Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Messerstic­he: Krefelder kämpft um sein Leben – Videospur zum Täter

- VON TIM KRONNER

Ein 24-jähriger Krefelder wurde bei einer Messeratta­cke in der Düsseldorf­er Altstadt vor einer Woche lebensgefä­hrlich verletzt. Die Polizei hat nun ein Bild vom Täter. Bekannte des Opfers sind geschockt.

Ein Krefelder kämpft in Düsseldorf um sein Leben. Eigentlich war er zum ausgelasse­nen Feiern in die Altstadt gefahren, der Abend endete aber auf der Intensivst­ation. Dort rang er in der vergangene­n Woche mit dem Tod. Denn am vorigen Samstag kam es gegen 5.50 Uhr zu einer Auseinande­rsetzung zwischen mehreren Personen – auch der Krefelder Amateur-Fußballer des Linner SV war beteiligt. Ein anderer Mann zog dabei plötzlich ein Messer und stach nach Polizeiang­aben mehrmals auf den 24-Jährigen ein – dabei wurden lebenswich­tige Organe schwer verletzt. Polizei und Staatsanwa­ltschaft haben eine Mordkommis­sion („MK Bolker“) eingericht­et, die nun dank VideoÜberw­achung einen ersten Ermittlung­serfolg meldet. „Wir haben mehrere Bilder vom mutmaßlich­en Täter. Jetzt müssen wir herausfind­en, um wen es sich handelt“, sagt Polizeispr­echerin Anja Kynast auf Anfrage unsere Redaktion.

Die gute Nachricht aus der Düsseldorf­er Uni-Klinik: Eine Woche nach der Attacke geht es dem Messer-Opfer wieder besser – bis Donnerstag schwebte er noch in akuter Lebensgefa­hr. „Der junge Mann befindet sich auf dem aufsteigen­den Ast“, sagt Kynast. Über den Berg sei er damit allerdings noch nicht, da nach wie vor Komplikati­onen auftreten könnten. Das Opfer erlitt sowohl am Ober- als auch am Unterkörpe­r Stichwunde­n. „Deshalb wird er noch für längere Zeit im Krankenhau­s bleiben müssen“, teilt Kynast mit. Die Beamten haben schon mit dem 24-Jährigen gesprochen, Angaben zum Inhalt der Unterredun­g macht die Polizei keine.

Auch unabhängig von der Aussage des Opfers ermittelt die Mordkommis­sion weiter. Das wichtigste Hilfsmitte­l ist ein Video, das mittels Polizei-Kamera aufgenomme­n wurde. Die hängt seit 2005 an der Bolkerstra­ße, wo es zu der Messeratta­cke kam. „Die Auswertung des Video-Materials gestaltete sich zunächst schwierig, da das Geschehen etwas weiter entfernt von der Kamera stattfand. Die Qualität war dementspre­chend nicht so gut“, erklärt Kynast. Trotzdem ist es der Polizei gelungen, ein Bild des mutmaßlich­en Täters herauszufi­ltern. Außerdem wurde ein Messer am Tatort gefunden, „wir gehen davon aus, dass es sich dabei um die Tatwaffe handelt“, sagt Kynast. Die Auswertung der DNA-Spuren stehe aber noch aus. Beim A-Ligisten Linner SV herrscht derweil Bestürzung. Dort hatten die Spieler vereinzelt schon am vergangene­n Wochenende von dem Vorfall erfahren. „Offiziell haben wir die Mannschaft dann am Dienstag informiert. Wir saßen alle zusammen in der Kabine, die Stimmung war bedrückend“, erzählt der sportliche Leiter Olaf Kästner im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hatte die Mannschaft bis zum vier- ten Spieltag der Saison noch selbst trainiert und den 24-Jährigen erst in diesem Jahr zum Linner SV geholt. „Wir hatten mehrere gute Gespräche, und ich habe ihn echt gern. Daher belastet mich diese schlimme Sache persönlich sehr“, sagt Kästner.

In der Kabine hätten die Fußballer zudem überlegt, wie sie ihrem Vereinskam­eraden helfen können. Im letzten gemeinsame­n Spiel hatte der Mittelfeld­akteur noch mit ihnen auf dem Platz gestanden und ein Tor vorbereite­t. „Wir hatten uns für das Meistersch­aftsspiel am Donnerstag­abend einen Sieg für ihn vorgenomme­n“, sagt Kästner. Doch anscheinen­d waren die Köpfe nach dieser schrecklic­hen Nachricht nicht frei. Aus dem „Sieg für das Leben“wurde nichts, stattdesse­n gab es eine 1:5-Klatsche. „Wir wünschen ihm trotzdem alle nur das Beste und hoffen, dass es ihm bald wieder besser geht“, sagt Kästner.

Die Gewalttat vom vergangene­n Samstag war nicht die erste Messeratta­cke in der Düsseldorf­er Altstadt. In den vergangene­n drei Monaten gab es insgesamt fünf Messerstec­hereien – hierbei wurden mehrere Personen verletzt, Lebensgefa­hr bestand im Gegensatz zum Krefelder Opfer bei niemandem. Ein Teil der mutmaßlich­en Täter wurde festgenomm­en. Auch im Fall des Krefelders führten erste Fahndungsm­aßnahmen zu einem 19 Jahre alten Mann, der vorläufig festgenomm­en wurde. Der Tatverdach­t konnte allerdings nicht erhärtet werden, so dass er nach seiner Vernehmung wieder entlassen wurde. Jetzt fahndet die Polizei nach dem Mann von den Video-Aufnahmen.

Düsseldorf­er Polizei und Politik haben die erneute Messeratta­cke zum Anlass genommen, einen „Masterplan für die Sicherheit in der Altstadt“zu erstellen. Momentan beraten die Experten über mögliche Maßnahmen. Als erster Schritt sollen Kioske ab 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen dürfen. Außerdem wird über ein Waffenverb­ot diskutiert, um solche Gewalttate­n künftig zu verhindern.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: BUSSKAMP ?? In diesem Bereich der Düsseldorf­er Bolkerstra­ße kam es am vergangene­n Samstag zu der Messerstec­herei, bei der ein Krefelder lebensgefä­hrlich verletzt wurde. Seit 2005 überwacht die Polizei die Straße mit Kameras.
RP-ARCHIVFOTO: BUSSKAMP In diesem Bereich der Düsseldorf­er Bolkerstra­ße kam es am vergangene­n Samstag zu der Messerstec­herei, bei der ein Krefelder lebensgefä­hrlich verletzt wurde. Seit 2005 überwacht die Polizei die Straße mit Kameras.

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