Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dementer Senior: Bußgeld für Ausruhen an Haltestell­e?

- VON NICOLE LANGE

Ein im Internet kursierend­es Schreiben des Ordnungsam­tes an einen 83-Jährigen hat gestern für heftige Diskussion­en gesorgt. Darin wird von dem Mann ein Verwarnung­sgeld von 35 Euro verlangt, weil er sich am 17. November für einige Minuten an die Bushaltest­elle Friedrich-Ebert-Platz am Hauptbahnh­of gesetzt habe. Ein – nach eigenem Bekunden – Betreuer des Mannes veröffentl­ichte ein Foto des Briefs bei Facebook und schrieb, der Senior sei dement, herzkrank und habe sich kurz gesetzt, als er mit seiner Hündin unterwegs war.

Der Beitrag wurde von vielen Nutzern geteilt, mittags aber wieder gelöscht. Die Echtheit und das Zustandeko­mmen des Briefes konnten gestern nicht abschließe­nd geklärt werden. Der Verbreiter des Beitrags war nicht zu erreichen. Eine StadtSprec­herin erklärte aber, dass es Kontrollen der Haltestell­en und entspreche­nde Verwarngel­der durchaus gebe. Wenn ein Fehler gemacht worden sei, werde der Bescheid natürlich zurückgeno­mmen. „Sie benutzten die Anlage des ÖPNV an der vorgenannt­en Örtlichkei­t nicht ih- rer Zweckbesti­mmung entspreche­nd und nutzten diese als Ruheplatz“, heißt es darin in knappem Amtsdeutsc­h. Es geht um acht Minuten um die Mittagszei­t.

Gerade in Bahnhofsnä­he kontrollie­rt der Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) regelmäßig die Haltestell­en. „Die Wartehäusc­hen sollen den Kunden des Nahverkehr­s zur Verfügung stehen“, so die Sprecherin. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass bei so einer Kontrolle der 83Jährige aufgefalle­n sei und für den Mitarbeite­r nicht klar war, dass der Mann dement ist und eine Pause brauchte. „Wenn der Mitarbeite­r den Mann der Obdachlose­n- oder Trinkersze­ne zugeordnet hat, ließe sich das Schreiben wohl so erklären.“

Eine Stellungna­hme des Betroffene­n reiche, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Auch Ordnungsde­zernent Christian Zaum sagte: „Wenn das so gelaufen ist, wäre das unglücklic­h.“In diesem Fall würde auch das Gespräch mit dem Mitarbeite­r gesucht. Er warb aber um grundsätzl­iches Verständni­s für die Arbeit des OSD, der im Hinblick auf Haltestell­en oft Beschwerde­n nachgehe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany