Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
The trend is your friend
Mit Faktor-Zertifikaten können erfahrene Anleger überproportional stark von längeren Trends an den Aktienmärkten profitieren.
„Ja ist denn heut schon Weihnachten?“Das könnte sich nicht nur Franz Beckenbauer, sondern auch der ein oder andere Aktienanleger in den zurückliegenden Wochen bei einem Blick auf den Dax immer wieder gedacht haben. Das wichtigste deutsche Aktienmarktbarometer befindet sich seit Ende August in einer stabilen Aufwärtsbewegung.
Für die Besitzer deutscher Blue Chips somit fast ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Noch besser lief es allerdings bei den Faktor-Zertifikaten (long), für die die Kursentwicklung des Deutschen Aktienindex bei den starken Kursgewinnen zum Ende des Oktobers geradezu ideal war. Um diese Aussage richtig einordnen zu können, ist zunächst ein Blick auf die Produkteigenschaften von Faktor-Zertifikaten erforderlich.
Grundsätzlich lässt sich mit Faktor-Zertifikaten die tägliche Performance eines Basiswertes, wie etwa einer Aktie, eines Aktienindex oder eines Futures, um den Faktor zwei, vier oder sogar einen noch höheren Wert nach oben hebeln. „Markante Unterschiede zu verschiedenen anderen Hebelprodukten sind dabei unter anderem ihre unbegrenzte Laufzeit und der konstante Hebel“, erläutert Matthias Hüppe von HSBC. Steigt der Dax innerhalb eines Handelstages um 0,5 Prozent an, erhöht sich der Wert eines entsprechenden Faktor 2 Long-Zertifikats (zum Beispiel WKN TD99L2) stets um ein Prozent. Bei einem Faktor 4 Long-Zertifikat (zum Beispiel WKN TD99L4) beträgt der Zugewinn zwei Prozent, usw. Analog ist mit Faktor ShortZertifikaten auch die gehebelte Spekulation auf fallende Kurse des Basiswertes möglich.
„Anders als bei Optionsscheinen haben Größen wie die Volatilität und der Zeitwert in der Regel keinen Einfluss auf die Preisbildung“, wie der Derivateexperte weiter ausführt. „Die Performance des Zertifikats lässt sich für den jeweiligen Handelstag deshalb schnell berechnen.“Auch verfügen Faktor-Zertifikate – im Gegensatz zu Knock-out-Produkten – über keine Knockout-Schwelle. Sollte es im Tagesverlauf zu sehr starken Ausschlägen kommen, wird ein Anpassungsmechanismus ausgelöst und ein neuer Handelstag mit angepasster Berechnungsgrundlage simuliert. „Dadurch kann vermieden werden, dass beispielsweise ein Faktor Long-Zertifikat mit dem Faktor 8 bei einem Ta- gesverlust des Referenzwertes von 12,5 Prozent auf null gesetzt werden muss. Dennoch: Da Faktor-Zertifikate über einen Hebel verfügen, der in beide Kursrichtungen wirkt, können auch überproportionale Verluste, bis hin zum Totalverlust, entstehen.“
Ihre Stärken spielen FaktorZertifikate insbesondere in Märkten mit klaren Trends aus. Legt der als Basiswert dienenden Long-Index etwa in drei aufeinanderfolgenden Tagen von 13.000 Punkten um jeweils 130 Zähler auf 13.390 Punkte zu (+3 Prozent), verteuert sich das entsprechende Faktor 4Zertifikat aufgrund der täglichen Anpassung sogar um 12,36 Prozent.
In längeren Seitwärtsphasen weisen die Papiere gegenüber anderen Hebelprodukten dagegen gewisse Nachteile auf. Steigt der Dax an einem Tag von 13.000 um zwei Prozent auf 13.260 Zähler an, um dann am zweiten Tag wieder auf das Ausgangsniveau zurückzufallen (-1,96 Prozent), erleiden Besitzer von Faktor-Zertifikaten einen Verlust. So legt ein Faktor 4 Long-Zertifikat mit einem Preis von 100 Euro zunächst auf 108 Euro zu. Anschließend verliert es viermal 1,96 Prozent, insgesamt also 7,84 Prozent, an Wert, was einem Preisrückgang um 8,47 Euro entspricht. Es notiert damit nur noch bei 99,53 Euro. Die entsprechende Short-Variante verliert zunächst acht Prozent an Wert auf 92 Euro. Anschließend geht es um 7,84 Prozent auf 99,22 Euro nach oben. Obwohl der Dax per Saldo weder gewonnen noch verloren hat, liegen beide FaktorZertifikate im Minus. Dabei wirkt dieser negative Effekt umso stärker, je mehr die Kurse des Basiswertes schwanken und je länger der Investitionszeitraum andauert.
„Insgesamt eignen sich die Produkte deshalb für erfahrene Anleger, die mit einem klar definierten Hebel auf die Fortsetzung eines stabilen Kurstrends setzen wollen“, sagt Hüppe. „Dabei darf allerdings nie vergessen werden, dass der Hebel auch gegen den Anleger wirken kann. Insbesondere bei hohen Faktoren sollte der Kapitaleinsatz deshalb entsprechend der eigenen Risikoneigung reduziert werden.“
Ihre Stärken spielen Faktor-Zertifikate insbesondere in Märkten mit klaren
Trends aus