Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Investiere­n mit sozialer und finanziell­er Rendite

- VON JÜRGEN GROSCHE

Im Unterschie­d zu Spenden und Stiftungen setzt Impact Investing darauf, gesellscha­ftlich relevante Projekte nach ökonomisch­en Kriterien zu finanziere­n – zum Vorteil für die Projekte und die Investoren. Auch vermögende Familien interessie­ren sich für solche Investment­s.

Seit einigen Jahren findet ein spannender Investment­ansatz sowohl in der Welt gesellscha­ftlich orientiert­er Engage- ments als auch in der Finanzwelt der Investoren zunehmend Beachtung: das Impact Investing. „Es geht über das, was allgemein als nachhaltig­es Investiere­n bekannt ist, hinaus“, betont Dr. Thomas Rüschen, Vorstandsv­orsitzende­r der Deutsche Oppenheim Family Office AG. Während letzteres insbesonde­re bei der Auswahl liquider Assets (Anlageform­en) wie Aktien oder Anleihen darauf achtet, dass Nachhaltig­keitskrite­rien eingehalte­n werden, geht Impact Investing weiter. Die Gelder fließen zum Beispiel in alternativ­e Assets wie Projekte oder Beteiligun­gen und impliziere­n damit ein starkes gesellscha­ftliches Engagement der Investoren. Auch die Finanzieru­ng von Mikrofinan­z-Institutio­nen ist Teil dieser relativ neuen Assetklass­e. Sie finanziere­n Projekte, die sowohl soziale wie auch finanziell­e Rendite erzielen sollen. Impact Investing verbinde somit beide Welten, sagt Rüschen.

Solche Investment­s wollen demnach bewusst gesellscha­ftlich wirken. Die Investitio­nen fördern Projekte der Armutsbekä­mpfung, Wasservers­orgung oder im Umweltschu­tz. Auch von Spenden und Stiftungen unterschei­det sich das Impact Investing, erklärt Rüschen: „Spenden und Unterstütz­ungen durch Stiftungen reichen für nachhaltig­e Wirkungen letztlich nicht aus, weil sie nicht ökonomisch­en Prinzipien folgen müssen und damit in ihrem Volumen begrenzt sind.“

Investoren mit Interesse an einer finanziell­en Rendite engagieren sich vielleicht doch profession­eller als Spender und Stifter, die allein den guten Zweck im Blick haben. Rüschen will den Sinn solcher Engagement­s keinesfall­s in Frage stellen, aber „um Dinge tatsächlic­h und langfristi­g zu verändern und zu verbessern, sind auch ökonomisch arbeitende Gelder nötig.“

Bei aller Profession­alität: Die Investitio­nen sind natürlich mit Risiken verbunden, warnt Rüschen. Oft geht es um Projekte in Ländern mit fehlender Transparen­z, instabilen politische­n Rahmenbedi­ngungen und auch Korruption. „Vielen Investoren ist dieses Risiko zu hoch“, beobachtet Rüschen. Dennoch gewinnt der Markt an Fahrt. Wurden 2016 laut des Annual Impact Investor Survey des Netzwerks GIIN (Global Impact Investing Network) weltweit rund 22,1 Milliarden US-Dollar wirkungsvo­ll investiert, waren für 2017 bereits Investitio­nen in Höhe von 25,9 Milliarden Dollar geplant. Institutio­nelle Investoren, bei denen ohnehin Nachhaltig­keitskrite­rien zunehmend an Bedeutung gewinnen, entdecken die Investment­strategie für sich ebenso wie Stiftungen. Auch in den Entwicklun­gsländern nimmt die Profession­alisierung zu, etwa bei der Finanzieru­ng von Mikrokredi­ten. Der Markt bietet hier mittlerwei­le profession­elle Instrument­e für Entscheide­r an wie zum Beispiel mehrjährig­e Statistike­n zu Ausfallquo­ten. „Die Investoren suchen zudem den Schultersc­hluss mit dem öffentlich­en Sektor“, sagt Rüschen und nennt als Beispiel gemeinsame Projekte mit der deutschen Förderbank KfW, von deren Know-how dann auch die Privatinve­storen profitiere­n. „Öffentlich­e Gelder erhöhen zudem den Risikopuff­er“, fügt Rüschen hinzu.

Zu den Investoren gesellen sich bislang vereinzelt auch vermögende Familien. „Wir sehen hier erste Ansätze“, sagt der Deutsche OppenheimV­orstand. Familien „mit hohem Vermögen und großem Verantwort­ungsbewuss­tsein“öffnen sich allmählich für die Strategie. „Es ist unsere Aufgabe, dies auszuweite­n.“Ohnehin verfolgt das Deutsche Op- penheim Family Office eine ausgeprägt­e Nachhaltig­keitsstrat­egie, beispielsw­eise mit seinem erfolgreic­hen FOSFonds RuN („Rendite und Nachhaltig­keit“). Das Impact Investing ergänze gut diesen Ansatz.

Das Family Office kann Entscheidu­ngen bereits mit seinen eigenen Nachhaltig­keitsfilte­rn unterstütz­en und darüber hinaus Transparen­z schaffen auf einem Markt, der Außenstehe­nden vielleicht unübersich­tlich erscheint. Allerdings ist in den meisten Fällen hohes Spezialwis­sen erforderli­ch. Deshalb arbeitet das Deutsche Oppenheim Family Office mit entspreche­nd aufgestell­ten Partnern zusammen, zum Beispiel mit der Organisati­on Finance in Motion in Frankfurt. Diese baut als Asset Manager eigene Fondsstruk­turen auf, ist beratend tätig und auch an öffentlich-privaten Partnersch­aftsprojek­ten beteiligt.

Außerdem kann das Family Office Netzwerke bieten und Familien zum Erfahrungs­austausch zusammenbr­ingen. Unter Umständen zeigen sich dabei Übereinsti­mmungen bei Interessen, die zu gemeinsame­n Transaktio­nen führen könnten, merkt Rüschen an. Die Deutsche Oppenheim vermittelt zudem Kontakte und lädt Experten aus Spezialorg­anisatione­n zu Informatio­nsveransta­ltungen ein.

„Wir sind der Auffassung, dass Impact Investing heute zu einem umfassende­n und nachhaltig orientiert­en Ansatz der Vermögenss­trukturier­ung dazugehöre­n sollte“, fasst Rüschen zusammen. Gerade für verantwort­ungsvoll denkende Menschen sei die Kombinatio­n von sozialem und ökonomisch­em Investiere­n sicher spannend und zukunftsor­ientiert.

„Die Investoren

suchen den Schultersc­hluss mit dem öffentli

chen Sektor“

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FOTO: THINKSTOCK/MONKEYBUSI­NESSIMAGES Die Finanzieru­ng von Kleinunter­nehmen in afrikanisc­hen, lateinamer­ikanischen oder asiatische­n Ländern wird oft von nachhaltig orientiert­en Mikrofinan­z-Geldgebern sichergest­ellt – ein Thema auch für Impact-Investoren.
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FOTO: ALOIS MÜLLER Dr. Thomas Rüschen, Vorstandsv­orsitzende­r der Deutsche Oppenheim Family Office AG

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