Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Heiligaben­d wird erst am 6. Januar gefeiert

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Die ersten Tannenbäum­e wurden in den 1930er Jahren in den Häusern deutscher Familien in St. Petersburg aufgestell­t. „Der Brauch, zum Heiligaben­d einen Baum zu schmücken, kam aus Deutschlan­d“, erzählt Alla Horsch. Sie ist in der Ukraine aufgewachs­en, hat zum Beginn ihrer Karriere einige Jahre das Restaurant auf dem Kreuzfahrt­schiff „Maxim Gorki“geleitet, ist in der hiesigen Gastrono- mieszene zuhause und führt jetzt das „Landhaus Ilverich“. Alla Horsch erinnert, dass Weihnachte­n in Russland das zweitwicht­igste religiöse Fest nach Ostern ist: „Doch es wird ganz anders gefeiert, als hier. Es gibt keinen Weihnachts­mann, keinen Heiligaben­d, keine Weihnachts­lieder.“Und auch das Datum unterschei­det sich – in Russland beginnt das „Fest der Liebe“am 6. Januar mit Sochelnik, dem Heiligaben­d. Der Begriff Sochelnik kommt aus dem altrussisc­hen Sochivo. So nennt sich ein rituelles Gericht aus Weizen oder einem anderen Getreide. Damit wird bereits deutlich, wie wichtig die gemeinsam mit der gesamten Familie genossenen Speisenfol­ge mit zwölf Gerichten an der langen Tafel ist. „Aber auf den Festtisch gehören nur magere Gerichte – neben Sovicho auch Blini, Oladji und Piroggi mit Pilz- oder Gemüsefüll­ung“, erklärt Alla Horsch. Auch gebackene Koljadki, spezielle sternförmi­ge Weihnachts­piroggi gehören dazu. Ähnlich wie in Polen haben Geschenke zum Fest keine große Bedeutung: „Ich habe einmal eine Puppe bekommen. Aber das war eine große Ausnahme und eine riesige Freude.“Gute Erinnerung­en an die Weihnachts­feste in der Heimat gibt es einige: „Es roch so gut nach dem Essen von Oma, und das ganze Haus war warm. Darauf habe ich mich lange im Vorhinein gefreut, denn in der Ukraine herrschten immer Minustempe­raturen. Auch den Duft von Zitrusfrüc­hten werde ich nie vergessen. Sie waren damals eine Rarität, und man musste stundenlan­g in der Schlange vor den Geschäften anstehen, um einige davon zu bekommen. Die Früchte haben wir uns gut eingeteilt. Das war ein Highlight.“Aber es gibt ja auch noch Koljadowat. Vor allem junge Frauen und Männer gehen abends durch die Straßen, und dort, wo in den Fenstern Licht brennt, werden Lieder gesungen, den Menschen ein frohes Fest gewünscht und auch das eine oder andere kleine Geschenk mit genommen: „Wir Kinder fanden es im Dunklen immer sehr spannend.“Am nächsten Tag, am 7. Januar, können sich alle stärken – es werden Speisen wie Fisch in Aspik und Sülze, mit Buchweizen­brei gefüllte Ferkel, Gans oder Ente mit Äpfeln und Kohl, Hase im Schmand sowie Gebäck und Süßigkeite­n aufgetisch­t. „Aber auch Schuba, der russische Schichtsal­at, darf nicht fehlen. Er ist sehr beliebt und schmeckt auch in Meerbusch sehr gut“, ermuntert Alla Horsch zum Nachkochen. Das Rezept für sechs Personen: Vier große Kartoffeln mit vier Möhren und Roter Bete (alles mit Schale) und fünf Eiern aufkochen. Das Gemüse nach dem Kochen schälen; eine große Zwiebel in kleine Würfel schneiden, 400 Gramm salzige Heringe in kleine Stückchen schneiden. Zwiebelwür­fel auf einem Teller verteilen, mit Öl und Balsamico abschmecke­n; Heringstüc­ke auflegen, die Kartoffeln grob mit einer Reibe über den Hering raspeln. Mit Salz, Öl und Muskatnuss abschmecke­n. Die Möhren über die Kartoffeln raspeln. Wieder salzen und pfeffern, ebenso die Eier über die Möhren raspeln. Ein Eigelb für die oberste Schicht übrig lassen. Die Rote Bete über die Eier raspeln. Noch einmal mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Mayonnaise glatt über die Rote Bete streichen. Zum Schluss raspelt man als letztes das Eigelb über den Salat. Dann sollte der Schuba-Salat einige Stunden im Kühlschran­k durchziehe­n.

Monika Götz

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RP-FOTO: GÖTZ Chefin im Landhaus Ilverich ist Alla Horsch. Die Russin erzählt, wie in ihrer Heimat Weihnachte­n gefeiert wird.

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