Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Arbeitgeber müssen sich selbst hinterfragen
Seit Jahren klagt die Wirtschaft über Fachkräftemangel, die Politik bemüht sich um bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexible Arbeitszeiten sollen Mitarbeitern das Leben erleichtern. Nichts davon hat den Mangel etwa an Technikern, Handwerkern oder Pflegekräften eingedämmt. Arbeitgeber sollten sich einmal selbst fragen, ob es auch an ihnen liegen kann, dass es zwar immer noch reichlich Arbeitslose und Auszubildende ohne Lehrstelle, aber zu wenig Interesse an guten und wichtigen Berufen gibt. Werden die Menschen anständig bezahlt oder müssen sie noch nebenbei Geld verdienen? Haben Pfleger ausreichend Zeit, sich um Alte und Kranke zu kümmern, oder hetzen sie nur noch durch einen ohnehin schon herausfordernden Arbeitsalltag? Erfahren Frauen wirklich die Wertschätzung für ihr Wissen und das Angebot flexibler Arbeitszeiten, dass sie nach der Geburt von Kindern gerne zurückkommen und sich wieder voll in den Beruf stürzen können? Der Wunsch nach „gezielter Rekrutierung“von Fachkräften aus dem Ausland erinnert eher an einen Militärapparat, der Soldaten mustert und einzieht. Schwer vorstellbar, dass die Wirtschaft in einem Land wie Deutschland für Arbeitnehmer so unattraktiv sein soll. BERICHT FACHKRÄFTEMANGEL WIRD ZUR KRISE, TITELSEITE
In NRW wird ab 2019 das neunjährige Gymnasium wieder die Regel sein. Nun gut – dann können sich alle Beteiligten ja endlich darauf konzentrieren, die gymnasiale Bildung in Qualität und Tiefe zukunftsfest zu machen. Jetzt aber fordern Lehrer-, Eltern- und Kommunalverbände, das ganze Paket wieder aufzuschnüren: G 9 für alle, allenfalls mit Überholspur für die Besten. So wolle es die Basis. Basta.
Klingt einfach. Ist aber zu einfach. Besonders befremdlich ist, dass die Direktorenvereinigungen sich für diesen brachialen Plan hergeben. Wissen sie nicht, dass sich viele Schulleiter sehr wohl eine Mischung aus G 8 und G 9 im Land vorstellen können? Warum soll etwa ein privates Gymnasium nicht bei G 8 bleiben dürfen? Der Aufwand sei zu groß, heißt es. Ein seltsames Argument – rechtfertigt Bildungspolitik, die allen gerecht wird, nicht fast jeden Aufwand?
Im Wahlkampf versprachen CDU und FDP den Schulen Wahlfreiheit, im Koalitionsvertrag auch. Der Gesetzentwurf des Ministeriums setzt dieser Freiheit schon hohe Hürden. Und jetzt plötzlich G 9 für alle? Hoffentlich macht Schwarz-Gelb das nicht mit. BERICHT LEHRER, ELTERN UND KOMMUNEN . . ., TITELSEITE
EG 9 brachial
Wettbewerb am Airport
ine hohe Ehre erwies die EU-Kommission gestern dem Flughafen der NRW-Landeshauptstadt. Sie erklärte, dass für sie ein weiter funktionierender Wettbewerb am drittgrößten Flughafen Deutschlands die entscheidende Bedingung war, um den Erwerb des Air-Berlin-Ablegers Walter durch Lufthansa durchzuwinken. Lufthansa und Eurowings müssen also auf viele Start- und Landerechte verzichten. Trotzdem kommt die Gruppe künftig auf einen Marktanteil von 50 Prozent in Düsseldorf.
Ist das zuviel? Damit sich auch Langstreckenflüge lohnen, ist es einerseits gut, wenn eine einzelne Airline einen hohen Marktanteil hat – dann füllen viele Umsteiger aus ganz Europa die Jets nach Übersee.
Andererseits ist starker Wettbewerb auf der Kurzstrecke nötig, damit die Preise nicht zu stark steigen. Auf der Strecke nach Berlin springt ab Januar Easyjet mit der dortigen stark wachsenden Flotte aus dem Air-Berlin-Erbe ein. Jetzt kann man nur hoffen, dass Easyjet oder ein anderer Billigflieger sich die nun frei werdenden Slots in Düsseldorf holt, um Eurowings auf weiteren Strecken Konkurrenz zu machen. BERICHT