Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Spannende Strategien für Zeiten des Umbruchs

- VON JÜRGEN GROSCHE

Neue Geschäftsm­odelle und Anlagestra­tegien auf der einen Seite, Verunsiche­rung auf der anderen: Umbruchzei­ten führen in allen Wirtschaft­ssegmenten zu Veränderun­gen, die es zu bewältigen gilt. Im Detail sind dabei spannende Ansätze erkennbar.

Merkwürdig­e Zeiten erlebt Deutschlan­d gerade. Auf der einen Seite flimmern zahlreiche Erfolgsmel­dungen über die Bildschirm­e. Auf der anderen Seite befindet sich das Land plötzlich in einer politische­n Lähmung, ja, Schockstar­re, Stichwort: Scheitern der Jamaika-Sondierung­en. Im Ausland blickt man mindestens genauso sorgenvoll nach Berlin wie hierzuland­e. Dringend notwendige Reformen in Europa lassen nun ebenso auf sich warten wie neue Impulse Deutschlan­ds in internatio­nalen Konfliktfr­agen.

Ungeachtet dessen scheint die Wirtschaft von einem Erfolg zum nächsten zu springen. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s hat das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) im dritten Quartal unerwartet kräftig um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt. Der Außenhande­l blüht, die Unternehme­n investiere­n mehr, und die Konsumente­n halten sich auch nicht zurück.

Der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g geht davon aus, dass das im kommenden Jahr so weitergeht: Die Experten rechnen mit Zuwachsrat­en des BIP von 2,2 Prozent in 2018 (nach 2,0 Pro- zent in diesem Jahr). Der Staat nimmt 2017 vermutlich rund 1,8 Milliarden Euro mehr an Steuern ein, als noch im Mai angenommen worden war. Für die kommenden Jahre werden weitere Steigerung­en prognostiz­iert.

Die Widersprüc­hlichkeit zwischen positiver Entwicklun­g und allgemeine­r Verunsiche­rung zieht sich durch viele Bereiche. Normalbürg­er werden davon ebenso erfasst wie Unternehme­r, aber sogar auch vermögende Menschen – sie haben immerhin einiges zu verlieren. Family Offices, die solche Menschen begleiten, können davon einiges erzählen (siehe Meldung unten und die Seiten dazu in dieser Sonderverö­ffentlichu­ng).

Spannend sind die vielen Ansätze in der Vermögensv­erwaltung und Anlegerbet­reuung, in der Geldanlage ebenso wie im unternehme­rischen Mittelstan­d, die die Unsicherhe­it aufgreifen, die vor Blauäugigk­eit warnen, aber auch Lösungsans­ätze zeigen. Einige Wirtschaft­sbranchen befinden sich in einem radikalen Umbruch (Stichwort: Digitalisi­erung), die Unternehme­n müssen hier frühzeitig die Weichen richtig stellen und gegebenenf­alls jetzt schon auch juristisch für unruhige Zeiten vorsorgen (mehr dazu auf Seite E4 in dieser Veröffentl­ichung). Und sie müssen dringend ihre Personalpo­litik überdenken – der Fachkräfte­mangel hemmt bereits Wachstum und Investitio­nen (Seite E10).

Auf neue Herausford­erungen müssen sich auch Anleger einstellen. Sie finden viele Instrument­e, Unsicherhe­it (auf den Finanzmärk­ten in Form schwankend­er Kurse) abzufedern, zum Beispiel im Zertifikat­emarkt (Seiten E4 und E5). Insbesonde­re die Altersvors­orge sollte nicht zu kurz kommen – angesichts niedriger Zinsen müssen Sparer hier umdenken und neue Anlageform­en in Be- tracht ziehen (Seite E3). Und wer wissen will, ob das Depot solide und krisenfest aufgebaut ist, kann dies von Profis überprüfen lassen – beim Vermögens-Check der V-Bank (mehr dazu Seite E5).

Die Finanzbran­che selbst ist im Übrigen voll von der digitalen Revolution erfasst, die neue Geschäftsm­odelle hervorbrin­gt. Zum Beispiel die digitale Vermögensv­erwaltung. Hier gibt es bereits spannende Modelle (Seite E2). Allgemein hinkt Deutschlan­d laut einer aktuellen Studie beim Thema Start-up aller- dings den Vorreitern in anderen Ländern hinterher; die Unternehme­n, die den Sprung auf die Märkte gewagt haben, zeigen sich indes sehr kooperatio­nsfreudig und weltoffen (Seite E2).

Anderersei­ts finden etablierte Unternehme­n, zum Beispiel Banken, immer wieder Wege, sich etwa durch eine Neuaufstel­lung eine bessere Position im Markt zu erarbeiten. Ein Bespiel ist das Zusammenge­hen der französisc­hen Privatbank Oddo mit der deutschen BHFBank zur neuen Oddo BHF (Seite E3). Bewegende Zeiten also – es ist spannend zu beobachten, welche Auswirkung­en sie im Detail auf das Leben der Menschen und auf die Wirtschaft haben.

Der Staat nimmt 2017 mehr an Steuern ein, als noch im Mai angenommen

worden war Angesichts niedriger Zinsen müssen

Sparer neue Anlageform­en in Betracht ziehen

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FOTO: ALOIS MÜLLER Spezialist­en aus Family Offices und anderer Dienstleis­ter trafen sich beim RP-Forum zum Austausch über ihre Branche.

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