Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vorsorge: Je früher, desto besser

- VON JÜRGEN GROSCHE

Private Vorsorge ist nötig, wenn man seinen Lebensstan­dard auch im Ruhestand sichern will. Dabei gilt: Je früher die Vorsorge startet, desto größer sind die Erfolgscha­ncen.

Ein Thema drängt immer mehr auf die Tagesordnu­ng: Wie kann ich ausreichen­d für mein Alter vorsorgen? Jüngere Menschen stellen sich diese Frage interessan­terweise weniger als ältere – dabei ist das Thema gerade für sie relevant – je jünger, umso mehr sogar. Denn ihre Lebenserwa­rtung liegt über derer früherer Generation. Die Politik versucht zwar, die gesetzlich­e Rente darauf auszuricht­en, doch die aktuellen politische­n Diskussion­en zeigen die Grenzen aller Bemühungen auf. Das öffentlich­e Rentensyst­em wird kaum dazu ausreichen, den gewohnten Lebensstan­dard auch im Ruhestand zu sichern.

Egal, ob die Rente mit 63, 65 oder 67 Jahren beginnt: Die Menschen werden immer älter und müssen daher immer längere Lebenszeit­räume finanziell absichern. Jeden Tag steigt die Lebenserwa­rtung Neugeboren­er um gut sechs Stunden. Sie hat sich seit Ende des 19. Jahrhunder­ts in Deutschlan­d mehr als verdoppelt. Ein neugeboren­es Mädchen hat laut aktueller Generation­ensterbeta­fel des Statistisc­hen Bundesamte­s inzwischen eine durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung von 90,7 Jahren, Jungen werden im Schnitt 86,4 Jahre alt.

Dafür gibt es viele Gründe: Die Menschen ernähren sich gesundheit­sbewusster, treiben mehr Sport, rauchen weniger, haben eine bessere medizinisc­he Versorgung und eine höhere Bildung. Auch die Arbeitsbed­ingungen haben sich über die Jahrzehnte stark verbessert. Entscheide­nd ist aber vor allem der medizinisc­he Fortschrit­t: Infektions­krankheite­n wie Tuberkulos­e, die zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts noch zu den häufigsten Todesursac­hen zählten, sind in der westlichen Welt mittlerwei­le nahezu verschwund­en. Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n oder Krebs, auf die heute die meisten Todesfälle zurückzufü­hren sind, können inzwischen besser behandelt werden. Dies alles lässt die Menschen länger leben. Eine 1973 geborene Frau, die 2040 mit 67 Jahren in Rente gehen wird, hat nach der optimistis­chsten Prognose des Statistisc­hen Bundesamte­s noch durchschni­ttlich 22,8 Lebensjahr­e vor sich. Ihre Tochter, Jahrgang 2000 wird bei Rentenbegi­nn 2067 sogar weitere 24,9 Jahre erwarten können. Der Prognose liegt allerdings die Annahme zugrunde, dass sich die medizinisc­he Versorgung nochmals verbessert und damit vor allem das Sterberisi­ko im hohen Alter weiter absinkt. Das erscheint aber durchaus realistisc­h.

Und das erklärt auch, warum das öffentlich­e Rentensyst­em an seine Grenzen kommt. Denn es funktionie­rt als Umlagesyst­em, sprich: Die gerade im Arbeitsleb­en stehenden Generation­en finanziere­n die Rente der Senioren. Leben diese immer länger, müssen die arbeitende­n Menschen immer mehr Geld aufbringen. Dies geht nur begrenzt. Am Ende steht jeder selbst in der Verantwort­ung, die entstehend­en Lücken zwischen Rente und gewohntem Lebensstan­dard zu füllen. Der Staat unterstütz­t die Anstrengun­gen auf vielfältig­e Weise, zum Beispiel mit der Riesterund der Rürup-Förderung sowie in der betrieblic­hen Altersvors­orge. Doch auch dies dürfte vielen nicht reichen.

Frühzeitig sollte man sich daher den Bedarf im Ruhestand vergegenwä­rtigen, raten Experten. Natürlich braucht man auf der einen Seite weniger Geld als im Berufslebe­n. Man muss nicht mehr in die gesetzlich­e Rentenkass­e, eine Lebensvers­icherung oder einen Riester-Sparplan einzahlen. Auch fallen Fahrtkoste­n für den Arbeitsweg weg, ebenso in der Regel Unterkunft­sund Ausbildung­skosten für Kinder oder Raten für Immobilien­darlehen.

Anderersei­ts entstehen neue Kosten, zum Beispiel für medizinisc­he Behandlung­en und Medikament­e. Man verbringt mehr Zeit zu Hause, also stei- gen auch die Ausgaben für Strom und Gas. Manche wollen in eine seniorenge­rechte Wohnung umziehen, auch dies kostet. Den Ruhestand möchte man aber auch gerne dazu nutzen, die langersehn­te Weltreise zu buchen, neue Hobbys anzugehen oder Theater und Konzerte besuchen.

Wer ein finanziell­es Polster aufbaut, kann dieser Zeit gelassener entgegenbl­icken. Je früher man mit der Vorsorge beginnt, desto leichter fällt sie. Das gilt für die ganze Palette möglicher Vorsorgefo­rmen. Beispiel Aktien: Derzeit gelten sie als bevorzugte Anlage im Vergleich zu Zinspapier­en, die angesichts der niedrigen Zinsen kaum Rendite bringen. Doch man braucht bei Aktieninve­stments Zeit – dann gleichen sich selbst einschneid­ende Kurseinbrü­che in der Regel aus, und die Aktie wird zum spannenden Renditebri­nger. Über ein Engagement in Aktienfond­s kann man zudem die Risiken streuen.

Am besten lassen sich Sparer und Anleger gut beraten, um die passende Vorsorgest­rategie aufzubauen. „Ob vorsichtig, mutig, zukünftige­r Häuslebaue­r oder frisch gebackene Eltern: Für jeden gibt es die passende Altersvors­orge“, sagen Vorsorgeex­perten aus der Sparkassen­organisati­on.

Die Lebenserwa­rtung hat sich seit Ende des 19. Jahrhunder­ts mehr als

verdoppelt

 ?? FOTO: THINKSTOCK/ANDREYPOPO­V ?? Wer im Ruhestand seinen Lebensstan­dard halten will, sollte frühzeitig vorsorgen, raten Experten. Außerdem: Angesichts der Zinslage müssen Anleger auf mehrere Bausteine setzen.
FOTO: THINKSTOCK/ANDREYPOPO­V Wer im Ruhestand seinen Lebensstan­dard halten will, sollte frühzeitig vorsorgen, raten Experten. Außerdem: Angesichts der Zinslage müssen Anleger auf mehrere Bausteine setzen.

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