Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
KOLUMNE TOTAL DIGITAL
Digitale Koalition statt Groko
wird wie Fachkompetenz. Das ist bei Politik und Arbeitgebern aber offenbar noch nicht angekommen.
Dort fordert man zwar gerne Digitalkompetenz, man tut aber nichts dafür. Die SPD ist Sinnbild für die Orientierungslosigkeit der sogenannten Entscheider. Auf der Überfahrt vom Industrie- ins Digitalzeitalter scheint ausgerechnet die Arbeiterpartei im visionären Bermudadreieck verschollen zu sein.
Einst, im beginnenden Industriezeitalter, war die SPD die Antwort auf den technologischen Wandel. Heute ist sie ein einziges Fragezeichen. Wo ist ihre digitale Agenda? Wo sind die Aus- und Weiterbildungsangebote in den Betrieben? Warum werden noch immer Generationen zielsicher am Arbeitsmarkt der Zukunft vorbei ausgebildet?
Zwischen Zerriebenwerden in der Groko und Schmollen über Jamaika könnte die SPD einen dritten Weg einschlagen. Nicht nur die FDP kann digital. Auch die anderen Parteien haben exzellente digitale Köpfe: Thomas Jarzombek bei der CDU, Konstantin von Notz bei den Grünen, Dorothee Bär bei der CSU. Mit der Wahl von Lars Klingbeil zum Generalsekretär hätte die SPD die Chance, neue Allianzen zu schmieden, jenseits von Mehrheiten und Parteiräson. Was wir bräuchten, um den Tanker Deutschland endlich auf Kurs Richtung Neuland zu bringen, wäre eine digitale Koalition quer durch alle Reihen. Eine digitale Agenda, in der alles verhandelbar ist bis auf eines: Stillstand. Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de