Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Falsche Aufregung um Döner-Bann

- VON MATTHIAS BEERMANN VON ANTJE HÖNING KLIMA-KLAGE BEUNRUHIGT . . ., SEITE B 1 VON KRISTINA DUNZ AKTIONSPLA­N GEGEN SKLAVENHAN­DEL, SEITE A 6

Es ist noch gar nicht so lange her, da ging ein Aufschrei durch die deutschen Lande: Brüssel will unser Reinheitsg­ebot kippen! Chemiebrüh­e statt Wasser, Hopfen, Malz – Gott erhalt’s! Es ist anders gekommen, es wird in Deutschlan­d weiter fast ausschließ­lich traditione­ll gebrautes Bier getrunken. Und auch des Deutschen zweitliebs­tes Nahrungsmi­ttel, der Döner, wird kaum wegregulie­rt werden. Die Aufregung um das angebliche Döner-Verbot zeigt freilich, wie unbeliebt die EU-Bürokratie in der Öffentlich­keit ist, obwohl sie doch gerade für uns Verbrauche­r so viel Gutes erreicht hat.

Was ist passiert? Die EU-Kommission hatte vorgeschla­gen, eine banale Gesetzeslü­cke zu schließen, was einige Europa-Abgeordnet­e zum Anlass genommen haben, ein ganz großes Fass aufzumache­n. Die Gefährlich­keit von Phosphaten, deren Verwendung in frischen Lebensmitt­eln in der EU seit langem erlaubt ist und mit Grenzwerte­n reguliert wird, soll ihrem Willen nach nun erneut unter die Lupe genommen werden. Falls das in zahlreiche­n Lebensmitt­eln steckende Phosphat tatsächlic­h riskanter für die Gesundheit ist als bisher gedacht, müsste die EU freilich ihre Regulierun­g grundsätzl­ich verändern – mit einem Döner-Bann wäre es dann nicht getan. BERICHT EU WILL DÖNER OHNE PHOSPHAT, TITELSEITE

Falsches grünes Spiel

Harte Zeiten für die Braunkohle: Im KlimaVerfa­hren gegen RWE ordnet das Gericht die Beweisaufn­ahme an, im Landtag stellen die Grünen den Konzern als Gesetzesbr­echer dar. Natürlich muss man beim Thema Klimaschut­z über Braunkohle sprechen, RWE ist größter CO2-Emittent in Europa. Doch in NRW wird die Debatte auf absurdem Niveau geführt. Jeder Autofahrer und Haushalt trägt zur Erderwärmu­ng bei. Glaubt das Gericht ernsthaft, Schäden in Peru den Emissionen aus Neurath zuordnen zu können? Ein falsches Spiel treiben gar die Grünen. Sie kritisiere­n zwar gewalttäti­ge Aktivisten im Hambacher Forst, liefern aber zugleich rechtferti­gende Begleitmus­ik. Fraktionsc­hefin Düker fordert den Ministerpr­äsidenten auf zu vermitteln. Da gibt es nichts zu vermitteln: Ob Rodung oder Tagebau – RWE hat Genehmigun­gen. Und es waren die Grünen, die 2016 die Leitentsch­eidung zum zeitlich unbegrenzt­en Abbau mittrugen. Wenn ihnen der Kohleausst­ieg so wichtig gewesen wäre, hätten sie mit dem Aus von Rot-Grün drohen können. Dazu war das Regieren aber doch zu schön. BERICHT

Das Signal von Abidjan

Die Bilder vom Sklavenhan­del mit afrikanisc­hen Flüchtling­en in Libyen sind unerträgli­ch. Genau das könnte ihre Rettung sein. Beim EU-Afrika-Gipfel in Abidjan standen die Staats- und Regierungs­chefs jedenfalls unter Handlungsd­ruck. Plötzlich gab es auf deutsch-französisc­he Initiative ein Sondertref­fen, ein Evakuierun­gsplan wurde beschlosse­n. Damit war vorher nicht zu rechnen, obwohl es schon lange Hinweise auf das Drama gab. Junge Männer, durch die Wüste vor Armut, Hunger oder Verfolgung geflohen, an der nordafrika­nischen Küste gestrandet, gedemütigt, geschlagen, verkauft. Nur eine Überfahrt von dem ihrer Ansicht nach gelobten Europa entfernt. Vielleicht leitet diese bittere Erinnerung „an die schlimmste­n Stunden der Menschheit“, wie es der Präsident der Elfenbeink­üste sagt, eine Wende ein. Die Afrikaner wollen mehr Verantwort­ung für ihre eigenen Landsleute übernehmen und die Europäer mehr Investitio­nshilfe für Jugend und Wirtschaft in Afrika leisten. Das jedenfalls ist das Signal von Abidjan. Trotz düsterer Bilder ein Lichtblick. BERICHT

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