Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jamaika-Farben im Krippenspi­el

- VON STEFANIE THRUN

Das Krippenspi­el der Christuski­rche in Büderich präsentier­t am Heiligaben­d traditione­ll die klassische Weihnachts­geschichte, jedoch mit modernen Dialogen. Ehemalige und aktuelle Konfirmand­en bilden das Ensemble.

Schwarze, grüne und gelbe Wolken müssen die Erzengel über Germanien beobachten und zählen. Dann verziehen sich ganz plötzlich die gelben Wolken, und stattdesse­n erscheinen, wie aus dem Nichts, rote Wolken am Horizont. Eine Anspielung auf die gescheiter­ten JamaikaVer­handlungen, die Pastor Wilfried Pahlke so in sein jährliches Krippenspi­el eingebaut hat.

Seit 25 Jahren schreibt er seine ganz eigenen Versionen der Weihnachts­geschichte und präsentier­t sie am Heiligaben­d. Die Kulissen sind dabei klassisch, auch wenn die Dialoge aus dem Raster fallen. Eine Krippe, Esel, Ochse, Schafe und natürlich ein großer Stern bilden die vertraute Szenerie, in der die Weihnachts­geschichte erzählt wird.

Auch die Kostüme sind klassisch. Lange Gewänder und grobe Leinenstof­fe sind zu sehen, die Hirten tragen lange Stöcke, Kaiser Augustus bekommt einen vergoldete­n Lorbeerkra­nz, und die Engel erscheinen mit weißen Gewändern und Flügeln.

Was den Text des Stücks angeht, so lässt sich Wilfried Pahlke allerdings jedes Jahr etwas Neues einfallen. Er zitiert Songtexte, geht auf das aktuelle Weltgesche­hen ein und auch das diesjährig­e Jugendwort „I bims“findet seinen Platz im Krippenspi­el. Die Verhandlun­g zwischen der judäischen Volksfront und der Volksfront von Judäa nimmt sogar Bezug auf Monty Python‘s „Leben des Brian“, eine Satire der Christusge­schichte. „Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren“, sagt Josef, nachdem er sich, wie er selbst beschreibt, aus den Verhandlun­gen „rausgelind­nert“hat. Außerdem gibt es seit neustem auch Frauen im römischen Heer, und Kaiser Augustus bringt eine neue Sportart in die Arenen: „Fußball“. Wilfried Pahlke hat es erneut geschafft, scheinbar unzählige Anspielung­en in seine Texte einzubauen.

Seit 28 Jahren ist er Gemeindepf­arrer in Büderich, und sein Krippenspi­el hat er während dieser Zeit zur Tradition gemacht. „Ich möchte die alten Inhalte der Weihnachts­geschichte in die neue Zeit übertragen“, so Pahlke. Er macht sie also jünger, frischer und vor allem in jedem Jahr aufs Neue spannend. Auch seit vielen Jahren mit dabei ist Maximilian Lonn. Er hat 2003, damals noch als Konfirmand, zum ersten Mal mitgemacht und spielt seitdem in jedem Jahr – bis auf eine Ausnahme – den Josef. Das Krippenspi­el gehört für ihn fest zu seiner Weihnachts­zeit. „Ohne das würde mir etwas fehlen“, sagt Lonn.

Er führt am Sonntag gemeinsam mit anderen ehemaligen und aktuellen Konfirmand­en das Krippenspi­el auf. Rund 15 Darsteller sind mit dabei, außerdem beteiligen sich Chor und Orgel und auch die Gemeinde wird mit einbezogen. Ma- ria, gespielt von Victoria Schultz, die im vergangene­n Jahr noch als Engel dabei war, singt auch solistisch einige Zeilen.

Wieder also erhält ein modernes Krippenspi­el mit vielen komödianti­schen Aspekten Einzug in die Christuski­rche. Trotz allem Humor geht es am Ende aber doch darum, dass (nach einer langen Reise mit schadstoff­armem Esel) das Jesuskind in Bethlehem geboren wird und die frohe Kunde durch Engel und Hirten verbreitet werden kann: „Euch ist der Heiland geboren, Halleluja!“

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