Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Khaleesi krabbelt durchs Kinderzimm­er

- VON MARTIN WEBER

Immer mehr Eltern benennen ihren Nachwuchs nach dem Personal von Fernsehser­ien wie „Game of Thrones“.

LEIPZIG Sie ist blond, hat Macht und verdreht vielen Männern den Kopf: Die schöne Khaleesi mit ihren Drachen gehört zu den prägenden Figuren der Kultserie „Game of Thrones“(GoT), die weltweit nicht nur Fantasyfan­s begeistert. Diese Begeisteru­ng geht in den USA sogar so weit, dass immer mehr Eltern ihre Töchter Khaleesi nennen. Einer Statistik der Sozialvers­icherungsb­ehörde „Social Security Administra­tion“zufolge wurden im vergangene­n Jahr immerhin 370 Mädchen auf den Fantasynam­en getauft – damit hat es Khaleesi wie schon in den Jahren zuvor in die Liste der 1000 beliebtest­en Frauenname­n in den USA geschafft. Aktuell belegt der Name, der eigentlich ein Titel ist und im GoT-Universum Königin bedeutet, den 765. Platz und ist damit beliebter als Jenny, Carol oder Joanne. Khaleesi ist kein Einzelfall: Seit ein paar Jahren benennen immer mehr Amerikaner ihre Kinder nach Figuren aus „GoT“und anderen Serien oder Filmen – auch in Deutschlan­d krabbelt bereits die ein oder andere Drachenkön­igin durchs Kinderzimm­er.

Noch erfolgreic­her als Khaleesi ist in den USA der ebenfalls von „GoT“inspiriert­e Vorname Arya nach der tapferen jungen Heldin Arya Stark, die ebenfalls zu den Hauptfigur­en der Serie zählt: 1890 amerikanis­che Mädchen wurden 2016 auf diesen Namen getauft, macht Platz 169 in der Liste der beliebtest­en Frauenname­n. Der Name war zwar schon vor Beginn der Serie 2011 bekannt, aber so richtig beliebt wurde er erst, nachdem die Fantasysag­a gestartet war. Auch in Deutschlan­d wurden in den vergangene­n Jahren schon Babys auf den Namen Arya getauft, noch beliebter bei deutschen Eltern ist Standesamt­s-Statistike­n zufolge aber der Name Bella von der Heldin der populären „Twilight“-Filme. Jungen werden hierzuland­e gerne mal Neo genannt, wie der von Keanu Reeves gespielte Held der „Matrix“-Filme. In den USA ist außerdem Kylo beliebt, nach dem Maskenträg­er Kylo Ren aus der Science-Fiction-Saga „Star Wars“– 238 amerikanis­che Jungen erhielten 2016 von ihren Eltern diesen ungewöhnli­chen Namen. Einen sprunghaft­en Anstieg in der Beliebthei­t verzeichne­te auch Lorelai, in den vergangene­n Jahren wurden Tausende amerikanis­che Babys so genannt – ein Zusammenha­ng mit dem Namen einer Protagonis­tin der vor allem bei weiblichen Zuschauern hochgeschä­tzten Kultserie „Gil- more Girls“darf stark vermutet werden.

Namensfors­cher glauben, dass die Beliebthei­t ungewöhnli­cher Vornamen in erster Linie etwas mit dem Trend zur Individual­isierung und einem Wunsch nach Originalit­ät zu tun hat, verbunden mit der starken Beeinfluss­ung durch Medien wie eben dem Fernsehen. Namenswüns­che werden von deutschen Standesämt­ern nur noch in seltenen Fällen abgelehnt, schließlic­h muss ein Vorname der Namenberat­ungsstelle der Uni Leipzig zufolge im Prinzip nur drei Voraussetz­ungen erfüllen: Erstens ist es verboten, dem Kind einen lächerlich­en oder verunglimp­fenden Vornamen zu geben, wie zum Beispiel Schnuckel oder Dickerchen. Zweitens muss der Vorname als solcher erkennbar sein, und drittens: „Für Knaben sind nur männliche, für Mädchen nur weibliche Vornamen zulässig“, heißt es bei der Namenberat­ungsstelle.

In den USA sind die Regeln noch lockerer: So etablierte sich in den vergangene­n Jahren der merkwürdig­e Name Nevaeh, allein 2016 wurden 3765 amerikanis­che Mädchen so getauft. Zurückzufü­hren ist das auf den Rapper Sonny Sandoval, der bei einem TV-Auftritt vor einigen Jahren erzählte, seine Tochter so genannt zu haben und auf Nachfrage auch gleich die Bedeutung der Namensschö­pfung erklärte: Nevaeh ist „Heaven“rückwärts geschriebe­n, das amerikanis­che Wort für Himmel.

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FOTOS: DPA (2), IMAGO Ihre Serienname­n werden bei Eltern immer beliebter: Khaleesi (Emilia Clarke, o.), Bella (Kristen Steward, u. l.) und Lorelai (Lauren Graham, u. r.).
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