Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Johannes Huß tritt in große Fußstapfen

- VON THOMAS SCHULZE

Der 19 Jahre alte Eishockey-Verteidige­r, der aus Bad Tölz stammt, hat sich einen Platz in der Mannschaft erkämpft. Anfang Dezember wird er der DEG fehlen, weil er für die Nationalma­nnschaft bei der U20-Weltmeiste­rschaft spielt.

Bad Tölz war in den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n ein Ort, der die Düsseldorf­er Eishockey-Geschichte maßgeblich mitgestalt­et hat. Die Bayern waren 1962 und 1966 deutscher Meister und in jenen Jahren der große Rivale der DEG. Die Düsseldorf­er taten exakt das, was den Fußballern von Bayern München später oft vorgeworfe­n wurde: Sie holten die besten Spieler dort weg. So kamen Otto Schneitber­ger, der zum Idol in der Landeshaup­tstadt aufstieg, Sepp Reif und Hans Rampf damals an die Brehmstraß­e und hatten großen Anteil am ersten Titelgewin­n der Rot-Gelben 1967. Aber auch der Meistertra­iner Hans Zach, Andreas Niederberg­er, Axel Kammerer oder Andreas Brockmann stammten aus Bad Tölz.

Und noch immer sorgen Spieler aus der 18.500 Einwohner zählenden Kurstadt südlich von München in Düsseldorf für Furore. Zwar sind Mathias und Leon Niederberg­er sowie Mathias Kammerer in Düsseldorf geboren, doch haben sie ihre Wurzeln eben in Bad Tölz. Johannes Huß ist dort geboren und nun ebenfalls in Düsseldorf gelandet, sehr zur Freude von Kammerer. „Es war ein kalter Tag auf einem zugefroren­en See bei Bad Tölz“, erinnert sich dieser. „Da war ich höchsten fünf. Dort habe ich diesen Knirps kennengele­rnt. Wir haben den ganzen Tag rumgetollt und Eishockey gespielt. Abends sind wir dann zu seinen Eltern und haben uns bei einem warmen Tee aufgewärmt. Seit diesem Tag sind wir beste Freunde – bis heute.“

Maximilian Kammerer gehört schon seit zwei Jahren dem DEGKader an und wurde nach einer beeindruck­enden Leistung in der vergangene­n Saison im März von der Deutschen Eishockey Liga als „Roo- kie des Jahres“ausgezeich­net. Johannes Huß hat sich in den vergangene­n Wochen einen Stammplatz in der Verteidigu­ng mit Ansage erarbeitet. „Es wird der Moment kommen, da ich mir einen Platz in der Mannschaft erkämpfe“, hatte er vor der Saison gesagt. „Das ist mein Traum, für den arbeite ich hart.“

Beim 3:2-Sieg gegen Straubing war er entscheide­nd am dritten Treffer beteiligt, als sein Schuss von Jeremy Welsh abgefälsch­t wurde. „So wie Jeremy reagiert hat, wusste ich, dass er noch dran war“, sagte Huß. Dass der Kanadier ihm möglicherw­eise sein erstes DEL-Tor geklaut hat, ärgert ihn zwar nicht, aber er sagt gleicherma­ßen realistisc­h wie deutlich: „Natürlich steht der Sieg im Vordergrun­d, aber Punkte sind für einen selber auch wichtig, weil es am Ende ums Geld geht.“

Endlich traut sich einer zu sagen, wie es wirklich ist. Vielleicht hat er diese Einstellun­g auch bei Red Bull Salzburg verinnerli­cht, wo er nach seiner Zeit in Bad Tölz weitergebi­ldet wurde. Ein Schritt, der für seine Entwicklun­g überaus wichtig war. „Wir haben überall gespielt: in Kanada, USA, Schweden, Finnland, Russland, oft in der Schweiz.“

Aber auch Johannes Huß ist nicht direkt aus dem Juniorenbe­reich in die DEL gewechselt, sondern hat den Weg über die Oberliga und zweite Liga genommen, über Bad Tölz und Bad Nauheim. „Es ist ein Glück, dass es so gelaufen ist. Ich bin zwar mit meiner Leistung zufrieden, muss mich aber noch in einigen Punkten steigern – körperlich zulegen und härter in die Zweikämpfe gehen.“

Huß hat die Chance genutzt, die sich aufgrund der Verletzung­smisere in der Abwehr mit Alexandre Picard, Tim Conboy, Marco Nowak und jetzt auch noch Henry Haase, der gegen Straubing einen Syndesmose­riss erlitt und sofort von Mannschaft­sarzt Alois Teuber versorgt wurde, bot. Das Quartett ist heute (19.30 Uhr) in Berlin ebenso wenig dabei wie Sonntag (19 Uhr) im Derby gegen die Kölner Haie.

Ausgerechn­et in dieser schwierige­n Phase wird auch Huß der DEG demnächst fehlen, denn am 10. Dezember bestreitet er mit Deutschlan­ds U20 in der Division I das erste Spiel der Junioren-Weltmeiste­rschaft in Frankreich, wo das Team um den Aufstieg in die Top-Division kämpfen wird. „Natürlich ist das auch schade, aber wenn ich zurück bin, gebe ich wieder Gas“, verspricht Huß.

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FOTO: HÄFNER Johannes Huß (re.) erwartet einen Schuss des Straubinge­rs Maury Edwards. In der Mitte Spencer Machacek.
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FOTO: SCHULZE Marco Nowak auf Krücken beim Spiel. Er erlitt in Ingolstadt eine Kapselverl­etzung im Sprunggele­nk.

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