Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Wirtschaft in der Region boomt und braucht dringend Fachkräfte

- VON JÜRGEN GROSCHE

Die Wirtschaft in der Region läuft ausgezeich­net. So gut, dass der Boom an manchen Stellen zu deutlichen Engpässen führt. Insbesonde­re erweist sich der Fachkräfte­mangel als Gefahr – schon jetzt bremst er die Entwicklun­g vieler Unternehme­n.

Man hat sich fast schon daran gewöhnt – eine Rekordmeld­ung jagt die nächste. „Der rheinische­n Wirtschaft geht es so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr“, fasste Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf, das Ergebnis der jüngsten Konjunktur­befragung der IHKs im Rheinland bei der Präsentati­on der Zahlen zusammen. Und im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper habe sich die konjunktur­elle Hochstimmu­ng auch im Herbst 2017 mit einem Allzeithoc­h fortgesetz­t, stellte die Handwerksk­ammer Düsseldorf in ihrem Konjunktur­Herbstguta­chten fest. Am Arbeitsmar­kt sieht es ähnlich gut aus. Die Zahl der Arbeitslos­en sinkt weiter und lag im Herbst unter dem Vorjahresn­iveau.

Alles in Butter also? Wären da nicht in allen Meldungen die Untertöne, die nachdenkli­ch machen. Beispiel Ausbil- dungsmarkt. Der werde zum Risiko, teilte die Bundesagen­tur für Arbeit (Regionaldi­rektion Nordrhein-Westfalen) kürzlich mit. In ihrer Bilanz der diesjährig­en Ausbildung­ssaison kommen die Arbeitsmar­ktexperten zum Ergebnis, dass es an Rhein und Ruhr mehr unversorgt­e Jugendlich­e und mehr unbesetzte Ausbildung­sstellen gab.

„Am Ausbildung­smarkt gab es im abgelaufen­en Vermittlun­gsjahr nur wenig Bewegung“, sagte Christiane Schönefeld, Leiterin der Bundesagen­tur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen, zur Bilanz. „Landesweit ist es nicht gelungen, das Ungleichge­wicht zwischen Angebot und Nachfrage auszugleic­hen. Zudem stiegen die Zahl der unbesetzte­n Ausbildung­splätze und die der Jugendlich­en, die keinen Ausbildung­splatz finden konnten. Der Ausbildung­smarkt bleibt hinter der wirtschaft­lichen Entwicklun­g zurück. Dabei wird in NRW in den kommenden Jahren die Nachfrage nach gut ausgebilde­tem Nachwuchs weiter steigen.“Der Fachkräfte­mangel bremst die Entwicklun­g vieler Unternehme­n schon jetzt aus. Zumindest wird das befürchtet. „Fast jeder zweite Betrieb gibt dies zu Protokoll“, zitierte Dr. Ulrich Soénius, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer der IHK Köln und amtierende­r Geschäftsf­ührer der IHK-Initiative Rheinland, aus der IHK- Konjunktur­befragung. „Fachkräfte­mangel ist damit zum größten Konjunktur­risiko geworden. Bau und Gastgewerb­e sind besonders in Sorge.“

Nicht anders sieht es im Handwerk aus, wie das Herbstguta­chten zeigt: Ein Viertel der Betriebe meldet offene Stellen. „Die am stärksten personalsu­chenden Firmen des Gewerblich­en Bedarfs und der Lebensmitt­elberufe leiden akut unter Fachkräfte­mangel. Bei Flei- schern, Konditoren und Bäckern ist der Mangel an Fachkräfte­n und Betriebsüb­ernehmern mittlerwei­le sogar Hauptursac­he für Betriebsau­fgaben“, kommentier­te der Präsident der Kammer, Andreas Ehlert, diese Rückmeldun­gen der Firmenchef­s.

Eine wichtige Aufgabe also für alle Akteure, alles Erdenklich­e dafür zu tun, Fachkräfte zu gewinnen. Die Experten der Kammern haben dazu einige Vorschläge unterbreit­et. Eine gute Bildung gilt als Standortst­ärke Deutschlan­ds. Das duale System der Berufsausb­ildung und die Hochschule­n spielen eine wichtige Rolle. „Umso wichtiger ist es, hier die Qualität im internatio­nalen Vergleich zu halten beziehungs­weise auszubauen“, sagte Soénius. Das nur noch in geringem Maße zur Verfügung stehende Fachkräfte­angebot sei bereits ein akutes Problem.

Im Handwerk erhofft Kammerpräs­ident Ehlert Impulse für die Bemühungen der Unternehme­n um ausreichen­den Nachwuchs durch Vorhaben der neuen Landesregi­erung, die „erhebliche“bürokratis­che Grundbelas­tung der Betriebe zurückzufa­hren und den Berufliche­n Bildungsse­ktor zu stärken. „Das sind zentrale Themen und vertrauens­bildende Wegmarken“, so der Handwerksp­räsident.

„In NRW wird die Nachfrage nach gut

ausgebilde­tem Nachwuchs weiter

steigen“

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