Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neuer Anlauf für eine große Koalition

- VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER HILFSFONDS FÜR KARNEVALSZ­ÜGE GEFORDERT, SEITE A 3

Die mögliche Neuauflage einer großen Koalition wäre dann zu begrüßen, wenn es den Beteiligte­n gelänge, sich auf mehr als ein „Weiter so“zu einigen. Zum politische­n Einmaleins gehört, dass große Koalitione­n die radikalen Ränder stärken. Die vergangene Wahlperiod­e hat eindrückli­ch gezeigt, dass diese Binsenweis­heit zutrifft. Allerdings entsteht dieser Effekt vor allem dann, wenn eine große Koalition ihre Chancen nicht nutzt. Ein Bündnis der beiden größten Parteien im Bundestag kann auch große Reformen anschieben. Die sind in der vergangene­n Wahlperiod­e leider liegengebl­ieben – wie es sich derzeit bei der Digitalisi­erung, in der Bildung und auch bei den Zielen des Pariser Klima-Abkommens zeigt. Eine neu aufgelegte große Koalition müsste der Versuchung widerstehe­n, mit der Gießkanne jeweils Geld an die eigene Klientel zu verteilen.

Eine solche große Koalition zu schmieden, wäre aber der Anstrengun­g wert. Es müsste gelingen, sich ein inspiriert­eres Regierungs­programm zu geben als die Agenda der vergangene­n vier Jahre. Für eine große Koalition spricht in jedem Fall, dass Deutschlan­d mit einem solchen stabilen Bündnis seiner Verantwort­ung in der Welt gerecht werden kann. BERICHT GROSSE KOALITION RÜCKT NÄHER, TITELSEITE

Machtkämpf­e sind in der CSU stets besonders heftig. Das war bei Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber und auch bei Horst Seehofer so. Jetzt, wo sich die Ära des bayerische­n Ministerpr­äsidenten und Parteivors­itzenden ihrem Ende nähert, ist die Aufregung wieder besonders groß. Und eines ist sicher: Will die CSU ihren bisherigen Einfluss auch nur einigermaß­en bewahren, muss sie die Zukunft vorbereite­n – mit einem neuen Team und klaren Ansagen.

Davon war bisher wenig zu spüren. Der absurde Streit um eine Obergrenze für Flüchtling­e hat nicht nur der CDU-Chefin Angela Merkel geschadet, sondern noch mehr der CSU. Der von persönlich­en Anfeindung­en geprägte Machtkampf zwischen Seehofer und Markus Söder hat die Partei gespalten.

Nach dem verheerend­en Ergebnis bei der Bundestags­wahl geht es für die CSU um das politische Überleben als konservati­ves Korrektiv der Schwesterp­artei. Gelingt der Neuanfang nicht, wird die Partei zur bayerische­n Filiale der CDU. Die Konservati­ven wären heimatlos, womöglich eine Beute der AfD. BERICHT SEEHOFER LÄSST SEINE ZUKUNFT OFFEN, TITELSEITE

FCSU in Alarmstimm­ung

Eintritt für Narren-Züge

est steht: In Zeiten der Terrorgefa­hr müssen Großverans­taltungen wie Karnevalsz­üge bestmöglic­h geschützt werden. Daran darf unter keinen Umständen gespart werden. Diskutiert werden muss aber über die Übernahme der Kosten. Dass Brauchtums­vereine diese nicht stemmen können, dürfte jedem einleuchte­n. Es ist schon schwer genug, einen Karnevalsz­ug ohne die Sicherheit­sauflagen zu organisier­en. Zu verständli­ch ist daher der närrische Hilferuf nach finanziell­er Unterstütz­ung.

Doch fast überall sind die Kassen leer – vor allem in den Kommunen. Dennoch sind es die Städte, die den Karnevalis­ten mit größten Anstrengun­gen bei der Finanzieru­ng der Züge unter die Arme greifen – während sich das Land aus der Verantwort­ung stiehlt.

In Zukunft wird die kommunale Hilfe allein nicht reichen. Daher sollte man in Erwägung ziehen, eine Art Eintrittsg­eld zu nehmen. Warum sollte nicht jeder Zugbesuche­r 50 Cent oder einen Euro bezahlen müssen? Damit könnte man kostendeck­end arbeiten. Und wer dazu nicht bereit ist, dem ist das Brauchtum auch nichts wert. BERICHT

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