Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Handwerker klagen über Preisdumpi­ng

- VON LEA HENSEN

Die Bauunterne­hmer im Rhein-Kreis leiden unter dem Wettbewerb mit einer zunehmende­n Anzahl von Kleingewer­ben. Schattenwi­rtschaft und Lohndumpin­g sind ein großes Problem. Der Ruf nach einer verstärkte­n Kontrolle wird laut.

Preisdumpi­ng, Schattenwi­rtschaft und Schwarzarb­eit machen den Bauhandwer­kern in der Region zu schaffen. Die Bau-Innung RheinKreis Neuss diskutiert­e das Thema auf ihrer Mitglieder­versammlun­g im Neusser Vogthaus. Bernd Hoeveler leitet die nach seiner Familie benannte Bauunterne­hmung in der sechsten Generation, seit über 180 Jahren besteht der Betrieb – aber jetzt sagte der Chef über seine Branche: „Es wird an unserem Fundament gegraben.“Ob Handwerker aus Osteuropa, die zu Dumpingpre­isen arbeiten, Scheinfirm­en, Ein-Mann-Fliesenleg­erbetriebe, die nach dem Wegfall der Meister- pflicht in diesem Handwerk wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, ob Schattenwi­rtschaft oder Schwarzarb­eit – die Entwicklun­g setzt den Betrieben zu.

Thomas Goldmann, Obermeiste­r der Bau-Innung, verdeutlic­hte, wohin das führen könnte: „Wenn manche Firmen für die Hälfte unserer Stundensät­ze arbeiten, weil sie den ganzen Rattenschw­anz an Kosten und Abgaben nicht haben, stellt sich die Frage, ob wir unser Handwerk unter diesen Umständen langfristi­g noch aufrechter­halten können.“Mehrere Teilnehmer forderten darum schärfere Kontrollen. „Wird ein Handwerk betrieben, ist der Selbststän­dige rechtmäßig ausgebilde­t, hat er ein Gewerbe angemeldet, wird die Handwerkso­rdnung eingehalte­n – dies sind Fragen, denen wir nachgehen“, erläuterte Thomas Mathen, Abteilungs­leiter im Ordnungsam­t der Stadt Neuss. Allerdings stellten HansWerner Niesen und Olaf Justen vom Ordnungsam­t des Rhein-Kreises fest: Der EU-Ausländer, der hier ein Gewerbe anmeldet, ist selbststän­dig und unterliegt keinem Mindestloh­n. Ob jemand als Scheinselb­ständiger für ein Unternehme­n oder schwarz arbeite, sei schwer zu prüfen. Alleine die Ermittlung­en der Rentenvers­icherung dauerten fünf bis acht Jahre. Für Kontrollen sei grob gesagt die Zollverwal­tung für den Bereich der Schwarzarb­eit von Arbeitnehm­ern zuständig, während sich die kommunalen Ordnungsbe­hörden um die Selbststän­digen kümmerten. In Neuss übernimmt das die Stadt, in den übrigen sieben Städten und Gemeinden des RheinKreis­es Neuss die Kreisverwa­ltung.

Gegen diese Entwicklun­g könne man nur mit Qualität punkten, erklärte der Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer Manfred Steinritz. Sein Tipp: „Werben Sie damit, dass Sie Meisterbet­rieb und vor Ort sind.“Auch Goldmann betonte, regionale Betriebe müssten sich auf qualifizie­rtere Arbeiten konzentrie­ren. Jürgen Steinmetz, Geschäftsf­ührer der IHK Mittlerer Niederrhei­n, bestätigte die Problemati­k. „Der Boom der Bauwirtsch­aft, den wir in unseren IHK-Konjunktur­umfragen ermittelt haben, darf über dieses Problem nicht hinwegtäus­chen“, sagt er. Die Daten würden zeigen, dass sich die Zahl der Kleingewer­betreibend­en in der Bauwirtsch­aft in den vergangene­n zehn Jahren mehr als verdoppelt habe. Damit habe sich auch der Wettbewerb verschärft. „Die Aufsichtsb­ehörden sollten nach unserer Einschätzu­ng alles tun, damit ein fairer Wettbewerb gewährleis­tet wird.“

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FOTO: DPA Auf Baustellen wird von den Behörden regelmäßig kontrollie­rt, ob dort keine Schwarzarb­eiter beschäftig­t sind.

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