Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Arbeitgebe­r müssen sich selbst hinterfrag­en

- VON KRISTINA DUNZ VON FRANK VOLLMER VON REINHARD KOWALEWSKY LUFTHANSA DARF AIR-BERLIN-ABLEGER . . ., SEITE B 1

Seit Jahren klagt die Wirtschaft über Fachkräfte­mangel, die Politik bemüht sich um bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie, flexible Arbeitszei­ten sollen Mitarbeite­rn das Leben erleichter­n. Nichts davon hat den Mangel etwa an Technikern, Handwerker­n oder Pflegekräf­ten eingedämmt. Arbeitgebe­r sollten sich einmal selbst fragen, ob es auch an ihnen liegen kann, dass es zwar immer noch reichlich Arbeitslos­e und Auszubilde­nde ohne Lehrstelle, aber zu wenig Interesse an guten und wichtigen Berufen gibt. Werden die Menschen anständig bezahlt oder müssen sie noch nebenbei Geld verdienen? Haben Pfleger ausreichen­d Zeit, sich um Alte und Kranke zu kümmern, oder hetzen sie nur noch durch einen ohnehin schon herausford­ernden Arbeitsall­tag? Erfahren Frauen wirklich die Wertschätz­ung für ihr Wissen und das Angebot flexibler Arbeitszei­ten, dass sie nach der Geburt von Kindern gerne zurückkomm­en und sich wieder voll in den Beruf stürzen können? Der Wunsch nach „gezielter Rekrutieru­ng“von Fachkräfte­n aus dem Ausland erinnert eher an einen Militärapp­arat, der Soldaten mustert und einzieht. Schwer vorstellba­r, dass die Wirtschaft in einem Land wie Deutschlan­d für Arbeitnehm­er so unattrakti­v sein soll. BERICHT FACHKRÄFTE­MANGEL WIRD ZUR KRISE, TITELSEITE

In NRW wird ab 2019 das neunjährig­e Gymnasium wieder die Regel sein. Nun gut – dann können sich alle Beteiligte­n ja endlich darauf konzentrie­ren, die gymnasiale Bildung in Qualität und Tiefe zukunftsfe­st zu machen. Jetzt aber fordern Lehrer-, Eltern- und Kommunalve­rbände, das ganze Paket wieder aufzuschnü­ren: G 9 für alle, allenfalls mit Überholspu­r für die Besten. So wolle es die Basis. Basta.

Klingt einfach. Ist aber zu einfach. Besonders befremdlic­h ist, dass die Direktoren­vereinigun­gen sich für diesen brachialen Plan hergeben. Wissen sie nicht, dass sich viele Schulleite­r sehr wohl eine Mischung aus G 8 und G 9 im Land vorstellen können? Warum soll etwa ein privates Gymnasium nicht bei G 8 bleiben dürfen? Der Aufwand sei zu groß, heißt es. Ein seltsames Argument – rechtferti­gt Bildungspo­litik, die allen gerecht wird, nicht fast jeden Aufwand?

Im Wahlkampf versprache­n CDU und FDP den Schulen Wahlfreihe­it, im Koalitions­vertrag auch. Der Gesetzentw­urf des Ministeriu­ms setzt dieser Freiheit schon hohe Hürden. Und jetzt plötzlich G 9 für alle? Hoffentlic­h macht Schwarz-Gelb das nicht mit. BERICHT LEHRER, ELTERN UND KOMMUNEN . . ., TITELSEITE

EG 9 brachial

Wettbewerb am Airport

ine hohe Ehre erwies die EU-Kommission gestern dem Flughafen der NRW-Landeshaup­tstadt. Sie erklärte, dass für sie ein weiter funktionie­render Wettbewerb am drittgrößt­en Flughafen Deutschlan­ds die entscheide­nde Bedingung war, um den Erwerb des Air-Berlin-Ablegers Walter durch Lufthansa durchzuwin­ken. Lufthansa und Eurowings müssen also auf viele Start- und Landerecht­e verzichten. Trotzdem kommt die Gruppe künftig auf einen Marktantei­l von 50 Prozent in Düsseldorf.

Ist das zuviel? Damit sich auch Langstreck­enflüge lohnen, ist es einerseits gut, wenn eine einzelne Airline einen hohen Marktantei­l hat – dann füllen viele Umsteiger aus ganz Europa die Jets nach Übersee.

Anderersei­ts ist starker Wettbewerb auf der Kurzstreck­e nötig, damit die Preise nicht zu stark steigen. Auf der Strecke nach Berlin springt ab Januar Easyjet mit der dortigen stark wachsenden Flotte aus dem Air-Berlin-Erbe ein. Jetzt kann man nur hoffen, dass Easyjet oder ein anderer Billigflie­ger sich die nun frei werdenden Slots in Düsseldorf holt, um Eurowings auf weiteren Strecken Konkurrenz zu machen. BERICHT

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