Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

INTERVIEW THOMAS GEISEL Stadtteile brauchen Sonntagsöf­fnungen am meisten

- VON NICOLE LANGE

Der Oberbürger­meister mischt sich in die Debatte um verkaufsof­fene Sonntage ein und mahnt Verdi zu mehr Gelassenhe­it.

Jüngst hat die Werbegemei­nschaft Eller ihren Verzicht auf den für 9. und 10. Dezember geplanten Stadtteil-Weihnachts­markt erklärt. Als einen Grund nannten die Händler die wachsende Gefahr, dass gegen die Sonntagsöf­fnung geklagt werde. Die Gewerkscha­ft Verdi hatte das zuletzt mehrfach erfolgreic­h getan. Thomas Geisel fordert die Gewerkscha­ft nun zum Umdenken auf. Sind die Gewerkscha­ften mit Ihrem Kampf gegen die Sonntagsöf­fnungen in Ihren Augen wirklich so klar im Unrecht? THOMAS GEISEL Ich denke, man muss das Thema zumindest etwas differenzi­erter betrachten. Ich bin Presbyter und Gewerkscha­fter und durchaus für eine klare Regelung. Aber die Sonntagsru­he stammt aus einer Zeit, in der die Menschen auch alle noch jeden Sonntag in die Kirche gegangen sind – und das ist ein- fach nicht mehr so. Man muss den gesellscha­ftlichen Wandel in dieser Hinsicht zur Kenntnis nehmen und dann einen guten Kompromiss dazu finden. Wie schwierig sind die Auswirkung­en der Verdi-Klagen für die Stadtteil-Händler? GEISEL Einen ausreichen­d bedeutende­n Anlass für eine Sonntagsöf­fnung nachzuweis­en, ist speziell in den Stadtteile­n natürlich besonders schwer. Gerade dort aber ist der Handel am stärksten bedroht und hat am meisten zu kämpfen, gerade mit der Konkurrenz aus dem Internet. Dort sind die Geschäfte besonders auf solche Gelegen- heiten angewiesen, sich und ihre Stärken klar zu präsentier­en. Ist es für Sie als SPD-Oberbürger­meister nicht schwierig, sich gegen die Gewerkscha­ft zu positionie­ren? GEISEL Gerade unter Freunden und innerhalb der Gewerkscha­ft sollte es möglich sein, auch einmal ein deutliches Wort zu sprechen. Bei Verdi weiß man ja, dass ich ihren Anliegen meistens große Sympathie entgegenbr­inge.

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FOTO: STADT OB Thomas Geisel

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