Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vikings trotz Niederlage ein Gewinner

- VON THOMAS SCHULZE

Der Zweitliga-Neuling verkauft sich beim Erstliga-Absteiger und souveränen Spitzenrei­ter Bergischer HC teuer und hält die Niederlage beim 28:34 in Grenzen. Ohne die Schwächeph­ase vor der Halbzeit wäre sogar noch mehr drin gewesen.

Der Besuch spielt eine große Rolle. Ein Konzert in einem nur spärlich besetzten Saal ist weniger stimmungsv­oll, ein Gottesdien­st in einer halb leeren Kirche weniger feierlich. Das ist im Sport nicht anders. In einem vollen Fußballsta­dion, einer gut gefüllten Eisarena oder ausverkauf­ten Handballha­lle herrscht eine ganz andere Stimmung, was sich natürlich auch auf das Spiel auswirkt. Zwar war die Uni-Halle in Wuppertal nicht ausverkauf­t, aber mit 2677 Fans doch gut gefüllt. Da wurde dem HC Rhein Vikings vorgeführt, welch prickelnde Atmosphäre beim Handball herrschen kann. Eine sportliche Lektion erhielt der Neuling lediglich in der Viertelstu­nde vor der Halbzeit, als der Bergische HC von 12:10 auf 18:10 davon zog. Das reichte dem souveränen Spitzenrei­ter (34:2 Punkte) allerdings, um am Ende einen 34:28 (19:11)-Sieg zu feiern.

Bereits eine Viertelstu­nde vor dem Anpfiff herrschte eine phantastis­che Stimmung. Wenig später hockte Vikings-Trainer Ceven Klatt in dem Hexenkesse­l vor seinem auf der Bank sitzenden Torhüter Vladimir Bozic. Der Coach schaute dem Keeper tief in die Augen und redete auf ihn ein – da wurden Erinnerung­en an Box-Trainer Ulli Wegener geweckt, der auf seine Schützling­e Sven Ottke, Arthur Abraham und andere in der Ecke einwirkte.

Doch Bozic, ansonsten der große Rückhalt der Vikings, stand nur zehn Minuten zwischen den Pfosten. Sechs Bälle bekam er aufs Tor, alles sechs waren drin (6:4). Für ihn kam Mikkel Moldrup, der miterleben durfte, dass seine Mannschaft eine Viertelstu­nde lang auf Augenhöhe agierte (8:8). Dann folgten jene bitteren Minuten, die die Entscheidu­ng brachten. „Der BHC hat verdient gewonnen, aber ich bin trotz der Niederlage zufrieden“, sagte Trainer Ceven Klatt. „Für unsere Verhältnis­se war das mit Ausnahme der Viertelstu­nde vor der Pause gut. Wir haben was Neues ausprobier­t und nach der Pause ordentlich weiter gespielt.“

Klatt hatte sich für die Begegnung beim Erstliga-Absteiger etwas einfallen lassen. So ließ er – vielleicht auch angesichts des kurzfristi­gen Ausfalls des erkrankten Abwehrstra­tegen Miladin Kozlina – von Beginn an mit einer offensiven 4-2-Deckung spielen, manchmal gar mit Manndeckun­g. Christian Hoße soltte BHC-Spielmache­r Linus Arnesson ausschalte­n, Nils Artmann dämmte die Kreise von Fabian Gutbrod ein, Heider Thomas nahm sich der Bewachung von Leos Petrovsky an. Anerkennen­d sagte BHC-Trainer Sebastian Hinze: „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass Handschke und Gipperich mit dieser Geschwindi­gkeit da rein gehen.“

Vikings-Geschäftsf­ührer Rene Witte zog ein zufriedene­s Fazit: „Wir haben die Stimmung hier genossen und eine überragend­e Hinrunde gespielt, was die Fans honorieren.“

Bozic, Moldrup – Hoße (8/5), Handschke (5), Thomas (2), Klasmann, Weis (1), Gipperich (2), Aust, Artmann (2), Coric (5), Johnen (1), Bahn (2).

Felix Handschke

Geschäftsf­ührer Rene Witte

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