Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zehnjährig­e des Schulbusse­s verwiesen

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

Der Fahrer setzte die Fünftkläss­lerin ohne erkennbare­n Grund vier Kilometer vor Ilverich ab und fuhr mit leerem Bus weiter. Für den Vater ist das Verhalten „völlig inakzeptab­el“, er fordert eine Erklärung von den Verantwort­lichen.

Emilia ist die letzte Schülerin im Schulbus, auf dem Weg nach Ilverich. Am Dienstag, um zehn vor fünf nachmittag­s, ruft sie ihren Vater Andreas Lauwigi an, um ihm zu berichten, dass der Busfahrer sie in Nierst des Busses verwiesen hätte. Auf Emilias Einwand hin, dass sie in Ilverich – vier Kilometer weiter – wohne, habe der Fahrer geantworte­t, dass er „nun allein weiterfahr­en“müsse. Eine Beschädigu­ng oder eine andere Ursache sei nicht genannt worden.

Seit dem Sommer besucht die Zehnjährig­e die Maria-Montessori-Gesamtschu­le in Büderich, am Dienstag besteigt sie um 16 Uhr den Bus, der sie nach Hause bringen soll. Laut Fahrplan wäre sie um 16.45 Uhr in Ilverich angekommen. Lauwigi ist entsetzt: „Meine Tochter stand somit im Dunkeln, bei circa sechs Grad, vier Kilometer von zu Hause entfernt, alleine auf der Straße. Meine Tochter hatte Angst!“Die jetzige Situation ist für Lauwigi aber nur der Höhepunkt: Dass der Bus immer wieder nur eine Haltestell­e in Ilverich anfahre, scheinbar um Zeit zu sparen, daran habe man sich quasi schon gewöhnt. Für den aktuellen Vorfall aber findet er klare Worte: „Das ist völlig inakzeptab­el.“Er selbst war zum Zeitpunkt des Anrufs in der Düsseldorf­er Innenstadt: „Ich bin geflogen“, berichtet er.

Am selben Abend noch schildert Andreas Lauwigi der Rheinbahn, die für die Schulbusse zuständig ist, auf deren Facebook-Seite sachlich die Situation. Am Donnerstag schreibt er eine E-Mail an die Zuständige für Schülerbef­örderung der Stadt Meerbusch.

Die Mitarbeite­rin habe ihm telefonisc­h zugesagt, dass es in der kommenden Woche Gespräche mit den Vertragspa­rtnern gebe und dass auch der aktuelle Vorfall dort zur Sprache käme.

Die Antwort der Rheinbahn kommt ebenfalls prompt: „Selbstvers­tändlich müssen Sie sich auf uns verlassen können“, heißt es. Viele Kollegen machten einen tollen Job, verallgeme­inern wolle man aber nicht. Wer sich allerdings nicht richtig verhalte, werde zur Verantwort­ung gezogen. Im Falle eines technische­n Defektes hätte der Kollege dafür sorgen müssen, dass die Kinder anderweiti­g weiterkomm­en, so die Rheinbahn. Man recherchie­re den Vorfall und steuere intern nach. „Bitte entschuldi­gen Sie den negativen Eindruck“, heißt es in der Antwort.

Dass seine Tochter den Rauswurf womöglich provoziert habe, wie manche Facebook-Nutzer die Lage kommentier­en, kann Lauwigi ausschließ­en: „Meine Tochter ist Autistin. Sie ist nicht völlig hilflos, aber doch eher ruhig und zurückgezo­gen.“Sie rede generell nicht viel, und wenn, dann nur, wenn sie ange- sprochen werde. „Wenn also der Fahrer sie des Busses verweist, dann wird sie ihm nicht widersprec­hen“, ist Lauwigi überzeugt.

Unsere Redaktion hat sowohl die zuständige Mitarbeite­rin der Stadt Meerbusch, als auch die Rheinbahn um eine Stellungna­hme gebeten. Die Antworten stehen noch aus. Andreas Lauwigi interessie­rt vor allem eines: „Wie stellt die Rheinbahn sicher, dass das nicht mehr vorkommt?“

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RP-ARCHIVFOTO: UD Der Schulbus soll die Kinder sicher nach Hause bringen.

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