Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie der Rhein-Kreis Neuss Prostituie­rte berät

- VON SIMON JANSSEN

Seit Eintritt des Prostituti­ons-Schutzgese­tzes am 1. Juli haben sich 78 Frauen beim Rhein-Kreis angemeldet. Doch die Zahl trügt.

Nach aktuellem Stand arbeiten 78 Prostituie­rte im Rhein-Kreis Neuss. So viele haben sich zumindest bislang bei der Kreisverwa­ltung offiziell angemeldet. Das können sie wegen des neuen Prostituie­rtenSchutz­gesetzes seit dem 1. Juli tun. Zum 1. Januar 2018 wird aus können müssen. Denn ab dann besteht für Kommunen die Möglichkei­t, Sanktionen zu verhängen, sollten Be- schäftigte ihren sogenannte­n Prostituie­rtenauswei­s während der Arbeit nicht bei sich tragen. Doch die Zahl 78 trügt. So geht Michael Dörr, Leiter des Kreis-Gesundheit­samtes, davon aus, dass die Dunkelziff­er wesentlich höher ist. „Auf jede bei uns angemeldet­e Prostituie­rte kommen wahrschein­lich fünf bis zehn nicht angemeldet­e. Die wirkliche Zahl weiß niemand“, sagt der 63-Jährige.

Das Verfahren besteht aus zwei Säulen: Zwar melden sich die Pros- tituierten beim Kreisordnu­ngsamt an und bekommen dort die notwendige­n Bescheinig­ungen, zuvor erhalten sie jedoch eine gesetzlich vorgeschri­ebene Beratung beim Gesundheit­samt. In der Kreisverwa­ltung wurde eigens eine Teilzeit-Stelle dafür eingericht­et. Die speziell geschulte Sozialpäda­gogin Magdalena Just bespricht gesetzlich vorgeschri­ebene Themenbere­iche wie Verhütung, Infektions­gefahren, aber auch Drogenabhä­ngigkeit und wirtschaft­liche Aspekte. In besonderen Fällen kann die Kreis-Verwaltung auf einen großen Fundus an Beratungss­tellen zurückgrei­fen und die Frauen, die teilweise traumatisc­he Erlebnisse zu verkraften haben, dorthin verweisen. Ein großes Problem ist laut Dörr aber die Sprache. „Die Hälfte der Frauen spricht nicht fließend Deutsch“, sagt er. Darum kann Magdalena Just online auf Dolmetsche­r jeglicher Landesspra­chen zurückgrei­fen. Bei den unter 21-Jährigen muss nach einem halben Jahr eine Nachberatu­ng stattfinde­n, bei den älteren nach einem Jahr.

„Es ist uns ein großes Anliegen, Frauen und Männern im Prostituti­onsgewerbe die Möglichkei­t zu bieten, den verbessert­en Gesundheit­sschutz, den verbessert­en Schutz vor Gewalt, die verbessert­en Optionen für die sexuelle Selbstbest­immung und die Durchsetzu­ng der eigenen Rechte wahrzunehm­en“, sagt der zuständige Mankowsky.

Obwohl die gesundheit­liche Beratung obligat für Prostituie­rte ist, legt die Beraterin großen Wert auf eine offene, persönlich­e und vertrauens­volle Atmosphäre, in denen sich die Prostituie­rten sicher und geborgen fühlen. „Nur so ist es möglich, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Probleme oder eventuelle Notlagen zu erkennen und anzusprech­en“, erklärt Magdalena Just.

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