Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gezielte Hilfe für Langzeitar­beitslose

- VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER VON HORST THOREN WOELKI: KIRCHE NICHT POLITISCHE­R..., SEITE A 7

Wer in einer Zeit, in der die Wirtschaft über Jahre eine gute Konjunktur erlebt, keine Arbeit findet, schafft dies auch bei anhaltende­m Job-Boom nicht alleine. Diese Menschen brauchen Hilfe. Es darf aber nicht wieder der Fehler begangen werden, Arbeitslos­igkeit mit Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen zu bekämpfen. Den Langzeitar­beitslosen muss vielmehr der Weg in den ersten Arbeitsmar­kt, also direkt zu den Unternehme­n, geebnet werden – so schwierig das auch ist. Die Arbeitsage­ntur kann diese Aufgabe nicht alleine bewältigen. Sie muss sich mit Schulen, Kitas und sozialen Diensten vernetzen. Viele Betroffene benötigen längere Zeit einen Ansprechpa­rtner für ihre Schwierigk­eiten beim Neustart.

Langzeitar­beitslosen mit Kindern muss bevorzugt geholfen werden. Denn die traurige Realität ist, dass Sozialhilf­ekarrieren mitunter über Generation­en vererbt werden. Es gibt bereits viele Hilfsangeb­ote für Kinder aus den Familien von Langzeitar­beitslosen – finanziell und praktisch vor Ort. Die beste Hilfe für diese Kinder aber ist, wenn sie sehen, dass ihre Eltern ein geregeltes Leben mit eigenem Einkommen führen. Diese Vorbildfun­ktion kann kein staatliche­s Hilfsprogr­amm ersetzen. BERICHT VOLLBESCHÄ­FTIGUNG AB 2019 MÖGLICH, TITELSEITE

Streitfall Familienna­chzug

Die Familie steht unter dem besonderen Schutz des Grundgeset­zes, unabhängig von der Herkunft ihrer Mitglieder. Das gilt auch für den Nachzug von Eltern und Kindern von Flüchtling­en, die voraussich­tlich dauerhaft ihren Aufenthalt in Deutschlan­d haben. Wenn also Menschen, die zwar nur vorübergeh­enden Schutz genießen, aber doch auf längere Zeit hier bleiben, ihre engsten Familienan­gehörigen nachholen wollen, darf sich der deutsche Staat nicht versagen. Er würde sonst nicht nur gegen die Menschlich­keit, sondern auch gegen das Grundgeset­z verstoßen.

Allerdings ist es berechtigt zu fragen, wie viele wohl aus Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanista­n dann zu uns stoßen. Dazu ist noch viel Aufklärung­sarbeit nötig. Und solange das nicht geklärt ist, darf der Stopp des Familienna­chzugs nicht fallen. Denn ein Einfallsto­r für eine weitere ungeregelt­e Einwanderu­ng darf der Familienna­chzug nicht werden. Also sind zunächst Härtefälle zu regeln. Dann muss es aber eine grundsätzl­iche Lösung geben, auch wenn etwas mehr Menschen zu uns kommen. BERICHT UNION GIBT BEIM FAMILIENNA­CHZUG NACH, TITELSEITE

Kirche ist politisch

Wer die Pfarrer gelobt hat, die zum Ende der DDR den Mund aufmachten und Demokratie einfordert­en, darf sich nicht beschweren, wenn sich heute im freien Deutschlan­d Kirchenver­treter mit politische­n Botschafte­n zu Wort melden. Wen das stört, weil es der eigenen politische­n Auffassung widerspric­ht, der hat weder Demokratie verstanden noch Jesu Auftrag. Der vermeintli­che Linksdrall der Kirchen, den mancher aus biblischen Gleichniss­en herauslies­t, wird in der CDU als unangemess­ene Verwendung des Glaubens gewertet. Ist das wirklich so? Die Union, von der meist kirchennah­e Kritiker behaupten, sie müsse das christlich­e C aus ihrem Namen streichen, tut sich zunehmend schwer mit Kirchenver­tretern. Oft nehmen Bischöfe und Kardinäle konträre Positionen ein, Pfarrer und Pastoren kämpfen für Flüchtling­srechte und sozialen Ausgleich. Wer ihnen Parteipoli­tik unterstell­t, handelt in Wahrheit aus parteipoli­tischem Kalkül. Zur Wahrheit gehört auch: Das Wirken Jesu war revolution­är und politisch. In den Niederunge­n heutiger Parteipoli­tik ist sein Wort nicht zu Hause. BERICHT

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