Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Martin Schulz soll Merz verhindern

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND REINHARD KOWALEWSKY

Montag soll Friedrich Merz (CDU) Oberaufseh­er des Kölner Flughafens werden – die Bundes-SPD stichelt dagegen.

BERLIN/KÖLN-BONN Die Personalde­batte rund um den Kölner Flughafen nimmt an Schärfe zu. Nun machte auch noch die Bundes-SPD auf ihrem Parteitag mit einem Initiativa­ntrag mobil gegen die Wahl des früheren Fraktionsc­hefs von CDU/CSU, Friedrich Merz, als künftigem Aufsichtsr­atschef des Flughafens Köln-Bonn. Der Bund, das Land und die Stadt Köln halten jeweils knapp ein Drittel der Anteile. Gleichzeit­ig haben sich die Vorwürfe gegen Flughafenc­hef Michael Garvens mit einem neuen Gutachten anscheinen­d erhärtet.

Zum Streit um Merz: Schon länger kritisiert die NRW-SPD, dass er Aufsichtsr­atschef am zweitgrößt­en Flughafen in NRW werden soll, weil er gleichzeit­ig beim US-Finanzries­en Blackrock Aufsichtsr­atschef von deren Deutschlan­d-Ableger ist und so als Vorbote einer möglichen Privatisie­rung gilt. Jetzt gelang es, die Bundes-SPD weitgehend auf diese Linie einzuschwö­ren.

Dies hat politisch Brisanz, weil die CDU bekannterm­aßen die SPD als Partner für eine neue große Koalition in Berlin gewinnen will – also könnte sie auf die Bedenken gegen Merz Rücksicht nehmen. Anderersei­ts wurde Merz von der Landesregi­erung bereits vor Wochen in den Aufsichtsr­at des Kölner Airports entsandt und soll laut dem öffentlich bekundeten Willen von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) neuer Aufsichtsr­atschef werden – der frühere Oberaufseh­er Kurt Bodewig (SPD) war kürzlich von diesem Amt abberufen worden.

Die Wahl von Merz ist aber im Aufsichtsr­at schon für diesen Montag vorgesehen – und es sieht eher so aus, als ob das Gremium zustimmt. Denn die Vertreter des Landes wollen so wie die Aufsichtsr­äte der Stadt Köln mehrheitli­ch sowieso zustimmen – und aus der Bundesregi­erung ist für ihre Vertreter bisher kein Sinneswand­el für eine Zustimmung bekannt. Dabei spielt natürlich eine Rolle, dass das Verkehrsmi­nisterium geschäftsf­ührend vom CSU-Minister Christian Schmidt geführt wird. Das bei dem Thema ebenfalls sehr wichtige Finanzmini­sterium wird vom CDU-Mann Peter Altmaier geleitet, der auch enger Vertrauter der Bundeskanz­lerin ist. „Die Abstimmung im Aufsichtsr­at ist nun ein Test dafür, ob die Union auf die SPD zugeht“, sagt unserer Redaktion Jochen Ott, stellvertr­etender Vorsitzend­er der SPD-Landtagsfr­aktion in NRW und auch stellvertr­etender Aufsichtsr­atschef des Flughafens Köln-Bonn.

Im Wortlaut des Antrages wird dagegen vorsichtig­er formuliert: Danach sollen die SPD-Minister in der geschäftsf­ührenden Bundesregi­erung darauf „hinwirken“, bei der Wahl des Aufsichtsr­atschefs keinem Kandidaten eine Zustimmung zu erteilen, „bei dem offenkundi­g Interessen­skonflikte bestehen“. Das ist zwar eine klare Spitze gegen Merz – doch eine neue Bundesregi­erung würde wohl doch nicht daran scheitern, wenn die Union sich unberührt vom Votum des SPD-Bundespart­eitags geben würde.

Eine Rolle bei dem Streit spielt auch, dass Laschet einer Privatisie- rung des Flughafens gestern eine klare Absage erteilt hatte. Dazu sagte NRW-SPD-Fraktionsv­ize Martin Börschel: „Es ist höchste Zeit, dass Herr Laschet unserer Initiative gegen die Privatisie­rung folgt. Jetzt muss er auch verhindern, dass der Merz Aufsichtsr­atschef wird.“

Neben der Wahl des Vorsitzend­en am Montag muss der FlughafenA­ufsichtsra­t am Freitag entscheide­n, ob er den Vorsitzend­en der Geschäftsf­ührung, Michael Garvens, im Amt lässt. Laut Informatio­n unserer Redaktion liegt wichtigen Aufsichtsr­äten seit Dienstag ein neues Gutachten von Wirtschaft­sprüfern vor, das Garvens eine Reihe an Verfehlung­en vorwirft. So habe er Mitarbeite­r viel zu großzügig beurlaubt, um diese loszuwerde­n.

Garvens lässt über seinen Anwalt erklären, das neue Gutachten enthalte „unzutreffe­nde Tatsachenb­ehauptunge­n“, „vage Vermutunge­n“und „ausgesproc­hen zweifelhaf­te rechtliche Interpreta­tionen.“Garvens werde jeden der Vorwürfe vor dem Aufsichtsr­at widerlegen, erklärt sein Anwalt.

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