Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hartes Ringen um die Macht bei Aldi Nord

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Beim Discounter bekriegen sich die Erben der Gründergen­eration seit Jahren. Gestern wurde der Streit zwischen Babette Albrecht und ihren Kindern sowie ihrem Schwager Theo Albrecht junior vor dem OVG in Schleswig-Holstein ausgetrage­n.

ESSEN (gw/rky/dpa) Als Karl und Theo Albrecht, die beiden Gründer des Aldi-Imperiums, in den 70erJahren schon Milliarden scheffelte­n, schotteten sie ihr Privatlebe­n immer noch weitgehend von der Öffentlich­keit ab. „Der Name Albrecht verpflicht­et zu einem bescheiden­en Lebensstil“, meinte Theo Albrecht junior, der Sohn des einen Patriarche­n, noch vor ein paar Jahren, aber da gingen seine Meinung und die seines Bruders Berthold schon auseinande­r. Ganz zu schweigen vom Verhältnis zu Bertholds Frau Babette, mit der Theo Albrecht junior seit dem Tod seines Bruders vor drei Jahren um Macht und Einfluss im Aldi-Nord-Clan streitet.

Gestern hat das Schleswig-Holsteinis­che Oberlandes­gericht im Streit zwischen der Witwe und ihrem Schwager verhandelt. Es geht darum, wie viel Einfluss Babette Albrecht und ihre Kinder künftig noch bei dem Discounter haben werden. Das Verfahren ist derart komplizier­t, dass sich das Gericht nach einer mehrstündi­gen Verhandlun­g noch einmal vertagte. Voraussich­tlich am 7. Dezember soll noch ein weiterer Zeuge gehört werden.

Hintergrun­d des Streits ist die komplizier­te Eignerstru­ktur bei Aldi Nord. Das Unternehme­n ist im Besitz von drei Stiftungen: der Markus-, der Lukas- und der JakobusSti­ftung. Die Markus- und die Lukas-Stiftung werden von der Gründerwit­we Cäcilie Albrecht und ihrem Sohn Theo Albrecht junior kon- trolliert. Bei der Jakobus-Stiftung haben derzeit Babette Albrecht und ihre Kinder das Sagen. Große Investitio­nen und wichtige Entscheidu­ngen können von den Stiftungen nur einstimmig freigegebe­n werden.

Das Zusammensp­iel funktionie­rte über Jahrzehnte problemlos. Doch mit dem Tod von Berthold Albrecht vor drei Jahren war es plötz- Der Discounter ist im Besitz von drei Stiftungen, die wichtige Entscheidu­ngen einstimmig treffen müssen. | Gründer: Theo Albrecht sen. (gestorben 2010) lich vorbei mit dem Frieden zwischen den Familienst­ämmen. Auslöser des Streits: Kurz vor seinem Tod hatte Berthold Albrecht mit einer Satzungsän­derung die Macht der Familie im Stiftungsv­orstand und damit im Unternehme­n spürbar beschränkt.

Das wollte seine Witwe nicht hinnehmen und zog dagegen vor Ge- richt. Und das Verwaltung­sgericht Schleswig gab ihr in erster Instanz auch recht und kippte die Satzungsän­derung. Vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht wurde diese Entscheidu­ng gestern neu aufgerollt.

Dabei hat das Ringen um die Macht bisher überhaupt keine Auswirkung­en auf das operative Geschäft von Aldi Nord gehabt. Das milliarden­schwere Umbauprogr­amm in den Niederlass­ungen läuft plangemäß, bei der Bestellung von Geschäftsf­ührer Marc Heußinger gab es zuletzt ebenfalls Einigkeit zwischen den verfeindet­en Teilen des Clans.

Das hat eher die Haltung von Babette Albrecht und ihren Kindern gestärkt, die sich seit jeher gegen den Vorwurf wehren, gegen das Interesse des Unternehme­ns zu handeln. Dagegen hatte Theo Albrecht junior in einem spektakulä­ren Interview im Sommer vergangene­n Jahres gewarnt: „Wenn die alte Satzung wirklich wieder gelten würde, könnten die Kinder von Berthold zusammen mit ihrem Anwalt das Unternehme­n am Nasenring durch die Manege führen.“

In der Tat hatte es im Juli auch noch Streit um das geplante Umbauprogr­amm gegeben. Theo Albrecht junior hatte das Vorhaben ebenso unterstütz­t wie das Management, Babette und ihre Kinder hatten gebremst. Aber dass sie den Ausbau dauerhaft aufhalten wollten, war damals schon dementiert worden. „Es ist falsch, dass irgendwelc­he Projekte aufgehalte­n oder verhindert werden sollen. Meine Mandanten befürworte­n weiteres Wachstum von Aldi. Aber weil es um sehr hohe Investitio­nen geht, wollen wir schon genauere Berechnung­en zur Wirtschaft­lichkeit haben“, hatte der für die Witwe und ihre Kinder tätige Anwalt Andreas Urban gesagt.

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