Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kein Tanz – und auch die Geduld wird strapazier­t

- VON CLAUS CLEMENS

An einem Theaterabe­nd, an dem fast nichts geschieht, gewinnt das „fast“an Bedeutung. Bei der Uraufführu­ng von „in noT“im Tanzhaus NRW besteht dieses „fast“aus einer grell weißen Bühnenfläc­he mit weißem Tisch und weißem Stuhl.

Auf dem Tisch steht eine Skulptur aus Knetmasse, die man ruhig als Klumpen bezeichnen darf. Ein Mann betritt die Fläche von links, bearbeitet den Klumpen mit Spachtel und Hammer und verschwind­et dann wieder.

Ein anderer Mann kommt von rechts und verbringt eine halbe Stunde wartend, bis er auf dem Stuhl einschläft. Ganz am Schluss wuseln wieder beide Männer auf der weißen Fläche herum, während ein Dritter unter dem Tisch hervorkrie­cht.

Das ist schon ein starkes Stück bei einer Spieldauer von nur 60 Minuten. Die Zuschauer verharren in geduldiger Stille, ein Handy klingelt nur auf der Bühne. Jetzt könnte endlich etwas geschehen, aber nein, der zweite Mann wird wohl nur gefragt, wo er denn bleibt.

Zu diesem ganzen Nichtereig­nis heißt es überaus zurückhalt­end, aber ahnungsvol­l auf dem Programmze­ttel des Tanzhauses: „Simon Hartmann und Daniel Ernesto Mueller werfen in ihrer neuen Arbeit einen intimen Blick auf das Dasein des Menschen. In ausgearbei­teten Bilder spielen sie mit dem Empfinden von Zeit, dehnen sie und strapazier­en den Moment bis zum Äußersten.“

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FOTO: DENNIS YENMEZ Die Herren des Ensembles „Hartmannmu­eller“gastieren im Tanzhaus NRW.

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