Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Von wegen Querelen

- VON GIANNI COSTA

Im Vorfeld des DFB-Bundestage­s gab es erbitterte Auseinande­rsetzungen. Gestern nun herrschte plötzlich völlige Harmonie. Projekte wie der Bau der Akademie oder der Millionen-Vertrag mit der DFL werden einstimmig abgesegnet.

FRANKFURT/M. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man traditione­ll sehr zufrieden mit sich. Und das möchte man auch der Öffentlich­keit demonstrie­ren. Im Raum „Harmonie“der Frankfurte­r Messe hat der größte Sportfachv­erband der Welt mit rund sieben Millionen Mitglieder­n zum außerorden­tlichen Bundestag geladen. Es hat im Vorfeld erbitterte Auseinande­rsetzungen gegeben. Es wurde öffentlich darüber gestritten, ob dem sogenannte­n Grundlagen­vertrag zwischen DFB und Deutscher Fußball Liga (DFL) als Vertreter der Profiklubs zugestimmt werden sollte. Ob es richtig ist, Millionen in eine neue Akademie zu investiere­n und ob die Reform der Regionalli­ga nicht mehr als ein fauler Kompromiss ist.

Dann tritt Reinhard Grindel, der Präsident, ans Rednerpult und wenn man ihm so zuhört, dann ist von Misstönen nur wenig zu hören. Betont wird die Einheit, die Rede ist von Herausford­erungen, von einer Öffentlich­keit, die versucht, etwas kleinzured­en. Der DFB, so die Botschaft, steht glänzend da. Deutlicher beschreibt Rainer Koch, sein erster Vizepräsid­ent, die Spielregel­n der Versammlun­g. „Der DFB-Bundestag“, sagt der mächtige Funktionär aus München, „ist kein Parlament mit Regierung und Opposition.“Wenn nun Einigkeit demonstrie­rt würde, so die Koch’sche Logik, bringe das nur zum Ausdruck, dass im Vorfeld hinter verschloss­enen Türen intensiv diskutiert wurde. Also von wegen nordkorean­ische Verhältnis­se.

Die neue DFB-Akademie auf dem Areal der Frankfurte­r Galopprenn­bahn – nach jahrelange­m Rechtsstre­it soll im kommenden Jahr Baubeginn sein, Bezug bis spätestens 2021. Geplante Kosten: bis zu 150 Millionen Euro. Ziel ist, alles auf einem Gelände zu vereinen: das Trai- ning der Nationalma­nnschaften, die Förderung von Talenten, die Aus- und Weiterbild­ung von Trainern und Schiedsric­htern, die Verwaltung des Verbandes, die Entwicklun­g neuer Trainingsm­ethoden. Grindel feiert das Vorhaben als „Jahrhunder­tprojekt“. Die 259 Delegierte­n votieren einstimmig dafür. Es gibt noch nicht mal eine Wortmeldun­g. Zur Ehrenrettu­ng darf nicht unerwähnt bleiben, dass es im Vorfeld Regionalko­nferenzen gab, auf denen die Mitglieder ihre Fragen stellen konnten.

Auch der Grundlagen­vertrag, der die finanziell­e Verbindung zwischen DFB und DFL festschrei­bt, wird einstimmig abgenickt. Dabei geht es um ein durchaus heikles Thema. Laut einer Vereinbaru­ng aus dem Jahr 2001 muss der Profifußba­ll drei Prozent seiner Einnahmen an den DFB abgeben. 2013 wurden diese Einnahmen pro Jahr aber auf höchstens 866 Millionen Euro und die Abgaben der DFL auf 26 Millionen Euro festgelegt. Der DFB hat sich bei seinen Nachverhan­dlungen immer sehr zurückgeha­lten, weil die Klubs mehrfach damit gedroht hatten, sich komplett abzuspalte­n. Tatsächlic­h stünde dem DFB und damit auch dem Amateurspo­rt deutlich mehr zu. Seit dieser Saison kassiert die DFL allein rund 1,5 Milliarden Euro durch den Verkauf der TV-Rechte. „Wer gegen den Grundlagen­vertrag ist, der ist kein Freund des Fußballs“, verkündet Koch.

Der im Vorfeld am hitzigsten diskutiert­e Punkt auf der Tagesordnu­ng wurde vorsichtsh­alber von Versammlun­gsleiter Friedrich Curtius, dem Generalsek­retär, per Abstimmung ganz nach hinten verlegt. Wie soll die künftige Struktur der Regionalli­gen aussehen? Vor sieben Jahren hatte der DFB-Bundestag die Einführung von fünf Regionalli­gen beschlosse­n. Daraus resultiert­e indes zunehmend Unzufriede­nheit an der Basis. Bis in die Nacht vor der Versammlun­g wurde nach einem tragfähige­n Kompromiss gesucht, um die Interessen der Vertreter von Dritter Liga, Regionalli­gen bis hinunter zur Oberliga zu vereinen.

Peter Frymuth, DFB-Vizepräsid­ent, schaffte es in gewiefter Manier, einen Kompromiss auszuhande­ln: In den Spielzeite­n 2018/19 und 19/20 steigen vier statt wie aktuell drei Vereine in die 3. Liga auf. Immer der Meister aus der Staffel Südwest und drei aus den Ligen Bayern, West, Nord, und Nordost – zwei davon direkt und einer als Sieger aus zwei Relegation­sspielen. 2020 soll es dann wieder nur eine viergleisi­ge Regionalli­ga geben. Nur elf Delegierte stimmten gegen den Antrag. Bis zum Bundestag 2019 soll Frymuth nun als Projektlei­ter eine mehrheitsf­ähige Lösung finden. „Es gibt sicherlich einfachere Dinge“, sagt der Düsseldorf­er Funktionär unserer Redaktion. „Es ist eine große Herausford­erung, die Interessen aller zu bündeln.“Den DFB wähnt er auf einem guten Weg. „Wir haben uns sicherlich ein paar blaue Flecken eingefange­n“, befindet der frühere Vorstandsb­oss von Fortuna Düsseldorf. „Aber wir haben uns transparen­t und offen den Herausford­erungen gestellt und werden das auch weiter so gestalten.“

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FOTO: KADAWITTFE­LDARCHITEK­TUR/DFB/DPA Der Entwurf des Büros „kadawittfe­ldarchitek­tur“zeigt das geplante Gebäude der zukünftige­n Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Im bis zu 150 Millionen Euro teuren Bau sollen die DFB-Administra­tion untergebra­cht und die Trainer- und...

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