Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ceconomy-Aktie steigt um fünf Prozent

- VON GEORG WINTERS

Der Tod des Media-Saturn-Miteigentü­mers Erich Kellerhals ist, so zynisch das klingt, für die Börse eine gute Nachricht. Der jahrelange Streit um Macht und Einfluss beim Elektronik­händler geht womöglich noch schneller zu Ende als erhofft.

DÜSSELDORF In der Logik der Börse ist mehr Platz für Makabres als für Menschlich­es. Man erinnere sich nur an den November 2000. Da veröffentl­ichte der an der Börse notierte Fußball-Bundesligi­st Borussia Dortmund, dass sein Stürmer Heiko Herrlich an einem Gehirntumo­r erkrankt sei. Die Reaktion am Aktienmark­t: Der Kurs sank, weil die Börsianer die Erfolgscha­ncen der Borussia und damit der Aktie durch den längerfris­tigen Ausfall eines sportliche­n Leistungst­rägers verringert sahen.

Aus der Erfahrung heraus darf man sich nicht darüber wundern, dass nach dem Tod des Media-Saturn-Minderheit­sgesellsch­afters Erich Kellerhals am ersten Weihnachts­tag der Aktienkurs des Elektronik­händlers Ceconomy gestern steil gestiegen ist. Um fast fünf Prozent ging der Kurs gestern nach oben. Die für Normalster­bliche zynisch anmutende Begründung der Börsianer: Nach dem Tod des 78Jährigen könnte eine Einigung mit seinen Erben über die künftige Eigentümer­struktur bei Media-Saturn leichter werden. Und das könnte sich auch für die Muttergese­llschaft Ceconomy positiv auswirken.

Darauf setzen die Ceconomy-Verantwort­lichen schon seit langer Zeit. Bei der Bilanzpres­sekonferen­z des Unternehme­ns vor zehn Tagen hatte Vorstandsc­hef Pieter Haas auch klar gesagt, wie er sich eine Lösung des jahrelange­n Konflikts unter den Eignern vorstellt: eine Trennung der Streithähn­e nämlich dergestalt, dass Ceconomy den 21-Prozent-Anteil an Media-Saturn von Kellerhals übernehmen sollte. Der Mediator Clemens Vedder war von beiden Seiten beauftragt worden, eine Lösung im Interesse aller Beteiligte­n zu finden.

Darauf hatte Kellerhals allerdings bisher noch nicht offiziell reagiert. Sollten seine Erben tatsächlic­h ihren Anteil an Ceconomy verkaufen, würde das den Käufer sicher eine Stange Geld kosten. Zu sehr hat Kellerhals in den vergangene­n Jahren um den Fortbestan­d seines Lebenswerk­s gerungen, zu sehr hat er sich an Ceconomy und deren Vorgängerg­esellschaf­t, der alten Metro, und deren Management aufgeriebe­n. Das Verhältnis war zerrüttet, da können die mitfühlend­en und lobenden Worte nach dem Tod des ehemaligen Geschäftsp­artners auch nichts ändern. Die Metro erklärte: „Wir haben mit Betroffenh­eit vom Tod von Erich Kellerhals erfahren“und würdigte die unternehme­rische Leistung von Kellerhals, das Ceconomy-Management nannte ihn eine „bemerkensw­erte Unternehme­rpersönlic­hkeit“.

Dabei gab es in den vergangene­n Jahren fast nur Streit. Kellerhals hat sich nach dem Einstieg des Kaufhof bei Media-Markt vor knapp 30 Jahren im Gesellscha­ftervertra­g erhebliche Mitsprache­rechte gesichert, um die er seit 2011 mit den Konzernobe­ren kämpft. Erst gegen den damaligen Metro-Vorstandsv­orsit- zenden Eckhard Cordes, der gegen den Willen von Kellerhals einen Beirat durchsetzt­e, um Entscheidu­ngen bei Media-Saturn leichter zu machen; dann gegen den CordesNach­folger Olaf Koch; zuletzt nach der Aufspaltun­g der alten Metro gegen deren Nachfolger­in Ceconomy und ihren Spitzenman­ager Pieter Hass, mit dem Kellerhals eine innige Feindschaf­t verbunden haben soll. Die meisten Gerichtsst­reitigkeit­en sind gegen Kellerhals ausgegange­n.

Rund 2,6 Milliarden Euro Kaufpreis, die Mediator Vedder vorgeschla­gen haben soll, hat der potenziell­e Käufer schon einmal abgelehnt. Das kann man nachvollzi­ehen, weil selbst die Muttergese­llschaft Ceconomy am Aktienmark­t nur 3,9 Milliarden Euro wert ist, man den Wert des Kellerhals-Paketes an der Börse also selbst bei gutem Willen auf kaum eine Milliarde Euro veranschla­gen kann. Am Ende kommt es vor allem darauf an, wie viel Geld den Ceconomy-Entscheide­rn das Alleinregi­eren wert ist.

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