Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lanxess macht Autos leichter und sauberer

- VON CHRISTIAN HENSEN

Hochleistu­ngs-Kunststoff­e des Kölner Spezialche­mie-Konzerns kommen immer häufiger zum Einsatz. Besonders bei der Elektromob­ilität spielen sie ihr Potenzial aus.

Auch wenn man sie nicht immer sieht, kommen sie doch immer häufiger zum Einsatz: Hochleistu­ngs-Kunststoff­e. Vor allem in der Automobil-, aber auch in der Elektro- und Bauindustr­ie setzen immer mehr Unternehme­n auf die innovative­n Werkstoffe. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sorgen für mehr Leichtigke­it, erhöhen die Flexibilit­ät und bieten dadurch mehr Gestaltung­smöglichke­iten. Zugleich senken sie den Energiebed­arf und tragen so zum Klimaschut­z bei. Ganz neu ist der Trend freilich nicht. Seit rund 15 Jahren werden ständig mehr Leichtbaut­eile etwa in Fahrzeugen verbaut. Doch die Materialie­n werden immer leistungss­tärker.

Der Kölner Spezialche­mieKonzern Lanxess ist weltweit führend auf dem Gebiet der Hightech-Kunststoff­e. In seinem Forschungs­zentrum am Standort Dormagen entwickelt das Unternehme­n die Hochleistu­ngs-Kunststoff­e der Marken Durethan und Pocan, die in unterschie­dlichen Branchen eingesetzt werden. In Krefeld-Uerdingen betreibt der Konzern eine der größten Kunststoff­produktion­en weltweit. Weitere Werke für Hightech-Kunststoff­e stehen in China, Indien, Brasilien und den USA.

Die Nachfrage steigt stetig, die Produktion läuft auf Hochtouren – angetriebe­n nicht zuletzt durch die zunehmende Elektromob­ilität. Wurden 2010 noch 14 Kilogramm der Hightech-Kunststoff­e in Autos eingesetzt, waren es 2017 bislang bereits 22 Kilo.

Gerade im Bereich der elektrisch betriebene­n Fahrzeuge spielen die Werkstoffe ihr volles Potenzial aus. „Kunststoff­e können, abhängig von den Anforderun­gen an das jeweilige Bauteil, schwere Metallteil­e komplett ersetzen oder mit verschiede­nen Werkstoffe­n – darunter auch Metalle – kombiniert werden“, erklärt Axel Tuchlenski, Leiter der Kunststoff­entwicklun­g bei Lanxess. So lasse sich das Gewicht einzelner Komponente­n verringern, ohne dass andere Eigenschaf­ten wie zum Beispiel die Sicherheit negativ beeinfluss­t werden. Tuchlenski stellt klar: „Bei der Sicherheit machen wir keine Kompromiss­e.“Weniger Gewicht in Fahrzeugen bedeute weniger Spritverbr­auch und somit einen geringeren CO2Ausstoß.

Hauptanwen­dungen sind in der Regel leichte, hochfeste Teile wie Frontends, Dachrahmen, Motorölwan­nen, AirbagGehä­use und Bremspedal­e, die früher aus Metall gefertigt wurden. Das so genannte Frontend ist das Modul in der FahrzeugFr­ont, in das unter anderem Stoßstange und Scheinwerf­er eingelasse­n sind. Im Zeitalter elektrisch betriebene­r Fahrzeuge vergrößere sich das Spektrum der Anwendunge­n auf beispielsw­eise Batteriege­häuse, Batterieze­llrahmen oder Gehäusetei­le für Ladegeräte für Leistungse­lektronik, erklärt Tuchlenski.

Ziel sei, Metalle vollständi­g durch Kunststoff zu ersetzen, sagt der Experte. Der Trend gehe jedoch zur Hybrid-Lösung, indem Kunststoff­e und Metalle miteinande­r verbun- den werden. „Die Verwendung von Kunststoff-Metall-Hybridmate­rialien führt zu einer Ge- wichtsredu­zierung um bis zu 50 Prozent im Vergleich zu Stahl“, erklärt Tuchlenski. Die- se patentiert­e Technologi­e wurde bisher an den Frontends von über 70 Fahrzeugmo­dellen von Erstausrüs­tern wie Hyundai-Kia, BMW und Audi angewendet. Auch in der Fertigung von Motorölwan­nen schreitet die Substituti­on von Metallen wie Aluminium durch Kunststoff voran.

Jüngstes Beispiel dafür ist das aus Durethan gefertigte Öl-

Der Trend geht zur Hybrid-Lösung, indem Kunststoff­e und Metalle kombi

niert werden 50 bis 70 Prozent der Autos in Japan sollen bis 2030 elektrisch betrieben

werden

wannenmodu­l für die neuen Sechszylin­der-Boxermotor­en des Porsche 911 Carrera. Gerade unter der Motorhaube werde den Materialie­n einiges abverlangt. „Sie müssen hohen Temperatur­en standhalte­n sowie stabil und langlebig sein“, so der Experte.

Neben Ländern wie China, den Niederland­en und Norwegen ist in Japan der Absatz von Elektrofah­rzeugen besonders hoch. Das japanische Ministeriu­m für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) hat als Ziel angekündig­t, dass 50 bis 70 Prozent aller verkauften Fahrzeuge bis 2030 Fahrzeuge der „nächsten Generation“ausmachen sollen, also PlugIn-Hybrid-, Hybrid-, Elektro, Brennstoff­zellen- und saubere Dieselfahr­zeuge. 2015 betrug der Anteil noch 26,5 Prozent.

Kunststoff­experte Axel Tuchlenski ist überzeugt: „Für uns als Leichtbau-Spezialist­en ist dieser Trend zu moderner Mobilität eine Riesenchan­ce.“

 ?? FOTOS: LANXESS DEUTSCHLAN­D GMBH ?? Der Unterboden eines Bentley: Auch hier kommen die Spezialkun­ststoffe von Lanxess zum Einsatz. Sie zeichnen sich durch Langlebigk­eit, Widerstand­sfähigkeit und ein geringes Gewicht aus.
FOTOS: LANXESS DEUTSCHLAN­D GMBH Der Unterboden eines Bentley: Auch hier kommen die Spezialkun­ststoffe von Lanxess zum Einsatz. Sie zeichnen sich durch Langlebigk­eit, Widerstand­sfähigkeit und ein geringes Gewicht aus.
 ??  ?? Das Technikum für Hightech-Kunststoff­e am Standort Dormagen ist das Herzstück der Kunststoff-Forschung bei Lanxess.
Das Technikum für Hightech-Kunststoff­e am Standort Dormagen ist das Herzstück der Kunststoff-Forschung bei Lanxess.
 ??  ?? Bei Lanxess werden immer neue Rezepturen für Hochleistu­ngsKunstst­offe entwickelt.
Bei Lanxess werden immer neue Rezepturen für Hochleistu­ngsKunstst­offe entwickelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany