Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mach mal langsam

- VON SEBASTIAN DALKOWSKI

Vor 25 Jahren veröffentl­ichte Dr. Dre sein Debütalbum „The Chronic“.

Vier Jahre später war die Idee zwar nicht mehr frisch, aber immer noch gut genug für die Spice Girls. „Say You‘ll Be There“, die zweite Single der britischen Girlgroup, stieg 1996 auf Platz 1 der britischen Charts ein – auch dank eines Sounds, der so ganz und gar nicht weiß und britisch war: G-Funk.

Populär gemacht hatte den Ende 1992 der kalifornis­che Rapper Dr. Dre (bürgerlich André Romelle Young) auf seinem Debütalbum „The Chronic“. Zuvor hatten Vertreter des noch jungen Genres HipHop vor allem viele, viele Samples aneinander­gereiht, irgendwo war immer das Scratchen eines Plattenspi­elers zu hören. Dr. Dre machte Schluss damit. Nach dem Aus seiner Gruppe N.W.A., die den GangstaRap in Umlauf gebracht hatte, brachte Dr. Dre den Gangsta-Funk in Umlauf. Synthesize­r, langsame Grooves, tiefe Bässe, weiblicher Ge- sang. Samples verwendete er auch, doch deutlich weniger, und am liebsten ließ er sie von Studiomusi­kern neu einspielen, so hatte er größere Kontrolle. Dabei griff er vor allem auf den Funk zurück, den Musiker wie George Clinton in den 70ern geprägt hatten.

Das Ergebnis war ein Album, das trotz nicht gerade jugendfrei­er Texte über Frauen und Gewalt so ent- spannt klang wie ein Rauchkring­el, den Snoop Doggy Dogg mit seinem Joint herausbläs­t. Der wurde durch „The Chronic“und vor allem die Single „Nuthin’ but a ‘G’ Thang“zum Star. Der damals 27-jährige Dr. Dre rappte zwar auch, doch noch mehr Zeit steckte er in die Produktion der Platte, ließ die vielen Gastrapper erst in Ruhe, als er zufrieden war. Das zahlte sich aus.

„The Chronic“, benannt nach hochwertig­em Cannabis, gehörte zu den zehn meistverka­uften Platten 1993, Dr. Dre gewann einen Grammy. Gangstarap war im Mainstream angekommen, der G-Funk sollte mehrere Jahre den Westküsten-Rap prägen, die Ostküste hatte das Nachsehen. Dr. Dres Zögling Tupac Shakur würde damit Millionen von Platten verkaufen, schon vor seiner Ermordung. Noch 2010 schrieb Kanye West über „The Chronic“: „Es ist der Maßstab, an dem du dein Album messen musst, wenn du es ernst meinst.“

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FOTO: DPA Dr. Dre prägte den Rap der 90er wie kaum ein anderer.

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