen.
Für die Opfer der Colonia Dignidad ist Hopps Vermögen von hohem Interesse, da sie mit Zivilklagen in Chile um Entschädigung kämpfen. Der Bundestag hatte in diesem Jahr die Bundesregierung aufgefordert, die Besitzverhältnisse der Colonia Dignidad zu klären und das Vermögen den Opfern zugutekommen zu lassen.