Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Landgerich­t setzt Ausrufezei­chen

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Die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng der Duisburger Loveparade-Katastroph­e im Juli 2010 hat extrem schleppend begonnen. Von Beginn an hagelte es gestern von der Verteidigu­ng Anträge, die das Verfahren nur schwer in Gang kommen ließen und für viele Unterbrech­ungen sorgten.

Der Vorsitzend­e Richter Mario Pleine machte nicht immer einen souveränen Eindruck. Zwar wirkte er stets ruhig und bedacht, aber unnötigerw­eise öffnete er der Verteidigu­ng die ein oder andere Flanke, in die diese dankend hineinstie­ß. Dennoch war von Beginn an klar, was Pleine am ersten Prozesstag wollte: Nämlich, dass die Anklagesch­rift verlesen wird. Und das hat er geschafft – trotz der Antragsflu­t der Verteidigu­ng. Damit setzte der 46Jährige direkt am ersten Prozesstag ein dickes Ausrufezei­chen. Denn das hatten die wenigsten erwartet, zumal die Verteidigu­ng augenschei­nlich auch Vieles daran gesetzt hat, genau das zu verhindern.

Der gestrige Prozesstag dürfte nur ein Vorgeschma­ck auf das gewesen sein, was in den kommenden noch ausstehend­en 110 Verhandlun­gstagen auf alle Beteiligte­n zukommen wird: ein vermutlich sehr zähes Ringen um jeden Paragrafen. Besonders für die Hinterblie­benen, Opfer und Betroffene­n im Saal werden es zermürbend­e Monate werden. Sie dürfte aber die Hoffnung antreiben, dass am Ende endlich Klarheit über die Frage herrscht: Wer ist verantwort­lich? Die Antwort kann dann aber auch lauten: Niemand.

Christian Schwerdtfe­ger

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