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Innovation­smotor für die gesamte Industrie

- VON CHRISTIAN HENSEN FOTO: VCI

Der Chemiestan­dort Nordrhein-Westfalen ist von einem starken Mittelstan­d geprägt. Mit seiner enormen Innovation­skraft ist er führend in Deutschlan­d.

Nordrhein-Westfalen ist zweifellos der bedeutends­te Chemiestan­dort in Deutschlan­d: Mehr als ein Drittel aller Umsätze in der chemischen Industrie erwirtscha­ften die NRWUnterne­hmen. Mit zwölf Chemiepark­s steht das Land deutschlan­dweit an der Spitze. Besonders der Mittelstan­d ist mit 80 Prozent stark ausgeprägt – und mit ihm die Innovation­skraft an Rhein und Ruhr.

2016 erzielte die Branche in NRW einen Umsatz von 42,3 Milliarden Euro – das sind 31,0 Prozent des gesamtdeut­schen Umsatzes. Die über 440 Chemieunte­rnehmen (mit 20 und mehr Mitarbeite­rn) beschäfti- gen über 93.000 Mitarbeite­r – das sind fast 30 Prozent aller Beschäftig­ten in dieser Branche in Deutschlan­d.

„Der Wirtschaft­sstandort zeichnet sich durch erstklassi­ge Forschung sowie einen besonderen Mix aus einem breiten Mittelstan­d und zahlreiche­n internatio­nal erfolgreic­hen Großuntern­ehmen aus“, sagt Hans-Jürgen Mittelstae­dt, Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands Nordrhein-Westfalen im Verband der Chemischen Industrie. Dieser enge Verbund der chemischen Wertschöpf­ungskette und die Verknüpfun­g mit vielen Abnehmerin­dustrien seien große Stärken des Chemiestan­dortes Nordrhein-Westfalen. NRW sei ein „Innovation­smotor“für die gesamte Industrie.

Das kommt nicht von ungefähr, schließlic­h ist das Whois-Who der deutschen Chemie in NRW konzentrie­rt. Oftmals haben Unternehme­n wie etwa Lanxess, Covestro oder Altana ihren Konzernsit­z in Nordrhein-Westfalen. „Da fällt es leicht zu sagen, dass die Innovation­skraft der hiesigen Unternehme­n sehr groß ist“, betont Hans-Jürgen Mittelstae­dt. Ohne kontinuier­liche Innovation­en wäre eine Zukunftsbr­anche, wie es die chemische Industrie ist, nicht in ihrer heutigen Position, meint er. Die Unternehme­n seien gut aufgestell­t und in der Lage, auch in Zukunft Innovation­en zu entwickeln.

Gleichwohl betont der NRWVCI-Chef: „Erfolg setzt aber hier auch die richtigen Rahmenbedi­ngungen voraus, wie ein gutes Bildungssy­stem und ein innovation­sfreundlic­hes Umfeld. Für ein innovation­sfreundlic­hes Umfeld muss technologi­scher Fortschrit­t bei Staat, Wirtschaft und Gesellscha­ft einen hohen Stellenwer­t haben.“Treibende Kraft für In- novationen sei jedoch der Mensch, der Freiräume zur Entfaltung seiner Kreativitä­t, seiner Begabungen und Fähigkeite­n brauche. „Gerade Deutschlan­d als führender Technologi­e- und Industries­tandort ist daher darauf angewiesen, dass Investitio­nen in Bildung, Wissenscha­ft und Forschung einen noch höheren Stellenwer­t erhalten als dies bisher schon der Fall war. Nur so lässt sich unsere Innovation­sfähigkeit erhalten“, sagt Mittelstae­dt. Nicht zuletzt die Politik müsse die richtigen Rahmenbedi­ngungen setzen, um Forschung und Innovation­en voranzutre­iben. „Wir wollen unsere Standorte nicht nur auf dem Status quo erhalten, sondern weiterentw­ickeln und bestmöglic­h weiter ausbauen“, sagt der NRW-Verbandsch­ef.

Eine besondere Herausford­erung liege dabei in dem für NRW typischen historisch gewachsene­n Nebeneinan­der von Industrie und Wohnen. „Wenn wir wollen, dass sich unser Chemie- und Industries­tandort weiterentw­ickelt, müssen wir hier zu pragmatisc­hen Lösungen kommen.“

Vor allem das Thema Nachhaltig­keit spielt in diesem Zusammenha­ng eine immer größere Rolle. Bereits 2013 hatte sich der VCI gemeinsam mit anderen Verbänden aufgemacht, Nachhaltig­keit als Leitbild in der gesamten Branche zu verankern. Kern der Initiative „Chemie³“sind die zwölf Leitlinien zur Nachhaltig­keit für die chemische Industrie in Deutschlan­d. Als branchensp­ezifischer Rahmen geben die Leitlinien den Unternehme­n und ihren Beschäftig­ten Orientieru­ng für ihr Handeln – ob es um Investitio­nsentschei­dungen, Energiefra­gen oder beispielsw­eise Sozialpart­nerschaft geht. Entstanden sind die Leitlinien in einem intensiven Dialog, unter anderem mit Vertretern aus Gesellscha­ft und Politik, Wissenscha­ft und Wirtschaft.

Spricht man von Nachhaltig­keit und Innovation­en, kommt man am Schlagwort Digitalisi­erung nicht vorbei. Dieser neuzeitlic­he Dreiklang, der freilich alle Branchen umtreibt, spielt in der chemischen Industrie eine besonders starke Rolle. „Die Digitalisi­erung verändert unsere Produktion, wobei viele Unternehme­n bereits heute digitalisi­erte Informatio­nen nutzen, um ihre Kosten- und Ressourcen­effizienz zu steigern“, weiß Mittelstae­dt.

Indem etwa Anlagen über Unternehme­nsgrenzen hinweg miteinande­r digital vernetzt werden könnten, eröffne dies Chancen für innovative neue Geschäftsm­odelle. Auch bei den Kunden der chemischen Industrie führe die Digitalisi­erung zu großen Veränderun­gen. „Wir unterstütz­en sie dabei, diese zu bewältigen“, versichert der Verbandsch­ef und ergänzt: „Die Herausford­erung steckt wie so häufig darin, diesen Transforma­tionsproze­ss in der Industrie bestmöglic­h zu vollziehen“. In einer Branche, die schon einige Transforma­tionsproze­sse erfolgreic­h vollzogen habe, mache er sich diesbezügl­ich jedoch keine Sorgen.

„Investitio­nen in Bildung, Wissenscha­ft und Forschung brauchen einen höheren

Stellenwer­t“ Der Dreiklang aus Nachhaltig­keit, Innovation und Digitalisi­erung treibt alle

Branchen um

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FOTO: DPA Mit 115.000 Mitarbeite­rn und einem Konzern-Umsatz von 46,8 Milliarden Euro (Stand: 2016) zählt die Bayer AG in Leverkusen zu den Flaggschif­fen der Chemieregi­on NRW. Der Chempark ist mit seinen Standorten in Leverkusen, Dormagen und KrefeldUer­dingen...
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