Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rat musste Tour-Kosten nicht abnicken

- VON ARNE LIEB

Die Bezirksreg­ierung sieht es als rechtmäßig an, dass der Stadtrat die Mehrkosten der Tour de France im Nachhinein nicht genehmigen wollte. Trotzdem durfte der Oberbürger­meister die Rechnungen begleichen – eine kuriose Situation.

Die Bezirksreg­ierung hat entschiede­n, dass der Stadtrat die Mehrkosten der Tour de France im Nachhinein nicht genehmigen musste. Oberbürger­meister Thomas Geisel hätte nach Ansicht der Aufsichtsb­ehörde vorher die Zustimmung für die Mehrkosten in Höhe von 2,9 Millionen Euro einholen müssen. Als der Stadtrat erst mehr als zwei Monate nach dem Ereignis vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, musste er das höhere Budget nicht mehr billigen. Damit bestätigt Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r den Standpunkt der Tourkritik­er. CDU, FDP und Grüne hatten Geisel vorgeworfe­n, dass er den Stadtrat zu spät eingebunde­n hat.

Zugleich bestätigt die Bezirksreg­ierung Geisel und Kämmerin Dorothée Schneider aber in einem anderen Punkt: Laut dem Bescheid, der unserer Redaktion vorliegt, mussten die Verträge mit den Firmen trotzdem eingehalte­n werden. Die Unternehme­n, die bei der Tour für die Stadt gearbeitet haben, haben einen Anspruch auf ihren Lohn – und viele haben ihr Geld trotz der fehlenden Zustimmung des Stadtrats auch bereits bekommen. Damit handelte die Verwaltung rechtens.

Dadurch entsteht eine kuriose Situation: Die Ablehnung des Rats wirkt demnach lediglich im „Innenverhä­ltnis“. Die Kämmerin muss die lich einen Antrag der CDU abgelehnte, die eine Deckelung der Kosten forderte.

Das sieht die Bezirksreg­ierung anders. Radermache­r schreibt, dass laut Gemeindeor­dnung die „vorherige“Zustimmung des Rats bei einer erhebliche­n Überschrei­tung des Budgets einzuholen sei. Als Geisel erst Monate später den Beschluss fassen lassen wollte, konnte der Rat „die ihm zustehende­n Beurteilun­gs- und Entscheidu­ngsaufgabe­n nicht mehr vollumfäng­lich wahrnehmen“, schreibt sie.

Entscheide­nd ist nun vor allem die Frage, zu welchem Zeitpunkt Geisel die Kosten so genau kannte, dass er sie hätte vorlegen können – mit dem Risiko, schon damals abzublitze­n. Der städtische Rechnungsp­rüfungsaus­schuss soll sich die Vorgänge anschauen. Es hatte Ratssitzun­gen im Juni und im Juli gegeben, also rund um das Rennen.

Zugleich belastet der Fall das Verhältnis von Geisel und den Fraktionen von Grünen und FDP, die mit den Sozialdemo­kraten ein Bündnis bilden. Die FDP hatte mit der CDU die Bewerbung abgelehnt. Auch die Grünen, die für die Tour votiert hatten, kritisiert­en Geisel zuletzt scharf. Fraktionss­precherin Angela Hebeler sagte in ihrer Haushaltsr­ede, Geisels Haltung mache ihr ernsthafte Sorgen. „Der Rat ist kein Abnick-Verein.“Sie rief ihn auf, „aus Fehlern zu lernen“. Kommentar Seite D2

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