Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Wirtschaft in der Region boomt und braucht dringend Fachkräfte
Die Wirtschaft in der Region läuft ausgezeichnet. So gut, dass der Boom an manchen Stellen zu deutlichen Engpässen führt. Insbesondere erweist sich der Fachkräftemangel als Gefahr – schon jetzt bremst er die Entwicklung vieler Unternehmen.
Man hat sich fast schon daran gewöhnt – eine Rekordmeldung jagt die nächste. „Der rheinischen Wirtschaft geht es so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr“, fasste Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, das Ergebnis der jüngsten Konjunkturbefragung der IHKs im Rheinland bei der Präsentation der Zahlen zusammen. Und im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper habe sich die konjunkturelle Hochstimmung auch im Herbst 2017 mit einem Allzeithoch fortgesetzt, stellte die Handwerkskammer Düsseldorf in ihrem KonjunkturHerbstgutachten fest. Am Arbeitsmarkt sieht es ähnlich gut aus. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt weiter und lag im Herbst unter dem Vorjahresniveau.
Alles in Butter also? Wären da nicht in allen Meldungen die Untertöne, die nachdenklich machen. Beispiel Ausbil- dungsmarkt. Der werde zum Risiko, teilte die Bundesagentur für Arbeit (Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen) kürzlich mit. In ihrer Bilanz der diesjährigen Ausbildungssaison kommen die Arbeitsmarktexperten zum Ergebnis, dass es an Rhein und Ruhr mehr unversorgte Jugendliche und mehr unbesetzte Ausbildungsstellen gab.
„Am Ausbildungsmarkt gab es im abgelaufenen Vermittlungsjahr nur wenig Bewegung“, sagte Christiane Schönefeld, Leiterin der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen, zur Bilanz. „Landesweit ist es nicht gelungen, das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. Zudem stiegen die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze und die der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Der Ausbildungsmarkt bleibt hinter der wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Dabei wird in NRW in den kommenden Jahren die Nachfrage nach gut ausgebildetem Nachwuchs weiter steigen.“Der Fachkräftemangel bremst die Entwicklung vieler Unternehmen schon jetzt aus. Zumindest wird das befürchtet. „Fast jeder zweite Betrieb gibt dies zu Protokoll“, zitierte Dr. Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und amtierender Geschäftsführer der IHK-Initiative Rheinland, aus der IHK- Konjunkturbefragung. „Fachkräftemangel ist damit zum größten Konjunkturrisiko geworden. Bau und Gastgewerbe sind besonders in Sorge.“
Nicht anders sieht es im Handwerk aus, wie das Herbstgutachten zeigt: Ein Viertel der Betriebe meldet offene Stellen. „Die am stärksten personalsuchenden Firmen des Gewerblichen Bedarfs und der Lebensmittelberufe leiden akut unter Fachkräftemangel. Bei Flei- schern, Konditoren und Bäckern ist der Mangel an Fachkräften und Betriebsübernehmern mittlerweile sogar Hauptursache für Betriebsaufgaben“, kommentierte der Präsident der Kammer, Andreas Ehlert, diese Rückmeldungen der Firmenchefs.
Eine wichtige Aufgabe also für alle Akteure, alles Erdenkliche dafür zu tun, Fachkräfte zu gewinnen. Die Experten der Kammern haben dazu einige Vorschläge unterbreitet. Eine gute Bildung gilt als Standortstärke Deutschlands. Das duale System der Berufsausbildung und die Hochschulen spielen eine wichtige Rolle. „Umso wichtiger ist es, hier die Qualität im internationalen Vergleich zu halten beziehungsweise auszubauen“, sagte Soénius. Das nur noch in geringem Maße zur Verfügung stehende Fachkräfteangebot sei bereits ein akutes Problem.
Im Handwerk erhofft Kammerpräsident Ehlert Impulse für die Bemühungen der Unternehmen um ausreichenden Nachwuchs durch Vorhaben der neuen Landesregierung, die „erhebliche“bürokratische Grundbelastung der Betriebe zurückzufahren und den Beruflichen Bildungssektor zu stärken. „Das sind zentrale Themen und vertrauensbildende Wegmarken“, so der Handwerkspräsident.
„In NRW wird die Nachfrage nach gut
ausgebildetem Nachwuchs weiter
steigen“