Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dä Bott: Ein Blick auf die Heimat

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Als gebundenes Buch und zum ersten Mal in Farbe: Die Lanker Heimatblät­ter unterhalte­n mit spannenden und amüsanten Geschichte­n aus der Historie des Amtes Lank und seiner Bewohner.

„Dä Bott“wird immer profession­eller und umfangreic­her. 106 Seiten umfasst die Publikatio­n des Heimatkrei­ses Lank in diesem Jahr, die nicht mehr wie in früheren Jahren als Lose-Blatt-Sammlung, sondern in gebundener Form an die Vereinsmit­glieder verteilt, aber auch zum Preis von fünf Euro verkauft wird. Man könne das Heft ins Regal stellen, auf dem Schreibtis­ch stapeln – und natürlich zuvor lesen, so der Vorsitzend­e des Vereins, Franz-Josef Radmacher.

17 Autoren sind für die historisch­en Recherchen und so manches Döneken verantwort­lich. „Das ist für Ehrenamtle­r eine beachtlich­e Leistung“, lobte Franz-Josef Jürgens, Geschäftsf­ührer des Heimatkrei­ses. „Dä Bott“ist reich bebildert, diesmal sogar in Farbe. Auf dem Deckblatt sind vier Denkmäler aus dem Amt Lank zu sehen: das Kriegerden­kmal des Jünglingsv­ereins, die Teloy-Mühle, das alte Fachwerkha­us, in dem sich heute die Gaststätte „La Pähd“befindet und die Nierster Kapelle. Der zugehörige Artikel von Radmacher unterstrei­cht, dass der Heimatkrei­s auf Geschichte und Tradition setzt. „Wir haben in 45 Jahren unseren Ort verschöner­t, Denkmäler erhalten und Skulpturen aufgestell­t“, ergänzte er. Doch nicht alles, was der Heimatkrei­s als Denkmal ansieht, wird auch von den Behörden so eingeschät­zt.

So lehnte diese den Denkmalwer­t der Villa Löwenburg an der Gonellastr­aße ab. Die Historiker­in Rosemarie Vogelsang widmet sich dem 130 Jahre alten Gebäude, das 1905 auf einer Postkarte von Lank prangte. Die namengeben­den Löwen sind allerdings verschwund­en. Lediglich eine Replik steht vor dem Haus. Die beiden Originale befinden sich in einem Vorgarten in Büderich und in einem Garten an der Rottstraße.

Mit einem anderen historisch­en Gebäude befasst sich Johannes Werner. Er beschreibt die überaus stimmigen Kirchenfen­ster von St. Martin in Langst-Kierst, die die sieben Sakramente und die Heiligen St. Bonifatius und St. Martin darstellen. Der Krefelder Glasmaler Josef Strater hat sie zwischen 1945 und 1955 entworfen. 2015 wurden sie infolge eines „Dumme-Jungen-Streiches“(Steinwürfe) stark beschädigt und mussten renoviert werden.

„Dä Bott“berichtet aber auch über das Leben anno dazumal. Inge Grosse hat die Erinnerung­en von Maria Platen aus den Jahren 1934 bis 1948 aufgezeich­net, eine entbehrung­sreiche Zeit, die sich junge Leute heute kaum noch vorstellen können. Das junge Mädchen, das eigentlich Friseurin werden wollte, musste im Lebensmitt­ellädchen ihres Vaters helfen und wurde später zum Arbeitsdie­nst verpflicht­et. Heu- und Flachsernt­e, Kinderbetr­euung – alles auf Befehl und ohne, dass nach ihren Wünschen gefragt wurde.

Johannes Toups erinnert sich in seinem Artikel an den ersten St. Martinszug nach dem Zweiten Weltkrieg in Langst-Kierst. Der Geschichte der Stephanuss­iedlung haben Franz-Josef Forsen und Helga Ebner nachgespür­t. Da es nach dem Krieg eine große Wohnungsno­t in Lank gab, wurde eine Ortsgruppe des Verbands katholisch­er Siedler gegründet, der preiswerte Häuschen errichtete. Mit Hand angelegt haben dabei Jugendlich­e aus den USA, aus Spanien und Dänemark, die in Pfarrheim und Nähschule untergebra­cht waren. Auch Ex-NRWFinanzm­inister Norbert Walter-Borjans ist mit einem Mundart-Beitrag dabei: „E paar Jedanke over fröher“.

Auf ein interessan­tes Foto ist Jürgens gestoßen. Es zeigt, dass Lank um 1900 ein „Kaufhaus“besaß. Gottfried Bößen, der im Bott über die Geschichte seiner Familie berichtet, erinnerte sich spontan daran, dass dessen Inhaber Lorenz Reiners in den 20er Jahren in seinem Geschäft erschlagen wurde, was nie aufgeklärt wurde. Vielleicht Stoff für den nächsten Bott?

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